Duisburg. . Die Automesse „Duisburg in Lack und Chrom“ erweist sich als zuverlässiger Publikumsmagnet. Die Innenstadt platzt an zwei Tagen aus allen Nähten.
Der wolkenlose Himmel über der Königstraße ist am Wochenende saphirblau. Er teilt sich diesen markanten Farbton mit einem Ford Mustang GT, der am Rande des Averdunkplatzes sehnsuchtsvolle Blicke der vorbeiflanierenden Massen auf sich zieht. Die 20. Automesse „Duisburg in Lack und Chrom“ lockte mit ihren Tausenden geparkten PS an zwei Tagen wieder Zehntausende Besucher in die City. Und der verkaufsoffene Sonntag wirkte auf das Publikumsinteresse wie ein Turbolader.
Das Röhren des Achtzylinder-Motors
„Können sie den mal anlassen?“ lautet die Frage, die Nils Wendrodt und die übrigen Berater des Ford-Händlers beinahe im Minutentakt gestellt bekommen. Denn der neue Mustang sieht nicht nur gewohnt schnittig aus, ein weiteres Markenzeichen ist sein grollendes Motorenröhren. Und das klingelt unverwechselbar in den Ohren eines jeden Autoliebhabers. Ab und an wird besagter Kundenwunsch auch erfüllt. Und egal, wer gerade im Fahrzeug zur Probe sitzt: Erklingt der Achtzylinder-Motor, zaubert er sofort ein anerkennendes Lächeln in die Gesichter aller Umstehenden. Ein Erinnerungsfoto ist Pflicht.
Genauso oft werden die Kameras und Smartphones auf der Königstraße einige Meter weiter in Richtung Forum gezückt, wo sich eine über sieben Meter lange Stretchlimousine der Marke Lincoln breitmacht. „Den würde ich nicht einparken wollen“, sagt eine ältere Dame, als sie die Länge der „Limo“ ehrfürchtig abschreitet.
Neuwagen und Oldtimer Seite an Seite
Das Besondere an „Lack und Chrom“: Neuwagen und Oldtimer teilen sich brüderlich den Platz auf Duisburgs bestbesuchtem Freiluft-Parkplatz. Der in Knallorange leuchtende BMW Touring 2000 tii stammt von 1971. Als eine Chinesin mit ihrem Freund diese Info auf dem Schild liest, muss sie kichern und sagt: „Der Wagen ist vom selben Jahrgang wie meine Mutter.“
Noch älter ist der VW von Klaus Breitkreutz – nämlich von 1953. „Den habe ich 1986 am Straßenrand entdeckt und mich spontan in ihn verliebt“, erzählt der Mülheimer, der Mitglied beim Käfer-Stammtisch Rhein-Ruhr ist. Er ließ damals einen Zettel mit seinem Kaufinteresse und der Telefonnummer an der Windschutzscheibe zurück. Kaum zu Hause angekommen, rief der Besitzer bereits zurück.
„Für 4250 Mark habe ich ihn gekauft. Dann bin ich ihn 10 000 Kilometer damit gefahren, ehe ich ihn in der Freizeit der folgenden 25 Jahre restauriert habe.“ Die Mühen haben sich gelohnt: Der rabenschwarze Oldie (mit Blumenvase vorm Beifahrersitz) lässt das automobile Herz mancher Messebesucher sofort höher schlagen. Um ihn aber vor übermäßigen Kontakten zu schützen, hat Breitkreutz Schilder in die Fenster seines Käfers gestellt. Auf diesen steht die unmissverständliche Botschaft: „Bitte nur mit den Augen berühren!“
Das gilt auch für den in Beige, Braun und Weiß gehaltenen Chevrolet Bel Air von Manfred Müller. Der 71-Jährige aus Baerl hat den Oldtimer vor drei Jahren gekauft „Ich steh’ nun mal auf V-8-Motoren“, sagt er. Aber auch die Form habe es ihm angetan. Die geschwungene Linie des Kofferraums ist stilecht und so ganz anders als der Einheitslook der SUV-geprägten Gegenwart. „Und der Kofferraum ist so groß, da passen locker vier Leute rein“, sagt Müller mit einem Augenzwinkern. Dann setzt sich Müller wieder in seinen „Chevy“ – einem Traum aus Lack und Chrom.