Duissern. . Zwei Bierbänke, Glühwein und Selbstgebasteltes: Duisserner treffen sich am Ottilienplatz. Mit dem Erlös wird „Gemeinsam gegen Kälte“ unterstützt.
Duisburgs kleinsten Weihnachtmarkt kündigt das Schild an – und schon das ist ungewöhnlich. Auf eine ausrangierte Tür haben die Nachbarn am Ottilienplatz einen Schneemann gemalt, der in den Nachthimmel starrt. Schnee gibt’s zwar nicht, aber immerhin hat der Regen zwischenzeitlich eine Pause eingelegt.
Eine offizielle Veranstaltung ist dieser Weihnachtsmarkt nicht, aber richtig geheim gehalten wurde er auch nicht – auf der Internetseite nebenan.de gab’s eine Ankündigung. Die Duisserner haben zwei Bierzelt-Garnituren dekoriert, leuchtende Sterne um einen Baum gewickelt und das rosa farbige Rad, das die Besucher in Duissern stets freundlich begrüßt, mit Tannenzweigen und Kugeln versehen. Einer Straßenbarke wurde eine Nikolausmütze übergestülpt. „Hier wohnen unheimlich viele Musiker und als wir mal wieder zusammensaßen, kam uns die Idee, mal einen Weihnachtsmarkt zu veranstalten“, erklärt Doris Stegemann.
Passende Live-Musik
Sie und ihre Mitstreiter haben an alles gedacht: Kuchen gibt’s, Glühwein mit und ohne Alkohol, Amaranta und Eylem haben extra vegane Plätzchen gebacken. Hund Jasper, der mittendrin herumwuselt, findet das Angebot durchaus verlockend, wird aber wieder weggescheucht – wie gemein. „Wir sind schon seit September dran. Die Weihnachtsstimmung kam dann mit der Zeit“, plaudert Doris Stegemann. Bernd Fastabend, ein weiterer Nachbar, hat Rentiere gebastelt. „Alles vom Kaiserberg. Die Äste haben wir unterwegs gefunden.“ Scheibenweise wurde das Holz verziert, mit Engeln und anderen weihnachtlichen Motiven. Die Deko-Gegenstände werden für einen guten Zweck verkauft. Einige haben ihre Keller aufgeräumt und noch Trödel beigesteuert. Mit den Einnahmen, rund 400 Euro sind es am Ende des Tages, wird der Verein „Gemeinsam gegen Kälte“ unterstützt.
In der ersten Etage der Bechemstraße geht ein Fenster auf. Reinhard Kaisers und Rüdiger Testrut haben das Notenheft mit Weihnachtsliedern aufgeschlagen. Eine „Jingle Bells“-Version für Gitarre und Trompete klingt auf die Straße. „Das ist ja mein Musiklehrer. Wir sind ja Nachbarn“, wundert sich Ella (7). Die Grundschülerin lernt gerade Querflöte. Ein Weihnachtslied kann sie schon spielen und will es an den Feiertagen ihrer Familie vorspielen. Mutter Kendra lobt die Initiative rund um den Ottilienplatz: „Das ist echt eine schöne Idee. So lernt man sich mal kennen – wie bei einem Straßenfest.“