Duisburg. . In einer Studie geben Gutachter Empfehlungen, wie sich der Einzelhandel in den Stadtteilen entwickeln soll. Eine Übersicht.

Die Politiker der Bezirksvertretung beraten in der kommenden Woche über das neue Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Dies ist nötig geworden, da die Daten des letzten Konzepts noch aus dem Jahr 2008 stammen und sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Stadtplanung geändert haben. Der Rat entscheidet am 26. November. Wird das Konzept beschlossen, haben anschließend die Bürger die Gelegenheit, zu dem Konzept Stellungnahmen abzugeben.

Neudorf und Wanheimerort zu Nebenzentren abgestuft

In dem neuen Konzept ändert sich einiges für die Stadtteile. So werden Neudorf und Wanheimerort zu so genannten Nebenzentren heraufgestuft. Ausschlaggebend für diese Entscheidung ist das entsprechende vorhandene Einzelhandelsangebot, die Gesamtverkaufsfläche und der Anteil zentrenrelevanter Sortimente. Dazu gehören etwa Bekleidung, Elektrokleingeräte, Hausrat, Schreibwaren oder Mode. Zu Produkten des kurzfristigen Bedarfs zählen laut Studie Nahrungsmittel, Drogerieartikel, Arzneien. Zum mittelfristiger Bedarf zählen Schuhe, Mode, Bücher, Spiele und Hausrat. In die Kategorie „langfristig“ fallen Möbel, Schmuck oder elektronische Geräte.

Neuenkamp verliert Status als Nahversorgerzentrum 

Die Zahl der Geschäfte ist in den vergangenen Jahren in Neuenkamp weiter gesunken, die Verkaufsfläche hat sich hingegen leicht erhöht – was zum Beispiel an einem Möbelgeschäft liegen könnte, das sich dort angesiedelt hat. Das Ortsbild ist geprägt durch Wohnnutzung und Leerstand. Zuletzt hatte sich die Sparkasse zurück gezogen und auch der Früchtekorb hat dicht gemacht. Deshalb hat Neuenkamp seinen Status als Nahversorgerzentrum verloren. Bürgermeister Manfred Osenger, selbst Neuenkämper, hat immerhin dafür gesorgt, dass einmal pro Woche ein mobiler Metzger und ein Obst- und Gemüsestand in Neuenkamp Station machen. „Das Angebot wird auch sehr gut angenommen“, berichtet Osenger. Die Wagen sind zudem ein beliebter Treffpunkt für die Bürger geworden.

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Stärken aus Sicht der Gutachter: Lebensmittelversorgung durch Discounter; geringes Verkehrsaufkommen; ÖPNV-Anbindung, begrünter und gestalteter Straßenraum.

Identifizierte Schwächen: Mehrere Leerstände; geringe Nutzungsdichte der Ladenlokale.

Empfehlung der Experten für den Stadtteil in puncto Einkaufen: Der Discounter ist von besonderer Bedeutung für die Bewohner des Stadtteils und sollte erhalten und gestärkt werden.

Beliebter Markt soll bei Hochfelds Aufwertung helfen  

Mehr Verkaufsfläche, aber weniger Geschäfte – so lässt sich die Lage entlang der Wanheimer Straße zusammenfassen. Laut Gutachten sind Angebote in allen Bedarfsbereichen vorhanden. Zum Teil wurden Leerstände mit Dienstleistungen wie Kiosken, Wettbüros oder Cafés gefüllt.

Stärken aus Sicht der Gutachter: Hohe Frequenz trotz geringer Aufenthaltsqualität; ÖPNV-Anbindung.

Identifizierte Schwächen: Hohes Verkehrsaufkommen; kleinteilige Strukturen; hoher Dienstleistungsanteil (etwa Friseure), kleinteiliger Einzelhandel.

Empfehlung der Experten für den Stadtteil in puncto Einkaufen: Die Aufenthaltsqualität entlang der Wanheimer Straße sollte verbessert werden. Der Markt, der stets gut besucht ist, trägt momentan nicht zur Aufwertung des Stadtteils bei. Hier könnten durch andere Wegebeziehungen Verbindungen geschaffen werden. Die Gutachter regen auch an, über eine Verlagerung des Marktes nachzudenken.

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Im Rheinpark soll auf der Industriefläche ein neues Wohngebiet entstehen. Außerdem sollen dort auch Büros oder ein Supermarkt angesiedelt werden. „Zur Einbindung dieses Bereiches in den zentralen Versorgungsbereich muss die Kreuzung Wörthstraße/ Wanheimer Straße umgestaltet, städtebaulich aufgewertet und die bestehende Trennung abgebaut werden“, raten die Experten.

