Duisburg. Als junger Polizist kam Georg Zellner schnell mit dem Tod in Berührung. Nun ist er Trauerbegleiter, dank eines Zertifikatskurses an der UDE.
Wasserleichen, Unfalltote, Mordopfer – es gibt wenig, was Georg Zellner in seinem Leben noch nicht gesehen und erlebt hat. Seit 43 Jahren ist er Polizist, arbeitet beim Landeskriminalamt in Düsseldorf. Was seine Kollegen im Dienst entdeckten, war sein Talent fürs Zuhören, fürs Unterstützen in schwierigen Situationen. Die Kollegialität macht er zum Nebenjob und nach der Rente zur Profession: Parallel zum Job hat er noch mal die Uni besucht und ist jetzt zertifizierter Trauerbegleiter und Verlustberater.
„Als junger Schutzmann wird man schnell mit dem Tod konfrontiert, in den 70er Jahren gehörte eine Vorbereitung darauf aber nicht zur Ausbildung“, erzählt Zellner. Nach jahrelangen Todesermittlungen entwickelte der 61-Jährige eine „intime Beziehung zum Tod“, die sich wandelte, als sein Kind geboren wurde und dieses blühende Leben im krassen Gegensatz zu seinem Berufsalltag stand. Da musste er erst mal mit sich selbst ins Reine kommen: „Welchen Umgang habe ich mit eigener Trauer, mit Verlust, welche Wertevorstellungen habe ich?“ Themen, die auch in dem einjährigen Zertifikatskurs der Uni Duisburg-Essen auf der Agenda standen.
Nicht nur um Todesfälle kümmert sich ein Trauerbegleiter
Empathie braucht ein Trauerbegleiter unbedingt, glaubt Zellner. Man müsse nachempfinden können, wie ein Klient denkt und fühlt, es gehe ja nicht nur ums Trost spenden. „Das ist eine intime Geschichte.“ Selbstredend gelte auch eine Verschwiegenheitspflicht, außerdem der Datenschutz. Und Supervision brauche es, um die aufgeladenen Päckchen der anderen wieder abladen zu können. Als Trauerbegleiter kümmert sich Zellner nicht allein um Todesfälle, auch Trennungen oder der Verlust des Arbeitsplatzes können Menschen aus der Bahn werfen und den Freundeskreis als Ersthelfer überfordern. Zellner reagiert auf Bedarf schnell. Nach einem ersten Anruf gebe es meist auch schnell einen ersten Termin, in der Anfangszeit eine enge Taktung.
Auf die Frage, warum er sich so kurz vor der Rente und einem Arbeitsleben mit vielen Dramen nicht auf etwas „Schönes“ stürzt, reagiert Zellner fast irritiert. Sich mit dem Tod zu beschäftigen, der so endgültig und nicht vorhersehbar sei, das sei für ihn schön: „Dadurch wird deutlich, was wirklich wichtig ist, das gibt einen Reichtum und macht wirklich Spaß und Sinn.“ Früher habe er sich auch mal für unsterblich gehalten, aber mit der Menge an Verlusten in einem Leben entstehe eine Sensibilität für die Thematik.
Bessere Vorbereitung auf Arbeitsunfälle oder Suizide
Seit fast 20 Jahren findet der Zertifikatskurs „Professionalisierte Trauerbegleitung und Verlustbewältigung“ an der Uni Duisburg am Standort Essen statt. Professor Arnold Langenmayr leitet die Weiterbildung, an der viele Experten aus der Praxis mitwirken, unter anderem Diplom-Psychologin Nao Honekamp-Yamamoto, die am Hospiz St. Raphael in Huckingen arbeitet.
An den Kursen nehmen Sozialpädagogen und Bestatter, Pfarrer und auch Menschen aus dem industriellen Bereich teil, die auf Arbeitsunfälle oder Suizide besser vorbereitet sein wollen. „Die Trauerbegleitung setzt da an, wo der Familien- oder Freundeskreis nicht mehr weiter weiß, wo die Belastung für alle Beteiligten zu groß wird“, sagt Langenmeyer.
Die Warteliste werde immer länger, der Bedarf immer größer. Nicht zuletzt wegen der langen Wartelisten für Psychotherapie-Plätze können die Trauerbegleiter hier eine Lücke schließen. Gezahlt werden muss aber sowohl der Zertifikatskurs an der Uni als auch die Dienstleistung der Trauerhelfer privat.
>>>> Infos zum Kurs und Kontakte zu Trauerbegleitern
Weitere Infos zum Zertifikatskurs der Ruhr-Campus-Academy: 0201 / 18 37 340
Kontakt zu Georg Zellner: 0178 - 33 02 345
Viele weitere Trauerbegleiter, nach Region sortiert, vermittelt der Bundesverband im Internet unter www.bv-trauerbegleitung.de/angebote/trauerbegleitende