Duisburg. . Rund 1500 Gegendemonstranten haben sich 55 Rechtspopulisten in den Weg gestellt. Die Polizei stoppte einen Angriff von 100 Linksaktivisten.
Wilhelmine Konopka wird bald runde 100 Jahre alt. Doch die Seniorin aus Baerl wollte es sich trotzdem nicht nehmen lassen, am Montagabend gemeinsam mit ihrer Enkelin Steffi Jaeger zur Demo gegen den Aufmarsch der Pegida-Sympathisanten am Hauptbahnhof zu kommen. Mit einem selbst gemalten Schild bezog die Frau, die geboren wurde, als der Erste Weltkrieg endete, eindeutig Stellung: „Fremdenhass kenne ich. War damals schon scheiße!“
Oma und Enkelin waren zwei von rund 1500 Gegendemonstranten, die am Montagabend Flagge zeigen wollten. Erstmals seit dem 6. November 2017 hatten sich die Pegida-Anhänger wieder zu einem Treffen vor dem Duisburger Hauptbahnhof verabredet. Und angesichts der Vorfälle in Chemnitz war nicht nur die Polizei gespannt, wie viele Menschen der Veranstalter mobilisieren könnte. Am Ende waren es etwa 55.
„Bunt ist Deutschland und granatenstark“
In der Sorge, dass dort einige Hundert Rechtspopulisten aufmarschieren könnten, hatten zahlreiche Gruppen, Parteien und Studentenverbände die Duisburger Bevölkerung zur Teilnahme an der Gegendemo aufgerufen. Und es war aus ihrer Sicht erfreulich, wie viele diesen Ruf erhörten. Gemeinsam skandierte die Masse hinter der Absperrung in Richtung der Deutschland-Fahnen schwenkenden Pegida-Gruppe immer wieder: „Wir sind mehr, wir sind mehr!“ Und an diesem Abend mindestens 20 Mal so viele.
Viele Gegendemonstranten hielten Schilder in die Höhe. Ihre Botschaften: „Nazis sind lästiger als Wespen!“ oder „Menschenrechte statt rechte Menschen!“ Und auf dem Schild von Emma (8), die mit Mutter Stefanie Wenders zur Demo gekommen war, stand „Bunt ist Deutschland und granatenstark!“
Unter den Gegendemonstranten waren aber nicht nur Politiker und Gewerkschafter sondern auch zahlreiche Studenten und andere junge Leute. Auch Flüchtlinge, die inzwischen als Asylbewerber anerkannt worden sind, mischten sich unter die Masse vor der Bühne. Dort gab es nicht nur einige Reden sondern auch Live-Musik und Tanzeinlagen.
Polizei stoppte Vermummte mit Pfefferspray
Als die Pegida-Anhänger gegen 20.20 Uhr über den Bürgersteig der Mercatorstraße in Richtung Wittekindstraße zogen, versuchten rund 100 zum Teil vermummte Linksaktivisten die Rechtspopulisten zu attackieren. Die Polizei setzte daraufhin Pfefferspray und Schlagstöcke ein, um die Lage zu beruhigen. Bei der Auseinandersetzung flogen auch Regenschirme und mindestens ein Auto wurde beschädigt. Gegen 21.15 Uhr waren alle Demonstrationen beendet.