Straßenbahn trennt in Duissern Bereiche 

Vor allem den Bereich entlang der Mülheimer Straße haben sich die Experten angeschaut: „Die funktionale Dichte im zentralen Versorgungsbereich ist im westlichen Teil der Mülheimer Straße sowie im Bereich der Gerhart-Hauptmann-Straße am höchsten. Gegenüber 2008 haben sich die Zahl der Betriebe und die Gesamtverkaufsfläche leicht verringert“, haben die Gutachter notiert. Wegen des dichten Verkehrs entlang der Mülheimer Straße ist die Aufenthaltsqualität beeinträchtigt.

Stärken aus Sicht der Gutachter: Breites Nahversorgungsangebot mit Supermarkt mit Discounter, Biomarkt, Bäcker; ergänzende Dienstleister, vereinzelt Fachgeschäfte; ÖPNV-Anbindung.

Identifizierte Schwächen: Teilweise Wohnnutzungen im Erdgeschoss; geringe Einzelhandelsdichte; fehlende Flächenpotenziale; hohes Verkehrsaufkommen; keine Aufenthaltsbereiche.

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Empfehlung der Experten für den Stadtteil in puncto Einkaufen: Die Straßenbahn durchtrennt die Mülheimer Straße. Durch die Gestaltung und Schaffung von Querungsmöglichkeiten für Fußgänger könnte die Aufenthaltsqualität verbessert werden, teilweise wird die Bebauung durch Lücken und ungenutzte Flächen unterbrochen. Für einen positiveren Eindruck sollten sich Stadtplaner bemühen, die Baulücken zu schließen. Die bestehenden Nahversorgungsangebote sollten erhalten und gestärkt werden.

Hohe Aufenthaltsqualität an der Oststraße in Neudorf 

Neudorf wird nach dem Konzept vom Nahversorgerzentrum zum Nebenzentrum hochgestuft und ist zweigeteilt: Ein zentraler Versorgungsbereich befindet sich an der Oststraße. „Dieser Bereich ist kleinteilig strukturiert und bietet eine gute Aufenthaltsqualität.“ Entlang des Sternbuschwegs befindet sich großflächiger Einzelhandel. Der Schwerpunkt liege auf Nahrungsmitteln und Artikeln des kurzfristigen Bedarfs.

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Stärken aus Sicht der Gutachter: Gutes Nahversorgungsangebot mit Supermärkten, Discountern, Getränke- und Drogeriemarkt; ursprüngliches Zentrum mit Fußgängerzone und Fachgeschäften, Dienstleistern und Gastronomie; kaum Leerstände; ÖPNV-Anbindung.

Identifizierte Schwächen: Städtebaulicher Bruch zwischen Fußgängerzone und Sternbuschweg; hohes Verkehrsaufkommen und geringe Aufenthaltsqualität im Bereich Sternbuschweg.

Empfehlung der Experten für den Stadtteil in puncto Einkaufen: Durch die Gestaltung von Wege- und Sichtbeziehungen sollte der Zusammenhang zwischen Oststraße und Sternbuschweg geschaffen werden. Die Anbindung für Fußgänger zwischen diesen beiden Bereichen sollte ebenfalls verbessert werden. Um den kleinteiligen Einzelhandel in der Fußgängerzone zu erhalten, sollte überlegt werden, benachbarte Verkaufsflächen zusammenzulegen, so dass diese vergrößert und moderner gestaltet werden könnten.

Kritik kommt aus Wanheimerort 

Wanheimerort ist von den Gutachtern im neuen Einzelhandels und Zentrenkonzept zum Nebenzentrum hochgestuft worden. Das heißt, dass die Fischerstraße nicht nur für Wanheimerorter interessant ist, sondern auch Anziehungspunkt für Kunden aus den umliegenden Stadtteilen. Eine erste Reaktion gibt es auch schon: „Wir freuen uns“, erklärt Joachim Schneider für die Stadtteiloffensive Wanheimerort – und führt die Veränderung auch auf das kontinuierliche Engagement der Initiative zurück. „Wir führen regelmäßig Veranstaltungen durch, beispielsweise Stadtteilfeste, beteiligen uns an verkaufsoffenen Sonntagen oder etwa an Aktionen wie Heimatshoppen.“

Fußgängerzone und Michaelplatz bieten gute Aufenthaltsqualität

In der Studie sind die Vorzüge des Nebenzentrums vermerkt: „Die Fußgängerzone und der Michaelplatz bieten eine gute Aufenthaltsqualität.“ Auch das gute Nahversorgungsangebot, die hohe Frequenz der Kunden und die gute Erreichbarkeit werden gelobt. Zudem sei der Michaelplatz ein beliebter Treffpunkt. Negative Punkte werden allerdings ebenso formuliert: Der Michaelplatz sollte anders gestaltet werden und somit die Aufenthaltsqualität steigern. Außerdem gebe es eine hohe Dichte an Spielhallen und Wettbüros. Auch die Sitzgelegenheiten sollten erneuert werden.

