Duisburg. . In Polen ist beim Sortieren eines Altkleidertransports ein totes Baby gefunden worden. Ob es tot geboren oder getötet wurde, ist noch unklar.

Das war ein Schock: Bei der Sortierung eines Altkleidertransportes aus Duisburg haben Mitarbeiter vor rund zwei Wochen, am 17. November, im polnischen Kielce ein totes Neugeborenes gefunden. Wie die Polizei nun mitteilte, muss das kleine Mädchen in der Zeit vom 31. Oktober (Mittwoch) bis zum 8. November (Donnerstag) in einem Altkleidercontainer der Wirtschaftsbetriebe abgelegt worden sein. Wo genau, das ermittelt gerade die Polizei.

Leichenspürhunde untersuchen 470 Container

Dutzende Kräfte sind mit Leichenspürhunden unterwegs, um die 470 Container zu untersuchen. „Wir wissen, dass die Frauen, die in einer solch verzweifelten Lage sind, meist aus dem Umfeld kommen. Deshalb würde es uns sehr helfen, wenn wir wissen, wo der Container ist“, erklärt Polizeisprecher Ramon van der Maat.

Diesen Altkleidercontainer in Duisburg hat ein Spürhund der Polizei am Donnerstag untersucht. Auf dem Container ist der Aufruf der Polizei zu sehen, die sich Hinweise im Fall des toten Babys erhofft.
Diesen Altkleidercontainer in Duisburg hat ein Spürhund der Polizei am Donnerstag untersucht. Auf dem Container ist der Aufruf der Polizei zu sehen, die sich Hinweise im Fall des toten Babys erhofft. © Daniel Elke

„Es ist wahrscheinlich eine verzweifelte Frau, die nicht bei uns in der Beratung war. Sonst hätten wir ihr andere Möglichkeiten aufzeigen können“, sagt Britta Rommerskirchen von der Beratungsstelle „Pro Familia“. Seit 30 Jahren führt die Diplom-Pädagogin Schwangerschaftskonfliktberatung durch. Sie hat sich zusätzlich im Bereich „anonyme Geburt“ weitergebildet, bei der die Frauen das Kind im Krankenhaus bekommen können, ohne ihren Namen preis zu geben. Viele Frauen, die das Baby zur Adoption freigeben wollen, kommen alleine zur Beratung. „Eine junge Dame hat ihren Zustand bis zur Geburt vor den Eltern verheimlicht“, berichtet Britta Rommerskirchen.

Jede Altkleider-Fuhre lässt sich genau zuordnen

Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe, erklärt: „Die Kleider sollen in Säcke gepackt werden. So wurde auch der Säugling von einer Mitarbeiterin entdeckt, als sie die Tüte öffnete.“ Die blauen Container werden einmal pro Woche geleert und die Kleidung zentral gesammelt. Die bayrische Firma Wittmann holt die weggeworfenen Sachen ab und bringt sie nach Polen. Jede Fuhre wird verplombt, und lässt sich deshalb genau zuordnen. So kann man sagen, wo und wann die Kleider abgeholt wurden.

„Ich bin selbst Vater von drei Kindern und Enkeln. Das ging mir nahe, als ich davon erfahren habe“, erklärt Andreas Wittmann, Senior-Chef des Recycling-Unternehmens, das für die Wirtschaftbetriebe die Altkleider verwertet. So ein Fall sei zum Glück noch nie vorgekommen. Einmal sei eine tote Katze gefunden worden. Oder Geld und Papiere, die man dem Besitzer wieder zurück geben konnte. „Die Container stehen ja im öffentlichen Raum. Das lässt sich kaum kontrollieren.“

Unklar, ob Mädchen tot geboren oder getötet wurde

Obduktionsergebnisse von den polnischen Behörden liegen noch nicht vor. Die Staatsanwaltschaft hat ein Rechtshilfe-Ersuch gestellt. Unklar ist deshalb, ob das Kind schon tot geboren oder von der Mutter getötet wurde. Danach richtet sich auch das Strafmaß für die Tat.

Zum letzten Mal wurde 2011 in Rheinhausen ein toter Säugling von der Mutter in einem Gebüsch abgelegt. „Bei der Urteilsfindung wird in der Regel die verzweifelte Lage der Frau berücksichtigt“, betont van der Maat. Nun bittet die Polizei, die das Mädchen „Mia“ nennt, um Hilfe aus der Bevölkerung: Wer Angaben machen kann, möge sich dringend beim Duisburger Kriminalkommissariat 11 unter der Rufnummer 0203/280-4508 melden. Jeder noch so abwegig erscheinende Hinweis sei wichtig und werde diskret behandelt.

Auch die Mutter benötigt womöglich Hilfe. Wem also eine Frau oder ein Mädchen aufgefallen ist, deren Wesen sich in den vergangenen Monaten verändert hat – etwa durch Gewichts zu- oder abnahmen, eine Änderung des Kleidungsstils und verändertes Freizeitverhalten – soll ebenfalls Kontakt zur Polizei aufnehmen.