Duisburg. . Renate Brunotte engagiert sich seit 37 Jahren, seit Anfang an, im Weltladen in Duisburg-Neudorf. Nun bekam die Rentnerin die 700. Ehrenamtskarte.

Ohne Gerechtigkeit kein Frieden – dieser Leitgedanke in Anlehnung an Nelson Mandela, den verstorbenen prominentesten Kämpfer gegen die Apartheid, treibt sie heute noch an. Renate Brunotte gehört zu den Frauen der ersten Stunde im Weltladen in Neudorf. Seit mittlerweile 37 Jahren, seit Anfang an, engagiert sich die Duisburgerin dort ehrenamtlich, setzt sich für gerechte Preise und faire Handelsbeziehungen ein. Da ist es nur gerecht, dass sich Bürgerstiftung und Stadt entschieden haben, ihr die 700. Ehrenamtskarte in einer kleinen Feierstunde in den Räumen an der Koloniestraße 92 zu überreichen.

Dort war der Weltladen zu Beginn noch nicht beheimatet, sondern einige Meter weiter, Hausnummer 106. Renate Brunotte erinnert sich: „Billiges Ikea-Regal, Kohleofen und der fair gehandelte Nicaragua-Kaffee, der sehr viel Solidarität brauchte, damit er uns schmeckte“, sagt sie mit einem Schmunzeln.

Es ist für sie ein kleines Wunder, dass es den Laden immer noch gibt. „Es zeigt aber auch, dass wir im Team etwas bewirken können und bewirkt haben. Wir engagieren uns bildungspolitisch. Als Mitglied der Steuerungsgruppe ,Fairtrade-Town Duisburg’ haben wir durch Gespräche mit Politikern erreicht, dass das Thema des fairen Handels im Umweltausschuss vorangetrieben wird.“

Frauen gegen Apartheid

Renate Brunotte ist in Wuppertal geboren, im Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth aufgewachsen und 1970 nach Duisburg gezogen, als ihr inzwischen verstorbener Mann Pfarrer in Hüttenheim wurde. Der evangelischen Kirche ist die frühere Kinderkrankenschwester und Gesundheitstrainerin bis heute verbunden. Sie gehörte zu den von der Kirche unterstützten Frauen gegen Apartheid, die schließlich den Weltladen eröffneten und den dazugehörigen Verein gründeten.

Ihre Töchter Antje und Dorit packten als Schülerinnen im Laden mit an. So freut es Renate Brunotte ganz besonders, dass die beiden auch bei der Übergabe der Ehrenamtskarte dabei sind. „Es ist eine Ehrung stellvertretend fürs ganze Team“, betont die Rentnerin.

Bürgermeister Volker Mosblech (l.) und Herbert Schulz vom Vorstand der Bürgerstiftung überreichten Renate Brunotte die Ehrenamtskarte. Außerdem gab es eine Urkunde, einen Blumenstrauß und eine Flasche Wein.
Bürgermeister Volker Mosblech (l.) und Herbert Schulz vom Vorstand der Bürgerstiftung überreichten Renate Brunotte die Ehrenamtskarte. Außerdem gab es eine Urkunde, einen Blumenstrauß und eine Flasche Wein. © Tanja Pickartz

Auch Herbert Schulz vom Vorstand der Bürgerstiftung und Bürgermeister Volker Mosblech sind gekommen. „Ohne den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen sähe es traurig aus in dieser Stadt“, so Mosblech. „Deshalb kann man Menschen wie Renate Brunotte nicht genügend danken.“

Mit der Ehrenamtskarte bekommt auch die Duisburgerin Vergünstigungen in diversen öffentlichen und privaten Einrichtungen. Wo zieht es sie hin? „Ich werde wohl demnächst mal im Theater vorbeischauen.“

Ehrenamtskarte gibt es seit 2014

Die NRW-Landesregierung hat die Ehrenamtskarte 2008 eingeführt. Duisburg führte die Karte 2014 als erste Stadt mit über 250.000 Einwohnern ein. Aktuell beteiligen sich über 240 Städte und Gemeinden.

Wer mindestens ein Jahr lang im Schnitt fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich arbeitet und dabei keine Zahlungen erhält, die über eine Aufwandsentschädigung für entstandene Kosten hinausgehen, kann die Karte bei der Bürgerstiftung, Flachsmarkt 12, 0203/39 38 886 beantragen.