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Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept dient der Stadt künftig als Entscheidungsgrundlage, wo sich Einzelhandel ansiedeln darf. In der kommenden Woche berät die Bezirksvertretung darüber, am 26. November tagt der Rat. Danach werden die Pläne offen gelegt und Bürger sowie Geschäftsleute können weitere Vorschläge machen. Doch daran äußern die Vertreter der Stadtteiloffensive Kritik – der Zeitplan sei zu knapp, um sich ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen: „Die Drucksache hat allerdings einen Umfang von 500 Seiten und die Stadtteiloffensive Wanheimerort plant hierzu eine Veranstaltung mit den Mitgliedern und Wanheimerortern im ersten Quartal 2019, um dieses Konzept auf breiter Basis zu diskutieren.“

Forderung an Oberbürgermeiser Sören Link

Der Zeitrahmen für die Beratungen lasse diese Vorgehensweise allerdings nicht zu und werde deshalb vom Vorstand der Stadtteiloffensive abgelehnt: „Nach Meinung der Stadteiloffensive ist es völlig inakzeptabel, dass das neue Einzelhandelskonzept ausgerechnet in der umsatzstärksten und damit für den Einzelhändler anstrengendsten Zeit offengelegt wird. In diese sechs Wochen der Offenlage fällt neben Weihnachten und Neujahr für viele Betriebe auch die Jahresinventur.“

Die Stadtteiloffensive fordert den OB stattdessen auf, die Beteiligung der Öffentlichkeit zwischen Mitte Januar und Ende Februar vorzunehmen.

Lage am Rhein bietet Potenzial für Ruhrort 

„Die Geschäfte nördlich der Eisenbahnstraße übernehmen eine wichtige Nahversorgungsfunktion; auch am Neumarkt ist mit einem nicht großflächigen Supermarkt ein wichtiges Nahversorgungsangebot vorhanden“, beschreiben die Gutachter den Stadtteil Ruhrort. Es sind Angebote in allen Bedarfsbereichen vorhanden, der Angebotsschwerpunkt liege jedoch eindeutig im kurzfristigen Bedarfsbereich mit Nahrungs-/ Genussmitteln. Gegenüber 2008 hat sich die Anzahl der Betriebe deutlich verringert, die Gesamtverkaufsfläche ist hingegen leicht gestiegen.

Viele Leerstände im Bereich Harmoniestraße und Fabrikstraße

Positiv vermerken die Experten das Einzelhandelsangebot, das sämtliche Bedarfsbereiche abdeckt. Die Lebensmittelnahversorgung ist durch Supermärkte, Discounter, Fachgeschäfte und den Wochenmarkt gut abgedeckt. „Beim Neumarkt handelt es sich um einen attraktiv gestalteten Platz mit hoher Aufenthaltsqualität.“ Auch die ÖPNV-Anbindung sei positiv hervorzuheben.

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Entwicklungspotenzial gebe es hingehen im Bereich Harmoniestraße und Fabrikstraße mit ihren vielen Leerständen. Außerdem zerfalle Ruhrort in zwei unterschiedliche Bereiche, etwa im Bereich nördlich der Eisenbahnstraße und im Bereich der Altstadt mit attraktiven Altbauten.

Im Bezirk Homberg-Ruhrort-Baerl wird in Ruhrort mit 87,5% der höchste Nahversorgungsanteil erreicht. Die Gutachter empfehlen: „Der Neumarkt im Süden ist attraktiv gestaltet und bietet eine gute Aufenthaltsqualität. Diese sollte erhalten und weiter gestärkt werden.“ Teilweise zeige sich im Stadtteil aber auch erheblicher Erneuerungsbedarf – vor allem im Bereich der Gebäude. Das Resümee ist allerdings positiv: „Die räumliche Lage am Rhein stellt für Ruhrort ein großes Potenzial dar.“