Duisburg-Ruhrort. . In Cafés und Kneipen in Duisburg-Ruhrort können spendable Besucher ein Getränk mitbezahlen. Bedürftige bekommen es dann gratis.

Michael Büttgenbach geht mit wachen Augen durch seinen Stadtteil. In den vergangenen Monaten sind ihm immer wieder Menschen aufgefallen, die in Ruhrort verschämt in Mülltonnen schauen, um Pfandflaschen zu sammeln. „Auch Leute, denen man nicht sofort ansieht, dass sie bedürftig sind. Sie können sich aber Mitte des Monats keine Extras leisten.“ Dann hatte er eine Idee: Er sprach Gastronomen an, ob sie einen Kaffee auf Reserve anbieten. Das Konzept, das aus Italien stammt und in vielen Großstädten bereits praktiziert wird, ist einfach – es funktioniert nach dem „Drink doch eene mit“-Prinzip: Jemand trinkt einen Kaffee und bezahlt zusätzlich einen zweiten. Dieser Bon wird dann in einem Glas gesammelt. Kommt jemand vorbei, der gerade nicht so viel Geld übrig hat, kann er einen schon bezahlten Cappuccino oder Latte Macchiato trinken. Zum Anker, das Café Kurz, die Kneipe Zum Hübi, das Blaue Büdchen, der Kult-Kiosk Hafenmund und das Mühlencafé beteiligen sich bereits. Weitere Unterstützer sind gerne gesehen.

Michael Büttgenbach und Heiner Heseding zeigen die Sammeldose für Kaffee auf Reserve.
Michael Büttgenbach und Heiner Heseding zeigen die Sammeldose für Kaffee auf Reserve. © Tanja Pickartz

Die Reaktionen auf den Vorschlag waren gemischt, gibt Büttgenbach zu. „Es gab auch Stimmen, die wissen wollten, was sie sich für eine Klientel ins Haus holen.“ Andere erklärten, dass sie Bedürftigen auch sonst schon einmal geholfen haben. „Wenn jemand kam und hatte Hunger und hat mich nach etwas zu essen gefragt, habe ich ihm eine Bratwurst in die Hand gedrückt“, sagt zum Beispiel Michael Hollmann, Betreiber des „Kuki“ auf dem Neumarkt. Eine Bratwurst kostet bei ihm drei Euro, ein normaler gebrühter Kaffee zwei Euro. An seiner Bude hängt nun ein Schild, dass er sich an der Aktion „auf Reserve“ beteiligt.

„Ich habe dann Heiner Heseding vom Kreativquartier angesprochen und die Sache hat Fahrt aufgenommen.“ Auch die Initiative „FaiR – Familie in Ruhrort“ hilft, das Angebot bekannter zu machen. Die Organisationen, die sich in Ruhrort um bedürftige Menschen und Familien kümmern, wollen ebenfalls Werbung machen. „Wir setzen auf Ehrlichkeit. Jeder bestimmt selbst seine Bedürftigkeit und es wird kein Nachweis oder Ähnliches erwartet“, sagt Büttgenbach. Heiner Heseding fügt hinzu: „Natürlich kann man auch ein Eis, eine Currywurst oder eine gemischte Tüte vorab bezahlen. Nur alkoholische Getränke sind ausgeschlossen.“ Damit möglichst kein Besucher von Veranstaltungen des Kreativquartiers ausgeschlossen wird, gebe es oft „Hut-Veranstaltungen.“ Der Eintritt ist frei, Personen können aber freiwillig eine Spende in den Hut tun. Mal ein Konzertbesuch oder ein Kaffee zwischendurch soll kein Luxus sein.

>>WEITERE BETRIEBE KÖNNEN SICH BETEILIGEN

Es können sich gerne weitere Betriebe melden, die sich beteiligen wollen. Die Cafés und Betriebe werden dann mit einem entsprechenden Aufkleber und Spendenglas ausgestattet.

  • Nähere Informationen gibt’s für Interessierte beim Organisator und Ideengeber Michael Büttgenbach unter der Rufnummer 0171/44 24 084.