Duisburg. . Abzocke am Telefon: Die Polizei spricht von einer neuen Welle und warnt. Zwei Duisburger berichten von den miesen Methoden der Kriminellen.
Die Polizei spricht von einer neuen Welle: Derzeit wird mit dreisten Methoden wieder vermehrt versucht, Duisburger am Telefon abzuzocken.
Rolf Kaminski aus Wanheimerort hat dies erlebt. Neulich bekam der 79-Jährige einen Anruf. „Eine Dame war in der Leitung und gratulierte mir. Vom Verlag Gruner + Jahr habe es eine Gewinnausschüttung über Amazon gegeben. Und ich hätte 140.000 Euro gewonnen.“ Dann sei er zu einer angeblichen Notarin weitergeleitet worden. Die gratulierte dem Duisburger ebenfalls, offenbarte ihm aber, dass er zunächst 100 Euro für Bearbeitungskosten überweisen müsse. Danach könne der Gewinn aber ausgezahlt werden.
100 Euro Bearbeitungskosten
Kaminski durchschaute die miese Masche sofort. Er machte sich aber noch einen Spaß mit einem Gegenvorschlag: Es sei doch viel einfacher, die 100 Euro von seinem Gewinn abzuziehen und ihm 139.900 Euro zu überweisen. „Daraufhin hat die Dame aufgelegt...“
Jürgen Trabert bekam vor kurzem ebenfalls einen dubiosen Anruf. Ein Thomas Müller stellte sich vor, angeblich von der Deutschen Kinderkrebshilfe, und wollte wissen, ob die Kontodaten des Duisburgers noch stimmen würden. „Ich habe das bestätigt und plötzlich ging alles ganz schnell.“ Er hörte nur noch irgendetwas von einer 50-Euro-Spende, die dann jetzt abgebucht werden könne und kurz darauf nur noch ein Tuten – aufgelegt. „Ich habe so schnell gar nicht reagieren können“, so Trabert.
670 Euro für Ohrenklappen in Riga
Er rief die Kinderkrebshilfe an. Da sei ihm deutlich gesagt worden, dass die gemeinnützige Organisation ganz sicher solche Anrufe nicht mache. Zwei Mal am Tag schaut Trabert auf sein Konto. „Bis jetzt wurden zum Glück noch keine 50 Euro abgebucht. Dafür habe ich kurze Zeit später ein Schreiben der Kinderkrebsstiftung der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz bekommen – mit der Bitte um eine Spende. Ein seltsamer Zufall...“
Und dann war da noch ein Schreiben von Amazon mit einer Rechnung von 670 Euro für Ohrenklappen, die Trabert angeblich ins lettische Riga hatte liefern lassen. „Da hatte ich die Nase endgültig voll“, sagt der Duisburger. „Ich habe sämtliche Kundendaten bei Amazon gelöscht und beschlossen, meinen Bedarf ab sofort nur noch beim örtlichen Einzelhandel zu stillen...“
Jürgen Trabert und Rolf Kaminski haben übrigens beide auch die Polizei über die Vorfälle informiert. Kaminski fühlte sich in der Leitstelle allerdings nicht gut aufgehoben. „Die Beamten waren kurz ab, stellten mir frei, eine Anzeige zu stellen. Das habe ich dann aber nach der Reaktion nicht getan.“
Das sei aber wichtig, sagt Polizeisprecherin Stefanie Bersin, um Ermittlungen aufnehmen zu können. „Bei einem hohen Einsatzgeschehen kann es schon mal sein, dass sich die Kollegen in der Leitstelle nicht so viel Zeit nehmen können.“ Wer statt der 110 die 0203/2800 wähle, könne sich direkt mit dem Zentralen Anzeigendienst verbinden lassen. Der sei auch per Mail an zad.duisburg@polizei.nrw.de zu erreichen. Bersin empfiehlt außerdem, eine Anzeige direkt online auf www.duisburg.polizei.nrw, Stichwort „Internetwache“, zu stellen. „Es lohnt sich“, so die Polizeisprecherin. „Die Täter zu ermitteln, ist nicht einfach, aber wir haben diesbezüglich immer wieder Erfolge zu verzeichnen.“
>>> Das sagt die Verbraucherzentrale
Harald Rahlke kennt solche als Berater bei der Verbraucherzentrale in Duisburg solche Fälle von versuchter Abzocke am Telefon. „Da gibt es verschiedene Varianten – vom angeblichen Lotteriegewinn bis zur vermeintlichen Erbschaft“, so Rahlke. „Und Vorkasse ist dabei ein Klassiker. Da wird dazu animiert, Gutscheinkarten von Amazon zu kaufen oder Geld über Western Union ins Ausland zu überweisen. 100 Euro sind da noch wenig. Leider fallen immer noch einige Leute darauf herein. Das Geld ist weg.“
Rahlke rät, auf keinen Fall auf die Forderungen einzugehen und die gegebenenfalls kostenpflichtige Telefonnummer auch nicht zurückzurufen. „Die Nummer bei dubiosen Anrufen am besten notieren, dann aufzulegen und Anzeige bei der Polizei zu stellen.
Weitere Infos gibt es bei der Verbraucherzentrale an der Friedrich-Wilhelm-Straße 30 unter 0203/ 48 80 11 01.