Duisburg. . Bei „doxs!“ in Duisburg würdigt die Jugendjury den Animationsfilm „Obon“, der das historische Ereignis mit Familiengeschichte verknüpft.

Mit „Obon“ erhält in diesem Jahr ein Film die „Große Klappe“, mit dem André Hörmann und Anna „Samo“ Bergmann sehr bewegend und kunstvoll vom Atombombenabwurf in Hiroshima erzählen. Zu Wort kommt die Überlebende Akiko Takakura, 1925 geboren und in einer traditionellen, kaisertreuen Familie mit einem sehr strengen Vater aufgewachsen. Sie überlebt den 6. August 1945, doch das Grauen, das sie erlebt hat, verfolgt sie bis in ihre Alpträumen: Sie sieht die Leichen im Fluss, sie hört das Bersten der verbrennenden Körper. Und erlebt zum ersten Mal die Liebe ihres unnahbaren Vaters.

 
 

Der Bericht von Akiko Takakura sei der einzige „mit einem Hoffnungsschimmer“ gewesen, darum habe er ihn aus den vielen furchtbaren Gesprächen mit Überlebenden für den Film ausgewählt, sagte André Hörmann gestern nach der Preisverleihung beim Festival „doxs!“ im Filmforum. Zu Gesicht bekommt man die heute 93-Jährige nicht, ihren Bericht hat Anna „Samo“ Bergmann in bewegte Zeichnungen übertragen, die sich stilistisch an Zeichnungen der Überlebenden anlehnen. So ruft er das Geschehen nicht in bekannten Bildern, sondern „auf neue Art und Weise wieder ins Bewusstsein“, begründet die Jugendjury, die zudem beeindruckt war von der Verknüpfung des historischen Ereignisses mit einer Familiengeschichte. Begeistert war die Jury mit Jugendlichen aus Bochum, Moers und Duisburg von der Machart, die Grausamkeit des Ereignisses emotional, manchmal verstörend zu vermitteln. „Obon“ ist in Japan der Tag, an dem die Toten die Lebenden besuchen.

Der Kopf in den Wolken

Den Preis „Große Klappe“ für politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilm hat die Bundeszentrale für politische Bildung zum 8. Mal gestiftet und mit 5000 Euro dotiert. Aus den neun nominierten Filmen hat die Jugendjury noch einen mit einer „Lobenden Erwähnung“ hervor gehoben: „Operation Jane Walk“ von Leonhard Müllner und Robin Klengel“ bringe eine innovative Idee auf die Leinwand: „Die filmische Darstellung einer virtuellen Realität wird verknüpft mit der Stadtgeschichte New Yorks und der Logik eines Videospiels.“ Der Österreicher Leonhard Müllner kam bei der von den Jugendlichen sympathisch und kurzweilig moderierten Preisverleihung übrigens mit Bananenschale und -hemd auf die Bühne, weil Österreich eine Bananenrepublik sei.

Leben in der georgischen Provinz

Zum dritten Mal bei „doxs!“ vergeben wurde der ECFA Documentary Award, der vom europäischen Verband für Kinder- und Jugendfilm ausgelobt wird. Die dreiköpfige Fachjury wählte aus zehn nominierten Filmen „Apollo Javakheti“ des georgischen Regisseurs Bakar Cherkezishvili aus. Im Mittelpunkt steht ein Junge, der mit seiner Mutter unter einfachen Bedingungen in der georgischen Provinz lebt – und fest entschlossen ist, eines Tages als Astronaut zum Mond zu fliegen. Was ihm dafür an Mitteln fehlt, gleicht er mit Fantasie aus. In der Jurybegründung heißt es: „Mit den Füßen auf der Erde, mit dem Kopf in den Wolken – der Film erzählt in gleichem Maße von der Lebensrealität wie auch dem Lebenstraum seines Protagonisten.“