Duisburg. . Der Pianist Ivo Neame eröffnet mit seiner Band die Intermezzo-Saison in der Lutherkirche. Großartiges Quartett aus Großbritannien.

Dem noch jungen Pianisten und Keyboarder Ivo Neame gehört die Zukunft des britischen Jazz, der in den 70er Jahren von Bands wie Nucleus und Soft Machine geprägt war. Zum Quartett von Ivo Neame, auch als virtuoser Tastenmann der Formation Phronesis bekannt, gehören mit dem Saxofonisten George Crowley, dem Bassisten Tom Farmer und dem Schlagzeuger Jan Scott Musiker einer jungen Generation ab, die sich jetzt zum Auftakt der vielversprechenden Intermezzo-Saison mit einem starken Konzert in der Duisserner Lutherkirche vorstellten.

Zu hören waren weitgehend Kompositionen ihrer neuen CD „Moksha“, die neue jazzmusikalische Akzente setzt, um aber jederzeit die Brücke zur reichen Tradition des englischen Jazz-Rock zu schlagen. Vorsichtshalber entschuldigte sich der Bandleader erst einmal für seine verirrten Landsleute: „Sorry about the Brexit.“

Markante und originelle Kompositionen

Der unter anderem als Begleiter von Größen wie Kenny Wheeler oder Marius Neset auch als Sideman im Studio viel gefragte Ivo Neame, der 1981 in Kent geboren wurde, machte mit seinen Freunden von Anfang an klar, dass es an diesem Abend keinen stilistischen Cross-Over oder hüftschwingende Weltmusik geben würde. Stattdessen bewiesen die jungen Musiker, wie frisch der konventionelle moderne Jazz immer noch sein kann. Unterstützt von einem jederzeit pointiert spielenden Rhythmus-Duo warfen sich dann Pianist Neame und Saxofonist Crowley die Bälle zu. Weit entfernt vom tanzbaren Groove krachender Funk-Bands setzt dieses Quartett mit seinen markanten und originellen Kompositionen auf eine intelligente Kommunikation.

Ivo Neame präsentierte sich am Flügel mit großer Virtuosität, die aber immer dem musikalischen Konzept untergeordnet war. Dazu lieferte die Band mit viel Spielwitz komplexe rhythmische Figuren, die ganz ohne Effekthascherei blieben. George Crowley erinnerte mit seinem furiosen Saxofon-Sound und seinen gekonnten thematischen Sprüngen bisweilen an den großen Michael Brecker.

Ein Lob gebührt auch der subtilen Rhythmus-Arbeit von Bassist Tom Farmer und Schlagzeuger Jan Scott, die für Spannung und präzises Tempo sorgten. Es ist beruhigend, dass dieser britische Jazz sich niemals als vordergründige Party-Musik versteht, sondern auf die lange Tradition eines intellektuellen europäischen Jazz verweist. Viel Beifall für großartige Musiker.