Duisburg. WAZ-Autorin Johanna Koch hat als Pfadfinderin das Friedenslicht von Betlehem aus Linz nach Duisburg gebracht. Ein Erfahrungsbericht.
Mit vollgepackten Wanderrucksäcken, dicken Jacken und eisernen Tonnen treffen sich die Pfadfinder aus Nordrhein-Westfalen am Donnerstagabend in Düsseldorf am Hauptbahnhof. In den Tonnen stehen Kerzen, noch brennen sie nicht, aber das soll sich bald ändern. Es geht nach Linz, zur Abholung des Friedenslichtes. Mitten drin wir, drei Pfadfinder aus dem Buchholzer Stamm Heilig Geist. „Das Friedenslicht ist ein wichtiges Symbol. Ich bin stolz, dass wir es dieses Jahr selbst nach Duisburg holen dürfen.“ Simon Lentz tritt mit mir und Antonia (15) die Reise nach Linz an.
Mit dem Nachtzug machen wir uns auf den langen Weg das kleine Licht entgegen zu nehmen und nach Duisburg zu bringen. Nach einer kurzen Nacht, einem dünnen Kaffee und zu wenig Schlaf kommen wir in Linz an.
In der Jugendherberge wird mir zum ersten Mal bewusst wie viele wir sind, als wir Stühle für den Begrüßungsimpuls aufreihen. Insgesamt sind es 150 Pfadfinder aus Deutschland. Nicht nur wir von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg sind dabei, auch die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg, Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder und der Verband Deutscher Altpfadfinder. Für uns ist es dieses Jahr ein besonderes Jahr, denn seit 25 Jahren bringen die Pfadfinder das Friedenslicht von Österreich aus nach Deutschland. Zum Begrüßungsimpuls ist auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger eingeladen: „Ich freue mich, Sie alle in meiner Stadt begrüßen zu dürfen und dass Sie das Friedenslicht von hier aus nach ganz Deutschland tragen werden.“
Die Aussendungsfeier in Linz ist ebenfalls an ein Jubiläum geknüpft. Sonst kommt das Licht aus Wien, doch zur Feier des 30. Jubiläums der Aussendung ging es zurück in die Stadt, wo der Österreichische Rundfunk Linz 1986 die Idee zur Aussendung des Lichtes hatte. Vor 30 Jahren kam es zur ersten Aussendung, die seither immer größer wurde und immer mehr Menschen erreicht.
Mit über 1000 anderen Pfadfindern aus 19 Nationen versammelten wir uns am Samstagnachmittag in der größten Kirche Österreichs, dem Mariendom. Wie wir haben sie Laternen und Kerzen dabei, um das Licht von Linz zu sich nach Hause zu tragen.
„Wir möchten euch dazu ermutigen, auf vielfältige Art und Weise die Vision des Friedens zu verteilen“, lautet die Begrüßung, passend zum diesjährigen Motto des deutschen Friedenslichtes: „Frieden braucht Vielfalt – zusammen für eine tolerante Gesellschaft“.
Und dann kommt endlich die Kerze, auf die wir alle warten. Das Friedenslichtkind, dieses Jahr ein Pfadfinder aus Oberösterreich, zieht in die Kirche ein, gefolgt von Delegationen der Länder, die das Licht entgegennehmen werden.
Nach der Predigt, in der es um die Weitergebung des Lichtes und seiner Bedeutung geht, wird das Licht verteilt. Jedes Land liest eine Fürbitte in seiner Landessprache vor, danach überreicht das Friedenslichtkind die kleine Flamme an die Länder. Ein letztes Lied wird gesungen und dann ist die Aussendungsfeier vorbei. „Während des Gottesdienstes hat man gemerkt, dass wir alle aus anderen Ländern kommen, aber doch alle Pfadfinder sind“, freut sich Antonia.
Die deutsche Delegation hat das Licht erhalten und jetzt müssen wir gut darauf auspassen, damit es nicht erlischt. Zur Sicherheit bringen wir eine Lampe in die Jugendherberge, denn bis zur Abfahrt haben wir noch einige Stunden vor uns.
Um Mitternacht treffen wir uns am Bahnhof, der Zug soll eigentlich um eins fahren, hat aber Verspätung. Müde und erschöpft sitzen wir im Bahnhof, vor uns die Laternen mit dem Friedenslicht.
Erneut geht es mit dem Liegewagen zurück nach Deutschland, wo wir Sonntagmorgen in München umsteigen.
Im Zug beginnt die Verteilung des Lichtes. An jedem Bahnhof, an dem wir halten, warten die anderen Pfadfinder mit ihren Kerzen auf uns. Wir steigen aus, geben das Licht weiter, wechseln ein paar Worte. Am frühen Mittag nähern wir uns Duisburg.
Zuhause werden alle Kerzen mit dem Licht aus Linz entzündet. Es darf nicht ausgehen, denn bis zur Aussendungsmesse am Abend sind wir die einzigen, die das Licht in Duisburg haben. Abends bringen wir es zur Jesus-Christus-Kirche. Hier findet die Aussendungsfeier in Duisburg statt. Die Feier beginnt, die Kirche wird abgedunkelt und das Licht von uns zum Altar getragen. Am Ende des Gottesdienstes kommt es zur Verteilung. Von Docht zu Docht wird das Friedenslicht weitergegeben, bis die Kirche voller Kerzenlichter ist, die alle aus dem einen Friedenslicht aus Bethlehem entzündet wurden.
Ich beobachte die Menschen, die das Licht aus der Kirche heraus nach Hause tragen. Bei dem Anblick wird mir klar, dass wir es geschafft haben. Wir haben das Friedenslicht und seine Botschaft von Linz bis nach Duisburg gebracht.