Duisburg . Ein Duisburger Vater suchte Jahre lang nach Tochter und Sohn. Nun steht die Mutter wegen Entziehung Minderjähriger vor Gericht.
Jahre lang hatte ein 44-jähriger Duisburger seine beiden Kinder gesucht. Mit ihrer Mutter waren sie 2014 verschwunden. Im vergangenen Jahr machte er den heute neun Jahre alten Jungen und das acht Jahre alte Mädchen in Spanien ausfindig, holte sie mit Hilfe deutscher und spanischer Behörden zurück. Die Mutter der Kinder wurde im August festgenommen, sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Nun steht die 43-Jährige vor dem Amtsgericht.
Die Anklage wirft ihr Entziehung Minderjähriger und einen Verstoß gegen eine vollziehbare Anordnung vor. Gegen ein ausdrückliches behördliches Verbot soll sie sich im November 2014 mit den Kindern ins Ausland abgesetzt haben.
Leben in alternativer Kommune
Durch ihre Verteidigerin ließ die 43-Jährige ein pauschales Geständnis vortragen. Danach hatte sie sich zunächst in Griechenland, später in Portugal und zuletzt in Spanien aufgehalten und dort in einer alternativen Kommune gelebt. „So etwa nach Art der 70er Jahre“, versuchte es die Anwältin zu beschreiben.
Nachfragen des Schöffengerichts beantwortete die Angeklagte mit einem überheblichen Lächeln. „Meinen Kindern ging es dort viel besser als unter den Zwängen ihres Geburtslandes“, so die 43-Jährige, die weite Teile ihres Lebens von den Sozialsystemen verschiedener Staaten lebte und insgesamt neun Kinder gebar.
Der Gesundheitszustand der kränkelnden Kinder habe sich deutlich gebessert, behauptete die Angeklagte. „Und ich halte nichts davon, Kinder jeden Tag in ein Betongebäude zu stecken, wo sie Dinge lernen, die sie später nie brauchen.“ Und der fehlende Vater? „Der ist ja vorher auch nie dagewesen“, meinte die 43-Jährige schnippisch.
Kinder sollen in schlechtem Zustand gewesen sein
Das sah der 44-jährige Zeuge allerdings ganz anders. Schon zuvor, im Streit um das Besuchsrecht für seine Kinder, habe die Angeklagte ihn immer wieder auflaufen lassen und alles getan, um ihn als schlechten Vater dastehen zu lassen. Inzwischen hätten sich die Kinder gut in seine Patchwork-Familie, in der insgesamt sechs Kinder leben, eingewöhnt.
„Als ich sie zurück bekam, waren sie allerdings in einem ganz schlechten Zustand.“ Beide Kinder seien erheblich untergewichtig gewesen, hätten Würmer und Läuse gehabt. „Und sie waren an keinerlei geordneten Tagesablauf gewöhnt, konnten weder Lesen noch Schreiben.“
Für die Strafzumessung wird der Zustand der Kinder nach der Entführung von großer Bedeutung sein. Das Gericht will bei einem weiteren Termin Ende Januar daher noch die behandelnden Ärzte hören.