Duisburg. . Beim Empfang des Hilfswerks mit Sitz in Duisburg spricht im März Auma Obama. Das Festprogramm startet mit dem Neujahrslauf um den Wolfssee.

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Die Predigt des Theologen Martin Niemöller zu diesem Jesus-Wort auf dem evangelischen Kirchentag war 1956 der Anlass zu handeln für Martin Bormann, einen Duisburger Kirchenmitarbeiter. 1959 versammelten sich fünf Männer um einen Küchentisch und vermittelten die ersten Patenschaften für indische Kinder in Schülerwohnheimen der Baseler Mission. Es war die Geburtsstunde der Kindernothilfe, die seither ihren Sitz in Duisburg hat. Im nächsten Jahr feiert sie ihren 60 Geburtstag.

Aus kleinen Anfängen ist eine der größten deutschen Nichtregierungsorganisationen gewachsen: 163 Mitarbeiter steuern aus der Zentrale am Sittardsberg derzeit rund 700 Projekte die mit Partner-Organisationen in 33 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas Kinder und ihre Familien unterstützen. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Erträge auf 68,1 Millionen Euro. „Rund 90 Prozent unserer Mittel bekommen wir aus Spenden“, berichtet Katrin Weidemann, die vor gut vier Jahren den Vorstandsvorsitz übernahm.

Auma Obama spricht beim Empfang

Das Ziel ist seit 60 Jahren unverändert: Kindern ein dauerhaft menschenwürdiges Leben ohne Armut, Elend, Gewalt und Ausbeutung zu ermöglichen. Bildungsprojekte sind ein Schwerpunkt, immer wieder ist die Kindernothilfe aber auch zur Stelle, wenn nach Naturkatastrophen und in Kriegen humanitäre Hilfe geleistet werden muss. Hilfe brauchen Kinder weltweit dringender denn je: „Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an Hunger, tausende Kinder kämpfen als Soldaten in Syrien, 72 Millionen Kinder arbeiten“, zählt Weidemann auf.

Neben zahlreichen Ehrenamtlichen, die für die Anliegen der Kindernothilfe werben, sind Prominente wichtige Botschafter. Dazu zählt in Duisburg Oberbürgermeister Sören Link. Er unterstützt ein Projekt in Duisburgs Patenstadt San Pedro Sula (Honduras). „Segensreich“, nannte der OB die Arbeit der Kindernothilfe, das Engagement für Bildung sei wichtig, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Weil die Stadt vom positiven Image profitiere, sei die Kindernothilfe „auch ein guter Botschafter für Duisburg.“

Die Zentrale am Sittardsberg in Buchholz ist seit vielen Jahren Sitz der Kindernothilfe.
Die Zentrale am Sittardsberg in Buchholz ist seit vielen Jahren Sitz der Kindernothilfe. © Friedhelm Geinowski

Prominent ist auch Dr. Auma Obama – die ältere Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama ist Gastrednerin beim Empfang zum 60. Geburtstag der Kindernothilfe am Freitag, 29. März. Die Germanistin, Soziologin und Autorin, die sich seit vielen Jahren für Kinder und Jugendliche stark macht, studierte und promovierte in Deutschland.

Auch hierzulande bleibt fast 30 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention noch viel zu tun, erinnert Katrin Weidemann: „Täglich werden in Deutschland 36 Fälle sexuellen Missbrauchs zur Anzeige gebracht.“

Lüder Lüers: Zeitzeuge und Indien-Helfer

Lüder Lüers (92) ist der letzte Zeitzeuge für die Gründung des Kindernothilfe-Vereins und Mitunterzeichner der Gründungsurkunde 1962. Zunächst engagierte er sich als Pate für indische Kinder und auch als ehrenamtlicher Übersetzer. 1965 gab er seinen Beruf in der Landschaftsarchitektur auf und ging für fünf Jahre nach Indien.

In einem Dorf bei Madras war er in einem ländlichen Entwicklungszentrum tätig und kümmerte sich um die Ausweitung und Qualifizierung der Arbeit der Kindernothilfe. Er initiierte auch die Gründung der ersten Partnerorganisation, der Church of South India – Council for Child Care. 1975 zog die nordindische Kirche nach. Lüder Lüers kehrte 1973 mit seiner Frau nach Deutschland zurück und gehörte bis 1989 dem Vorstand der Kindernothilfe an. Indien besuchte er zuletzt 2010. Bei seiner dreimonatigen Rundreise traf er viele ehemalige Patenkinder. „Unsere Hilfe hat gewirkt“, berichtete Lüers am Mittwoch im Rathaus, „viele arbeiten heute in Spitzenämtern in Indien, obwohl sie alle aus ärmsten Verhältnissen stammen.“