Duisburg. . Wilfried Schmickler predigte am Sonntagabend vor rund 1000 Gästen bei der 14. Barbarafeier der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann.
Wilfried Schmickler als Predigtgast zu einem ökumenischen Gottesdienst einzuladen, erwies sich als gute Idee. Wohl auch wegen des wortgewaltigen Kölners aus der ersten Riege der deutschen Kabarettisten füllten rund 1000 Gäste am Sonntagabend die stimmvoll geschmückte Industriehalle zur Barbarafeier auf dem Werksgelände der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM). „Zivilcourage“ hatte das Organisationsteam um Okko Herlyn vorgegeben, Schmickler rief das Publikum auf, Mut zu haben, statt Angst.
Mit den Ängsten, die Umfragen zufolge rund 60 Prozent der Deutschen plagen, sei es wie mit dunklen Kellern, sagt Wilfried Schmickler: „Da hilft nur: Licht an.“ Schließlich gebe es „keinen Grund zur Angst. Nirgends“ – er lebe ja nicht in Aleppo, Kabul oder Ramallah.
„Es lebt sich ganz gut als Gutmensch“
„Und kommen Sie mir nicht mit den Flüchtlingen!“, rief er den Gästen zu. „Nicht die nehmen uns was weg, sondern Banken, Konzerne und Immobilienfonds.“ Wie also umgehen, mit den Populisten, die wieder Oberwasser zu gewinnen scheinen, den Holocaust zu einem Fliegenschiss machen und die Kanzlerin am Galgen baumeln lassen? Die direkte Konfrontation mit Rechten und Neonazis, die ist auch Wilfried Schmickler zu heikel: „Mir sind meine Vorderzähne lieber als meine Hintergedanken.“ Eine Frage der Haltung sei das, erinnerte er in seinem immer wieder von Beifall unterbrochenen Vortrag in dem für ihn typischen Stakkato-Ton: „Bleiben Sie bei der Wahrheit, bleiben Sie tolerant. Machen Sie Schluckübungen, bevor sie sauer aufstoßen.“
„Es lebt sich ganz gut als Gutmensch“, findet der Kölner, obwohl dieser Begriff mittlerweile zu einer üblen Beleidigung geworden sei. Er werde sich seine Träume nicht nehmen lassen von einem friedlichen Europa, einer besseren Welt und einem Deutschland, in das Menschen kommen können, weil sie hier in Freiheit leben können. „Das wird man doch noch sagen dürfen“, hält er schon deshalb für eine schlimme Aussage, „weil sie beinhaltet, dass es Meinungen gibt, die verboten sind.“ In der Gesellschaft schwinde die Achtung vor dem Anderen, dabei gebe es doch Probleme genug: Krankheiten und uferlos steigende Mieten hierzulande, Krieg und Flucht an vielen Orten der Welt. „Wir müssen uns nicht noch im Alltag das Leben schwer machen, indem wir jeden Respekt voreinander verlieren.“
Besser sei es wohl, „wenn wir uns miteinander den einen oder anderen Gedanken über die Zukunft machen“, empfiehlt Wilfried Schmickler, bevor der mit dem umstrittenen Satz von Angela Merkel schließt: „Wir schaffen das.“
>>> Posaunen, Philharmoniker und Chöre
Der Posaunenchor Großenbaum/Rahm, der Chor der Ev. Kirchengemeinde Trinitatis, das Trio der Duisburger Philharmoniker und das A-Cappella-Quartett Duisburg Voices gestalteten den ökumenischen Gottesdienst.
Die Kollekte, durchführt von Auszubildenden der HKM, dient alljährlich einem guten Zweck. In diesem Jahr wurde gesammelt für den Verein „Gemeinsam gegen Kälte“, der Menschen am Rande der Gesellschaft hilft.