Duisburg. . Die Inklusion in Duisburg ist gefährdet, der Bildungsstandard ebenfalls, mahnt die GEW und fordert: Die Stadt muss attraktiver für Lehrer werden.

Droht Duisburg zukünftig das landesweite Schlusslicht in der Bildung? Seit Jahren fehlen 160 Sonderpädagogen für gut 154 Schulen in der Stadt. Und selbst die wären angesichts des steigenden Bedarfs ein Tropfen auf den heißen Stein, mahnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sie warnt vor zu erwartenden dramatischen Folgen, denn es gehe nicht nur um die Umsetzung eines weltweiten Menschenrechts auf Teilhabe, sagt GEW-Frau Sibylle Hilbig, sondern um die Bildung aller Duisburger Schüler.

Städte im Wettstreit um Pädagogen

Denn Sonderpädagogen förderten auch das Lernen der vermeintlich „normalen“ Kinder. Mit einer Aktions-Woche noch bis zum 11. Oktober will die Gewerkschaft die Diskussion erneut befeuern.

Sonderlich gut steht es um die Ausstattung der Schulen mit Sonderpädagogen wohl in keiner Kommune. Allerdings, so befürchtet der Sonderpädagoge Rüdiger Wüllner, beginne unter den Städten bereits der Wettbewerb um die rar gesäten Absolventen in diesem Bereich. Wenn sich zukünftige Lehrer ihre Stellen aussuchen können, hätte es Duisburg besonders schwer: „Marode Schulgebäude, mangelhafte Ausstattung und fehlende Schulleitungen“, zählt Wüllner auf - nicht gerade Attribute eines attraktiven Umfelds.

Brandbrief an die Landesschulministerin Gebauer

In einem Brandbrief an die Landesschulministerin Yvonne Gebauer im vergangenen Februar forderte die Duisburger GEW dazu auf, mindestens 160 Sonderpädagogen – davon allein 100 an Förderschulen – in Duisburg zu besetzen. Denn der Bedarf an Unterricht im sinne gemeinsamen Lernens sei an den Grundschulen von 402 (2014) auf inzwischen 458 Schüler (2017) angestiegen und bei den weiterführenden Schulen sogar von 583 auf 723 Schüler.

Die Antwort der Ministerin im vergangenen Juli fiel für die Gewerkschaft ernüchternd aus, Gebauer habe lediglich die Planstellen für Sonderpädagogen im Landeshaushalt benannt, so Wüllner. Ob diese aber überhaupt in Duisburg ankommen, ist aus genannten Gründen ungewiss. „Man sieht, dass es brennt – und stellt uns dann Wasser in Aussicht“, kommentiert der Gewerkschaftler. Praktisch seien gerade einmal eine Stelle an den Grundschulen und elf an Förderschulen besetzt. Das gleiche nicht einmal die Stellen aus, die wegen Pensionierungen ausfallen, so die GEW.

Inklusion an Gymnasien nur bei zielgleichem Unterricht

Die Einrichtung eines neuen Studiengangs Sonderpädagogik an der Uni Duisburg-Essen – den die GEW Duisburg forderte – sei zudem vom Tisch. Damit steigen die Chancen auf Fachpädagogen für die Stadt nicht. An Gymnasien wolle man Inklusion sogar nur bei sogenannter Zielgleichheit verfolgen, also nur dann, wenn Schüler mit Behinderung die geistigen Voraussetzungen vorweisen können, das Lernziel zu erreichen.

Im Ergebnis sind die Förderklassen größer als in der Vergangenheit und „bis zum Rand gefüllt“, sagt Wüllner. Auch an den weiterführenden Schulen sei durchschnittlich ein Sonderpädagoge anstelle von zweieinhalb für 36 Schüler zuständig. „Die Zeit für eine schülergerechte Betreuung wird kleiner, die Belastung für Lehrer steigt. Es ist bereits 5 nach 12.“

Das sind die Forderungen der GEW für Duisburg:

- Ein landesweites Einstellungsverfahren, das nach sozialen Kriterien entscheidet

- Zulagen für Lehrkräfte an Duisburger Schulen

- ein Studiengang Sonderpädagogik an der Uni DU-E

- Ausschüttung von finanziellen Mitteln, die das Land durch unbesetzte Stellen seit Jahren spart. Allein in Duisburg seien dies nach Rechnung der GEW monatlich 1,5 Millionen Euro.