Duisburg. . Die Volksparteien verlieren Wähler. SPD und CDU in Duisburg wollen gegensteuern und setzen auf mehr Bürgernähe und Mitmachmöglichkeiten.
Die Bayernwahl war nicht der erste Urnengang, bei dem die Volksparteien SPD und Union Federn lassen mussten, aber am Sonntag war’s besonders heftig. Sozial- wie Christdemokraten in Duisburg haben schon zuvor beobachten können, wie die einstmals „großen“ Parteien Ratsmandate verloren und kleine und kleinste Grüppchen im Ratssaal Platz nehmen durften. Das Problem habe man erkannt, sagen die Parteivorsitzenden von SPD und CDU. Und suchen nun nach neuen Wegen zu den Bürgern.
Neue Formate habe man entwickelt, um wieder in die Nähe der Wähler und ihrer Probleme zu kommen, erklärte Duisburgs SPD-Chef Ralf Jäger. Oberbürgermeister Sören Link lade an verschiedenen Stellen der Stadt Bürger auf eine Currywurst ein, SPD-Politiker gingen zu „Thekengesprächen“ auch dorthin, wo besonders viele Menschen ihr Kreuzchen für die AfD gemacht haben, wie etwa in Neumühl. Zugleich gehe man die Neuorganisation der Partei vor Ort an: Traditionelle Ortsvereine würden fusionieren, um sie schlagkräftiger zu machen, und man habe die Satzung der Duisburger SPD geändert, um neue Formen der innerparteilichen Beteiligung zu ermöglichen.
SPD will Ideen für einen Duisburg-Plan sammeln
So gibt es außer den Parteitagen, zu denen die Ortsvereine Delegierte schicken, nun auch Parteiversammlungen, die allen Mitgliedern offen stehen. Erprobt wurde dieses Format bereits im Vorfeld der Entscheidung zur großen Koalition in Berlin. 400 bis 500 SPD-Mitglieder habe man damit locken können, berichtet Jäger: „Da kamen Parteimitglieder, die wir Jahre nicht mehr gesehen haben.“ Am 12. November ist wieder die ganze Partei eingeladen, um Ideen für einen Duisburg-Plan der SPD zu sammeln.
Weil vielen Mitgliedern eine kontinuierliche Mitarbeit in den Parteigliederungen nicht möglich sei, werde man in Kürze einen „virtuellen Ortsverein“ einrichten, kündigte Jäger an. Dabei handele es sich um eine moderierte digitale Plattform, auf der bestimmte Themen diskutiert werden sollen. Das Projekt soll noch 2018 starten.
Offensiver werden vor Ort
„Man muss das Ohr eng am Bürger haben“, hat CDU-Vorsitzender Thomas Mahlberg erkannt. Und auch, dass man in den vergangenen Jahren „offensichtlich nicht alle Wähler erreicht“ habe. Sein Ziel für die nahe Zukunft: „Wir wollen vor Ort offensiver werden.“ Man wolle neue „Partizipationsmöglichkeiten schaffen“, um die Hürden, die die Teilnahme am Parteileben behindern, abzusenken. Mahlberg: „Die Leute sind ja durchaus politisch interessiert.“
Direkt vor Ort sollen die Vertreter der CDU künftig sichtbarer werden: „Die Partei muss an jedem Ort ein Gesicht haben.“ Das klappe in den meisten der 25 Duisburger Ortsverbände der Union auch, aber Mahlberg macht auch deutlich, wo Grenzen sind: „Die Zahl der Ehrenamtlichen ist überschaubar.“
Jäger ist kein Freund der GroKo in Berlin
Und er sagt auch klipp und klar, dass es kaum möglich sei, bundespolitische Strömungen vor Ort zu beeinflussen. Die Streitereien in der Großen Koalition in den vergangenen Wochen stünden im Gegensatz zur Erwartung der Bürger, in ihren Sorgen ernst genommen zu werden: „Die müssen in Berlin was tun“, lautet sein Appell.
SPD-Chef Jäger hat noch nie einen Hehl aus seiner Ablehnung des Regierungsbündnisses von CDU und SPD auf Bundesebene gemacht: „Die große Koalition hat keinen Rückhalt in der Bevölkerung“, ist seine Überzeugung. Der Regierung in Berlin fehle es an „Strahlkraft“, mit ihren Streitereien vermittle sie das Gefühl, sich um die Menschen nicht zu kümmern.