Duisburg. . Bei der Nacht der Ingenieure auf dem Neudorfer Hochschul-Campus ging unter anderem es um Hochspannung, lernende Maschinen und Bau von Schiffen.
Brrzt brrzt brrrrrzzt! – ganz sicher ist „Smoke on the water“ niemals elektrisierender gespielt worden als von zwei Tesla-Spulen. Angesichts der knisternden Hochspannung zwischen den kupfernen Türmen in den Räumen der Universität Duisburg-Essen (UDE) ist aber Abstand anzuraten. Dass man jedoch zur „Nacht der Ingenieure“ den Blitzen die Flötentöne beibringen kann, liegt daran, dass die elektrische Ladung zwischen den Spulen die Luft anheizt. Wenn sich die Luft anschließend entlädt, gibt’s einen Knall. Kontrolliert man diese Spannung, gibt es eben unzählige sehr melodische Entladungen.
Doch mit solchen technischen Spielereien will die Fakultät Ingenieurwissenschaften an diesem Freitagabend vor allem jungen Leute Lust auf einen technischen Beruf machen. Entsprechend vielfältig haben sich die Institute aufgestellt. Während oben elektrischer Rock’n Roll gewissermaßen abgespult wird, ist im Keller beim Institut für Schiffstechnik alles buchstäblich im Fluss. Hier wird in einem kleinen Becken mit einem Schiffsmodel anschaulich simuliert, welche Kraft ein Boot aufbringen muss, um 1,1 Knoten zu erreichen. Und versetzt eine Gruppe Schüler in neugieriges Staunen, selbst wenn die Wirkungen zwischen Gewichten, Geschwindigkeit und Wasser dahinter den Schädel rauchen lassen.
Kernthema: Künstliche Intelligenz
In Schwitzen kommt auch Erik. Der Elfjährige misst sich beim Air-Hockey just mit einer Maschine und dem Kernthema des Abends: künstliche Intelligenz. Kühle Algorithmen verbunden mit einer Kamera über dem Hockeytisch und einem maschinell gesteuerten Schläger treten gegen den Schüler an. Beide Seiten müssen versuchen, den Puck ins Tor zu schlagen.
Dabei berechnet die Maschine die Geschwindigkeit und Taktik, mit der Erik die Scheibe auf ihr Tor stößt. „Sie kann mit der Zeit sogar ahnen, wie der Gegner den Puck schlagen wird“, verrät Jörn Linke von der Firma ITQ, die mit ihrem Partner AMK an solchen lernenden Systemen arbeitet. Anwendungsgebiete? So ziemlich alles zwischen selbstfahrenden Autos und Produktionsketten für Dosenfutter, bei denen der Deckel richtig platziert werden muss.
Spiel über Bande überlistet die Technik
Womit der smarte Zahlenakrobat allerdings nicht gerechnet hat: Erik ist Profi-Eishockeyspieler. „So stark ist die Maschine auch nicht, wenn man über Bande spielt“, meint der Elfjährige lässig, gibt aber auch zu, „es wird mit der Zeit schwieriger“. Und die Technik sei hier noch ganz am Anfang, verspricht Jörn Linke.
Maschinen, die gegen uns spielen, die uns fahren sollen oder die uns wie Alexa im eigenen Wohnzimmer die Wünsche von den Lippen ablesen – wie viel Sorge muss man sich eigentlich über eine Zukunft der „künstlichen Intelligenz“ machen? Max Frei, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der UDE, hat den Stand der Dinge mal auf einer Tafel und mit einem Versuch darzustellen versucht. „Der Begriff ‘künstliche Intelligenz’ löst eine gewisse Erwartung aus. Aber sind solche Maschinen ‘intelligent’? Es gehört mehr dazu als nur Berechnung und Logik“, entwarnt Frei.
Maschine ist oft nicht so präzise wie der Mensch
Bei Erkennungssoftware – die etwa zur Objekt und Gesichtserkennung genutzt werden soll – ist die Maschine sehr häufig längst nicht so präzise wie ein Mensch. Ob es sich bei dem gescannten Objekt (ein Wecker) um eine Uhr handeln könnte? Der Algorithmus scheint gerade eine Art Glaubenskrise durchzumachen: Er vermutet nur zu 46 Prozent einen Wecker. Auch die fußballerischen Künste von Robotern, wie sie am Abend von der Uni Bremen und dem Deutschen Forschungszentrum demonstriert wurden, hinken förmlich hinterher. Selbst wenn die Bremer Fußballroboter zur Robo-Cup-Weltmeisterschaft in Montréal den zweiten Platz holten. Frei winkt daher ab: „Ich würde statt von künstlicher Intelligenz zu sprechen, lieber einen anderen Begriff wählen: maschinelles Lernen.“
Angebot hilft jungen Besuchern weiter
„Informativ“, „witzig“, „hat mir weitergeholfen“ – so kam die Engineer’s Night bei vielen jungen Leuten an. Mancher bemängelte allerdings die Unübersichtlichkeit am Campus. Trotz Lageplan hätte eine bessere Beschilderung nicht geschadet.
Infos zu Engineer’s night und zur Fakultät für Ingenieurwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen gibt’s unter: uni-due.de/iw.