Duisburg/Düsseldorf. Zwei Jahre war Bedriye El Mehri von ihrem Sohn Issa getrennt. Jetzt konnte die Mutter den Dreijährigen am Flughafen in die Arme schließen.
Der dreijährige Issa ist zurück in Deutschland. Am Donnerstagnachmittag ist die Maschine aus Istanbul gelandet, die den Sohn zurück nach Hause und zu seiner Mutter bringt. In Begleitung seines Vaters und mit vielen Tränen endet somit eine zwei Jahre andauernde Zeit des Bangens und Wartens.
Donnerstagmittag, 15:23 Uhr am Flughafen Düsseldorf: Flug PC1003 aus Istanbul ist mit acht Minuten Verspätung gelandet. An Bord der Maschine sitzt der dreijährige Issa. In der Ankunftshalle wartet sehnsüchtig Mutter Bedriye El Mehri.
"Wir haben es endlich geschafft"
Bereits aus dem Flugzeug sendet der Familienvater erste Videos nach der Ankunft. „Wir haben es endlich geschafft", sagt die Mutter unter Tränen. "Ich kann meinen geliebten Sohn endlich in meine Arme schließen. "Mit Luftballons in den Händen warten die Geschwister Dunya (6) und Zahraa (8) auf ihren kleinen Bruder. Im Gepäck haben sie für ihn Spielzeugautos und Überraschungseier dabei.
Nicht nur die Familie des kleinen Issa ist gekommen. Im Ankunftsbereich warten dutzende Unterstützer und Journalisten. Sie alle wollen den Moment erleben, den Familie El Merhi herbeigesehnt hat: die Zusammenführung der Familie.
Innige Umarmung von Issa und seiner Mutter
Um 16.20 Uhr ist es soweit. Issa und sein Vater verlassen den Sicherheitsbereich des Flughafens. Unter viel Applaus und Tränen der Verwandtschaft stürmt der kleine Junge auf seine Mutter zu, die ihn innig umarmt.
"In Zukunft kann ich ihm über den Kopf streicheln und ihn trösten, wenn er traurig ist, mit ihm lachen, spielen, ihn aufwachsen sehen“, sagt Mutter Bedriye El Mehri noch vor seiner Ankunft. Jetzt überwältigt von den Gefühlen "kann ich ihn drücken und nicht mehr los lassen."
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Die letzte Umarmung gab es vor zwei Jahren. Damals ist Bedriye El Mehri mit ihrem Sohn zu einer Trauerfeier in den Libanon geflogen. Bei der Rückreise wurde dem erst einjährigen Sohn die Ausreise verweigert. Der Grund: Der Junge hatte nur eine vorläufige Aufenthaltsbescheinigung. Die Gültigkeit erlosch bei der Ausreise aus Deutschland.
Dreijähriger lebte bei der Tante im Libanon
Um die Rechtslage zu klären und auf Empfehlung eines Mitarbeiters der Botschaft, reiste die Mutter zurück nach Duisburg. Die Ausländerbehörde vor Ort teilte der Mutter jedoch mit: „Ich sei selber schuld und hätte gar nicht ausreisen dürfen. Für mich brach eine Welt zusammen“, sagt die Mutter.
Denn seither lebte sie von ihrem Sohn getrennt. Die Mama ließ ihren Sohn schweren Herzens im Libanon bei einer Tante zurück. Sie konnte weder zu Issa reisen, noch das Kleinkind herholen. Lediglich Videoanrufe waren die einzige Verbindung zwischen Mutter und Sohn in den vergangenen zwei Jahren.
In ihrer Not startete die Mutter eine Online-Petition auf change.org. Es war ihr letzter Versuch, auf den Fall aufmerksam zu machen und um Hilfe zu bekommen. Fast 110.000 Menschen hatten die Petition „Nicht ohne meinen Sohn“ unterzeichnet.
Standesamtliche Trauung und Berufstätigkeit der Eltern
Die 28-jährige Bedriye El Mehri, die im März ihr viertes Kind erwartet, kam als Sechsjährige aus der Türkei nach Deutschland. Zusammen mit ihrem Ehemann Louay El Mehri und den zwei Töchtern lebt die Familie in Essen. Über Jahre erhielt die dreifache Mutter keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Das lag auch daran, dass die Bebriye El Mehri keine feste berufliche Anstellung vorweisen konnte.
Viele Bedingungen musste die Familie erfüllen, um eine Veränderung des Status zu erzielen und um der Wiedereinreise des Sohnes näher zu kommen – dazu gehört etwa eine standesamtliche Trauung sowie die Berufstätigkeit beider Eltern.
Am 14. Januar wurde der Einsatz endlich belohnt. Die Botschaft in Beirut stellte Issa ein Visum aus. Nach jahrelangem Gezerre und Behördengängen stand einer Zusammenführung der Familie nichts mehr im Wege. Am Düsseldorfer Flughafen am Ausgang 6 war es um 16.20 Uhr nun endlich soweit.