Duisburg. . Das Duisburger Theater wird in einer neuen Rechtsform geführt. Den Übergang von Autark zur Inco nennt „Finanztest“ einen „seltsamen Deal“.
Bram ten Hove, als neuer Geschäftsführer der TaM-Betriebsgesellschaft für die betriebswirtschaftlichen Belange des Theaters am Marientor zuständig, sucht nach Geldgebern für sein Genossenschaftsmodell. Aber die Zeitschrift „Finanztest“ hat – wie zuvor schon den vorherigen Eigentümer Autark – auch den neuen Eigentümer Inco im Visier.
Der 37-jährige Niederländer Bram ten Hove, der in seiner Heimat Betriebswirtschaft studiert hat, hat sich 2007 auf Versicherungen spezialisiert und 2010 als Versicherungsmakler selbstständig gemacht. Er ist zugleich Vorstand der Inco e.G., der jetzigen Muttergesellschaft der TaM-Betriebsgesellschaft.
Die 2017 gegründete Genossenschaft Inco habe im März alle Anteile an der TaM-Betriebsgesellschaft von der Autark-Gruppe übernommen, so ten Hove. Wieviel Geld dabei im Spiel war, wisse er nicht, auch Zahlen aus der wechselhafte Vorgeschichte des Theaters kenne er nicht. Mit der Übernahme der Inco habe folglich auch Autark-Chef Stefan Kühn nichts mehr mit dem TaM zu tun.
Von städtischer Gesellschaft gekauft
Kühn hatte das Theater 2015 vom Düsseldorfer Unternehmen „Mehr!Entertainment“ gekauft, das es nur drei Monate zuvor von der städtischen DBV für 2,5 Millionen Euro erworben hatte. Er machte seine Frau Sabine Kühn und den Musicaldarsteller Wolfgang DeMarco zu Theaterleitern; ihre Zusammenarbeit klappte aber nicht. Sabine Kühn brachte das Theater dann mit Hilfe von Kurt Hrubesch nach vorn.
Da die Inco eine Genossenschaft ist, gebe es keinen Mehrheitseigner, sondern sie gehöre den Genossen, von denen jeder unabhängig vom Anteil eine Stimme habe, erläutert ten Hove. Wie viele Genossen es zur Zeit gebe, könne er „ad hoc“ nicht beantworten. „Wir wollen weitere Genossen gewinnen.“ Aktivgenossen gewinnen weitere Genossen, laute das Prinzip. Ein Inco-Anteil koste 50 Euro. Andere Investments als das TaM habe die Inco nicht.
Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt
Wie „Finanztest“ schreibt, sei die Inco aus der von Kühn mitbegründeten Inncomm-Genossenschaft hervorgegangen. Die Verbraucherzeitung der Stiftung Warentest nennt den Übergang der TaM-Betriebsgesellschaft von Autark an Inco einen „seltsamen Deal“ und setzt Inco auf die Warnliste Geldanlage. „Diese Schlussfolgerung ist völlig aus der Luft gegriffen“, sagt ten Hove.
Die Inco sei eine „klassische Muttergesellschaft“, das TaM arbeite selbstverantwortlich. Als Privattheater verfüge es nicht – wie öffentliche Häuser – über einen festen Etat, sondern finanziere sich durch Leistungen an Dritte. Etwa durch Gastspiele, oder (Co-)Produktionen. Dafür wiederum ist seit März Wolfgang DeMarco zuständig, auf dessen „Riesenschatz an Erfahrungen“ er setze. DeMarco ist künstlerischer Direktor, seit Anfang Oktober bildet er mit Bram ten Hove eine Doppelspitze.
