Duisburg. Die Zahl der Paket-Lieferungen in Deutschland steigt rasant. Ein Besuch im Verteilzentrum an der Kommandantenstraße in Duisburg.
Mike Kendziorra wuchtet Pakete: Quadratische, längliche, große, immer maximal 31,5 Kilo schwer. Sein Job entscheidet, ob Geschenke noch rechtzeitig zum Fest ankommen. Bevor die Päckchen unterm Baum liegen, stapeln sie sich im Lager. Des einen Freud ist des anderen Schweiß. Ein Besuch im DHL-Verteilzentrum an der Kommandantenstraße.
Der Bundesverband „Paket und Express Logistik“ (Biek) rechnet damit, dass in diesem Jahr bundesweit rund 330 Millionen Sendungen an Privatpersonen verschickt werden. Allein im ersten Halbjahr ist das so genannte Sendungsvolumen um 5,9 Prozent gestiegen. 120.000 Sendung stellt DHL pro Woche vor Weihnachten allein in Duisburg zu. Die meisten sind Onlinebestellungen, nur selten findet sich ein hübsch verzierter Karton von Privatpersonen darunter.
Ein Tag bei DHL in Duisburg
Es ist halb neun Uhr morgens. Mike Kendziorra hat alle Hände voll zu tun. Bevor er gleich durch Meiderich fährt, muss die Ware in die richtige Reihenfolge sortiert werden. „Ich hab’ so 250 auffem Tacho“, schätzt Kendziorra beim Blick auf die vollen Wagen. Die Aufschrift auf einem Karton verrät, dass jemand sich Wein liefern lässt. Mode ist dabei, aber auch Kosmetik.
Der 48-Jährige arbeitet seit 2013 bei DHL, zuvor hat er für Hermes Pakete zugestellt. Die Bedingungen beim gelben Riesen seien besser – bezahlt wird nach Tarif und wer sich bewährt, bekommt eine Festanstellung. Um die Knochen zu schonen, stehen Sackkarren parat, aber Mike Kendziorra hievt die meisten Sachen so in den Transporter. Drei Päckchen übereinander, das geht schneller. „Nützt ja nix“, sagt er. Rücken hat er sowieso.
Das Betriebsklima ist familiär. DHL-Produktionsleiter Thomas Bluhmki läuft durch die Reihen. „Wie geht’s, was macht die Familie?“ fragt er bei den Zustellern nach. „Moin, Chef!“, grüßen sie zurück. „Bei mir können die Mitarbeiter bis zur Rente bleiben. Ich wäre ja doof, die gehen zu lassen“, betont Bluhmki. Er ist für alle Standorte in Duisburg zuständig.
Das Verteilzentrum an der Kommandantenstraße gehört zu den kleinen und älteren. „Aber die Lage ist super, wir sind schnell auf der Autobahn und in den Bezirken“, betont Depotleiter Jörg Brotzki. Andererseits: Gibt’s morgens Stau, hakt’s im Betriebsablauf. Dann kommen die Pakete später an der Kommandantenstraße an und auch die Auslieferung verzögert sich. Stadtteile im Norden und Westen werden teilweise von anderen Standorten betreut.
In diesem Sommer gab es keine Flaute
„Der Kunde kann sich wünschen, wann und wo er sein Paket liefern oder ablegen lassen möchte. Das nehmen immer mehr in Anspruch“, erklärt Pressesprecherin Britta Töllner. Sie kann schon vorhersagen: Ist das Wetter am Wochenende schlecht, ist in der kommenden Woche in den Zustellbasen mehr zu tun. Auch wenn Online-Anbieter „schwarze Freitage“ ausrufen, steigt die Zahl der Pakete. Früher gab es manchmal ein Sommerloch. „Doch in diesem Sommer haben wir von einer Flaute nichts gemerkt“, sagt Brotzki.
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Mike Kendziorra kennt seine Pappenheimer im Bezirk. Er weiß, wer sich regelmäßig Klamotten schicken lässt und, wann er wo klingeln kann. Im Hinterkopf hat er abgespeichert, in welchem Erdgeschoss ein hilfsbereiter Nachbar wohnt und wie es der Oma geht und dass die Tante bald Geburtstag feiert. „Für einige gehöre ich mit zur Familie, die freuen sich, wenn ich bei ihnen klingel’.“ Selbst seine ehemaligen Kunden, die er für Hermes beliefert hat, freuen sich, wenn sie ihn wiedersehen.
Die Duisburger freuen sich über ein kleines Schwätzchen an der Haustür und Mike Kendziorra, weil er seine Pakete direkt los wird. Sonst müsste er sie wieder einpacken, am nächsten Tag erneut mitnehmen oder in einem DHL-Shop hinterlegen. „Meine Quote ist gut. Ich bin einer der besten Zusteller in Duisburg“, sagt er stolz.
Auch wenn seine Frau weiß, wie schwer sein Job ist – sie bestellt trotzdem ein paar Weihnachtsgeschenke online. „Nehmen Sie Ihr doch die Plastikkarte weg“, rät Chef Thomas Bluhmki. Kendziorra winkt ab: „Ich hatte die nie.“ Jörg Brotzki lässt sich seine Geschenke direkt zum Verteilzentrum schicken. „Für mich muss kein Mitarbeiter durch die Gegend fahren.“