Duisburg. . Thyssenkrupp Steel hat zwei Toren die automatische Selbstabfertigung in Betrieb genommen. Das spart Papier, verhindert Wartezeit und Staus.
Thyssenkrupp Steel hat mit der Digitalisierung seiner Werkslogistik in Bruckhausen begonnen. Der Vorstandsvorsitzende Andreas Gross nahm am Freitag gemeinsam mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Tor 6 die neuen Terminals für die „automatische Selbstabfertigung“ in Betrieb.
Der größte deutsche Stahlproduzent ist mit 2000 Lkw, die das Werk täglich anfahren, auch der bundesweit zweitgrößte Logistikhub. „Pro Jahr fahren rund 2,5 Millionen Fahrzeuge das Werk an“, so Ulrike Höffken, Leiterin der TKS-Logistik. Die Kehrseite sind lange Staus, die sich vor allem vor den Toren 6 und 7 über die Hoffsche Straße manchmal bis zur Autobahn bilden. Die Folge war eine hohe Belastung von Fahrern, Anwohnern und Umwelt.
Abfertigung in einer statt drei Minuten
Seit einigen Wochen beschleunigt nun digitale Abfertigung die Prozesse an den beiden wichtigsten Werkseinfahrten. Die bisherige Papierflut, die vor der Einfahrt für Fahrer und Mitarbeiter zu erledigen war, ersetzt nun ein digitaler Torkontrollschein, den der Fahrer nach Anmeldung und Einweisung erhält. Mit einem QR-Code öffnet er die Schranke am Terminal, den Wiegeprozess des Fahrzeugs übernimmt der ebenfalls digitalisierte Leitstand. „Die Abfertigung schaffen wir nun in einer statt drei Minuten“, erklärt Andreas Goss, „das klingt nach wenig, ist aber bei der hohen Zahl von Fahrzeugen eine Menge.“
Feste Be- und Entladetermine sowie flexible Zeitkorridore sollen zudem helfen, das Gedränge zu entzerren. Rund 1,5 Millionen Blatt Papier werde man pro Jahr benötigen, schätzt TKS, die Zahl der Prozesse habe sich von bisher 70 auf lediglich zwei reduziert. Die Wirkung des Gesamtprojekts, in das TKS nach eigenen Angaben rund 15 Millionen Euro investiert, ließen sich noch nicht abschätzen, so Andreas Goss. Er ist aber sicher: „Es wird die Dinge zum Positiven revolutionieren.“ Logistik-Arbeitsplätze, bei TKS allein etwa 1300, gingen nicht verloren, betont der Vorstandschef: „Die Digitalisierung führt zu einer Aufwertung der Tätigkeit.“
Meilenstein auf dem Weg zum digitalen Hüttenwerk
Auf vier Jahre ist das Gesamtprojekt angelegt, weitere Prozesse werden nun nach und nach in Gang gesetzt, kündigt Ulrike Höffken an. Der Umbau der Tore sei dabei „ein Meilenstein auf dem Weg zum digitalen Hüttenwerk. „Die komplette Fabrik wird einem Systemneustart im laufenden Betrieb unterzogen“, beschreibt Andreas Goss. In der Folge werde die Standardisierung und Beschleunigung zu einer „erheblichen Entlastung“ für Mensch und Umwert führen.
Bereits seit April läuft die Digitalisierung der Logistik der Werkseisenbahn. Kombigeräte für Telefonie und Funk sowie Tablet-Computer ersetzen die Funkgeräte der rund 400 Lokführer. Arbeitsaufträge für die Touren und Aushänge, die über Baustellen und Routen informieren, gibt’s nun auf den Bildschirm. „Das erleichtert die Kommunikation zwischen Lokführer und Disponent“, sagt Danny Krammer von der Werksbahn. Rund 160 000 eingesparte Liter Diesel pro Jahr hononierte die Energieagentur NRW mit einem Sonderpreis.
>>> TKS: Zahlen und Fakten zur Werkslogistik
Die Logistik von Thyssenkrupp Steel bewegt pro Jahr eine Transportmenge von rund 200 Millionen Tonnen pro Jahr. Allein 30 Millionen Tonnen Rohstoffe erreichen auf Schiene, Schiff und Straße die Werke. 40 Millionen Tonnen Güter werden pro Jahr per Lkw bewegt. 1300 Menschen sind in der Sparte beschäftigt.
TKS unterhält eine eigene Flotte mit mehr als 100 Schiffen. Das Schienennetz mit einer länge von 470 Kilometern, 90 Lokomotiven und 2000 Waggons ist das bundesweit größte Werksbahnnetz.