Duisburg. . Zu alt, zu krank, zu arm, zu einsam: Pflegedienste sind oft mit Patienten konfrontiert, die ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen können.

Es gibt alte oder schwer kranke Menschen, die hilflos in ihrer Wohnung leben. Andere sind zu arm, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, zu schwach und zu einsam, um Hilfe zu organisieren. Um für sie Aufmerksamkeit zu wecken, Hilfe zu leisten, Wünsche zu erfüllen und Fortbildungen zu organisieren und zu finanzieren, hat sich der „Förderverein für Palliative Arbeit“ gegründet.

Am Montag, 5. November, hilft ein prominenter Gast dem jungen Verein: Die Journalistin Christine Westermann („Zimmer frei“, WDR mit Götz Alsmann) liest im Berufskolleg an der Carstanjenstraße aus ihrem Buch „Manchmal ist es federleicht – Von kleinen und großen Abschieden“.

Kein Geld für die Medikamente

Der Vorstand des Fördervereins für Palliative Arbeit in Duisburg: Malgorzata Szajkowska, Hartmut Kowsky-Kawelke und Heinz Hillen (v.l.n.r.).
Der Vorstand des Fördervereins für Palliative Arbeit in Duisburg: Malgorzata Szajkowska, Hartmut Kowsky-Kawelke und Heinz Hillen (v.l.n.r.). © Tanja Pickartz

„Wir erleben viel Elend bei den Patienten, die in finanziellen Nöten sind“, berichtet Malgorzata Szajkowska. Die Vorsitzende des Vereins ist Geschäftsführerin des Pflegedienstes Medidoc (50 Mitarbeiter), der seit über zehn Jahren auch in der ambulanten Palliativpflege tätig ist. „Immer wieder berichten meine Mitarbeiter, dass sie bei den Patienten den Kühlschrank gefüllt oder Katzenfutter besorgt haben, weil dafür kein Geld da war.“

Fälle häuften sich, in denen schwer kranken Menschen Strom und Heizung abgestellt werde, in denen Angehörigen das Geld für die Fahrkarte fehle, um Abschied von einem Verwandten zu nehmen. Von der Armut seiner Kunden erfährt auch Heinz Hillen. „Sie können die Zuzahlungen zu ihren Medikamenten nicht leisten“, hört der Betreiber der Bahnhofsapotheke und Beisitzer im Vereinsvorstand immer öfter in Gesprächen.

Ein unangenehmes Thema, mit dem sich zu spät auseinandergesetzt wird

„Dabei ist die Versorgung in Duisburg eigentlich gut, es gibt ein funktionierendes Palliativnetz“, sagt Hartmut Kowsky-Kawelke. Der Oberhausener und stellvertretende Vereinsvorsitzende spricht aus Erfahrung – zwei enge Angehörige benötigten vor ihrem Tod Palliativbetreuung.

Oft, erfährt Apotheker Hillen, setzen sich Menschen auch viel zu spät mit dem Thema Palliativversorgung auseinander: „Es ist ein unangenehmes Thema. Und in den Arztpraxen und den Krankenhäusern fehlt offenbar zu oft die Zeit.“

Auch eine Entlastung für die Angehörigen

Eine Patientin, die von Medidoc betreut wurde, vermachte dem Pflegedienst 10 000 Euro – die Erbschaft ist der Grundstock, um an vielen Fronten zu helfen. „Es geht auch um die Entlastung von Angehörigen, etwa die Entlastung bei einer Nachtwache“, sagt Malgorzata Szajkowska. „Es kann doch nicht sein, dass in den letzten Tagen des Lebens alles zusammenbricht.“

In „Letzte-Hilfe“-Kursen will der Verein Pflegekräfte weiterbilden, Nachsorge für Angehörige anbieten. „Viele plagt das schlechte Gewissen“, berichtet die Vereinsvorsitzende. Der Begleitung, sagt sie, bedürfen oft auch die Kinder schwer erkrankter Menschen. Malgorzata Szajkowska: „Sie sind ganz oft in die Versorgung ihrer Eltern involviert.“

>>>> Karten für die Lesung und Kontakt zum Verein

Karten für die Lesung von Christine Westermann am Montag, 5. November, ab 19 Uhr im Berufskolleg Carstanjenstraße in Neudorf gibt es zum Preis von 15 Euro in der Buchhandlung Scheuermann, der Konzertkasse Lange (Kuhstr. 14) und bei Medidoc (Friedrich-Wilhelm-Str. 18).

Kontakt zum Förderverein für palliative Arbeit Duisburg unter: 0176/34 51 92 44. E-Mail: kontakt@palliative-arbeit-duisburg.de. Im Internet: www.palliative-arbeit-duisburg.de.

Derzeit gehören vor allem Fachleute aus Medizin und Pflege dem Verein an. „Wir verstehen uns nicht als Mitgliederverein, der möglichst groß werden möchte. Wer immer sich bei uns engagieren möchte, der ist aber herzlich willkommen“, betonen die Vorstandsmitglieder.