„In fünf Jahren atmen wir sehr frei“, ist DeMarco zuversichtlich, künstlerisch und finanziell erfolgreich zu sein
Ein „Knaller“ kommt ins TaM
Vor sieben Monaten ist Wolfgang DeMarco am TaM angekommen, um dessen Übernahme er sich viele Jahre bemüht hatte, um sein Musical „Braveheart“ herauszubringen. Das steht nun nicht mehr im Mittelpunkt. „Es gibt jetzt einen gut strukturiertes Programm für 18 Monate – mit Variationsmöglichkeiten“, sagt DeMarco.
Auf der Homepage tauchen zwar bislang nur die Veranstaltungen auf, die zum Teil seit Jahren regelmäßig im TaM gastieren. Außerdem kehrt wie angekündigt zu Weihnachten (25. bis 30. Dezember) „Wahnsinn!“ zurück, das im neuen Jahr im Essener Colosseum spielt. Aber, so DeMarco: „Es gibt eine große Produktion, die über mehrere Wochen laufen wird.“
Welche dürfe er noch nicht sagen, mit dem Vertragspartner sei Verschwiegenheit vereinbart worden – aber es werde „ein Knaller“. Vielleicht das Ralph-Siegel-Musical „Zeppelin“, das im März schon im Landeanflug auf Duisburg schien? „Dazu darf ich nichts sagen.“
Zum einen will DeMarco auf bewährte Gäste setzen wie das ZDF, das kürzlich mit „Versteckte Kamera“ da war; für solche Produktionen werde das Haus für jeweils mehrere Wochen angemietet. Das generiert Einnahmen, aus denen sich das Haus finanziert.
"TaM soll ein Premiumtheater werden"
Auch möchte er weiter Standort für städtische Veranstaltungen wie die „Tanztage“, gutes Kabarett und Einzelveranstaltungen mit Niveau bleiben. Vor allem aber setzt er auf „Premium-Entertainment“. „Das TaM soll ein Premierentheater werden“, heißt sein ehrgeiziges Ziel. Das dauere allerdings noch, denn „große Uraufführungen brauchen Vorlauf“. Und zunächst müsse man Produktionen planen, „die Vertrauen schaffen“.
Im hart umkämpften Musical-Geschäft sieht er gute Chancen, weil das TaM über „schlanke, klare Strukturen“ verfüge. „Das ist der Weg zum Erfolg.“ Seine Vision: „In fünf Jahren blicken alle in der Region mit Freude auf das Haus, man hat einige tolle Produktionen gesehen und das TaM ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Veranstaltungslandschaft.“
Attraktiv für den Tourismus
Außerdem soll das Haus durch regelmäßige Bespielung für mehr Frequenz in der Innenstadt sorgen. Es soll Teil eines Städtereisen-Pakets werden. Dass Duisburg nicht schon lange Touristenziel sei, findet der gebürtige Österreicher „total verwunderlich“. Landschaftspark, Hafen, Zoo, die „boulevardeske“ Königstraße – mit dem Blick von Außen biete die Stadt viele Attraktionen.
Das Theater an der Plessingstraße verfüge über gute Autobahnanbindungen und reichlich Parkplätze. Er setze sich in der Stadtgesellschaft etwa im „Pakt für Duisburg“ dafür ein, dass es im Zuge der Erneuerung der Rampe zur Hochstraße am Marientor der Weg zwischen TaM und Dellplatz attraktiver werde. „Dort gibt es in 250 Metern Entfernung genug Gastonomie – eine Win-Win-Situation.“
>>> INFO: Nach „Les Misérables“ stand das TaM lange leer
Der Verkauf das nach „Les Miserables“ lange leer stehenden Musical-Theaters war eine unendliche Geschichte.
Schließlich kaufte Autark das Haus, und Sabine Kühn wurde Geschäftsführerin. Nur kurz leitete sie das Haus gemeinsam mit Wolfgang DeMarco, der sich lange um einen Kauf bemüht hatte, aber an der Finanzierung gescheitert war.
Wolfgang DeMarco hatte 2015 zunächst mit Sabine Kühn die Leitung des Hauses übernommen. Doch die Zusammenarbeit klappte nicht.