Duisburg. . Awo-Integration feiert den 25 Gründungstag der Schuldnerberatungsstelle in Hamborn. Duisburg ist Deutschlands „Überschuldungshauptstadt“.
„Eigentlich ist das kein Grund zum Feiern“, findet Dirk Franke, der langjährige Leiter der Awo-Schuldnerberatung. Denn es gehe ja in den betroffenen Familien um echte Armut und Not, sagt Franke. Gefeiert wird trotzdem. Schließlich haben dank der Schuldnerberatung über die Jahre etwa 15 000 Haushalte Unterstützung dabei bekommen, ihre Einnahmen und Ausgaben wieder in die Balance zu bringen. Franke schätzt, dass er mit seinem Team auf diese Weise rund 45 000 Menschen erreicht hat. Dabei ging es um die gewaltige Gesamtsumme von Schulden in der Höhe von 316 Millionen Euro.
17 Prozent der Duisburger sind überschuldet
Duisburg führt mit einer Überschuldungsquote von 17,08 Prozent die bundesweite Statistik an, das hat sich rumgesprochen. Wie schnell man mit dem sprichwörtlichen „Haufen Schulden am Bein“ dastehen kann, wird den Gästen der Feierstunde spätestens klar, wenn Franke die gängigsten Wege in die Schulden aufzählt. „Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidungen und Trennungen stehen oft am Anfang einer Verschuldung“, sagt der Diplom-Sozialarbeiter.
Und der Awo-Vorsitzende Rechtsanwalt Manfred Dietrich ergänzt: „Irgendwann macht es für die Menschen gar keinen Sinn mehr, die Briefe mit dem nächsten Mahnbescheid aufzumachen, weil sie wissen, dass sie das Geld einfach nicht haben, um zu bezahlen.“
In der Kopernikusstraße, wo es früher eine große Notunterkunft für Familien gab, fiel bei der Gemeinwesenarbeit der Arbeiterwohlfahrt in den 1980er Jahren auf, dass viele Familien in die Notunterkunft kamen, weil sie ihre Miete nicht mehr zahlen konnten. Es gab zwar soziale Betreuung, aber es fehlte qualifizierte, finanzielle Beratung, die nicht nur Rechnungen sortiert, sondern echte Klärung herbeiführen kann.
Diese Lücke schloss die Schuldnerberatung, die 1993 im umgebauten, ehemaligen Getränkemarkt an die Arbeit ging. Und mit ihren offenen Sprechstunden dienstags und donnerstags ein niederschwelliges Eingreifinstrument schuf, das unkompliziert ans Werk geht, wenn schnelle Hilfe nötig ist. 2000 Insolvenzverfahren haben die Fachleute seit dem Gesetz zur Privatinsolvenz auf den Weg gebracht.
Umgang mit Geld frühzeitig lernen
Zum Schuldenmachen gehörten immer zwei, einer der sich zu viel nimmt, aber auch einer der bedenkenlos gibt, sagt Franke. Er erinnert an die Eröffnung des ersten Teleshopping-Kanals im Fernsehen 1996, als ein Kauf übers Modem noch eine komplizierte und langwierige Sache war. „Heute können sie über In-App-Käufe in Sekunden hunderte von Euro verpulvern“, sagt er. Da ist Bedenkzeit nicht mehr drin.
Umso wichtiger sind schuldenvermeidende Schulprojekte wie „Du & dein Geld“, wo von den Fachleuten der Schuldnerberatung inzwischen 22.000 Schüler in 880 Klassen gelernt haben, wie man es anstellt privat schwarze Zahlen zu schreiben.
>>> Senior-Banker helfen Häuslebauern
Auch für Häuslebauer in Not gibt es in der Awo-Schuldnerberatung eine Anlaufstelle.
Kompliziert wird es oft, wenn es bei den Krediten ums eigene Traumhaus geht. Zur Beratung von Häuslebauern in Not, die sich mit ihrer Baufinanzierung übernommen haben, arbeitet die Awo-Schuldnerberatung mit vier Senior-Experten der Sparkasse zusammen, die seit 2009 schon 242 Immobilienschuldner beraten haben.
Sie konnten in der Zeit 89 Eigenheime vor der Zwangsversteigerung retten. Diese spezielle Immobilienberatung bieten nur wenige Schuldnerberatungsstellen an. Kontakt und Termine: schuldnerberatung@awo-integration.de, 0203/595 674