Duisburg. . Ein Drittel der Bewohner im „Haus am Sandberg“ des DRK sind Migranten. Am Montag besuchte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty das Homberger Haus.

Eine Rose liegt auf dem Tisch vor Fazil Sevitoglu im Seniorenzentrum „Haus am Sandberg“. Sie hat nichts mit dem Besuch von Thomas Kutschaty, sondern dem islamischen Opferfest Bayram zu tun, dass die Muslime unter den Bewohnern in diesen Tagen feiern. Der Chef der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion informierte sich im Zuge seiner Sommer-Tour über die Situation in der Altenpflege und das multikulturelle Konzept des DRK-Hauses, das NRW-weit ziemlich einzigartig ist.

Von den 90 Bewohnern sind 26 Migranten

Von den 90 Bewohnern sind 26 Migranten, jeweils zur Hälfte Männer und Frauen, zumeist aus der Türkei, aber auch aus Russland, Syrien und anderen Herkunftsländern. „Etwa ein Drittel der Bewohner hat eine Migrationsgeschichte, mehr sollen es nicht sein“, sagt Ralf Krause, der das Haus des DRK-Landesverbandes seit 20 Jahren leitet. „Auch andere Häuser nehmen Bewohner mit Migrationsgeschichte auf, aber meistens sind das nur wenige“, berichtet Krause. Anfragen für einen Platz im Homberger Haus gebe es deshalb reichlich – auch weit über die Duisburger Nachbarschaft hinaus.

Das DRK-Seniorenzentrum „Haus am Sandberg“ wurde in den 1990er Jahren in Homberg gebaut.
Das DRK-Seniorenzentrum „Haus am Sandberg“ wurde in den 1990er Jahren in Homberg gebaut.

Dass Halal-Küche angeboten werde, sei zwar wichtig, aber nicht entscheidend, sagt Martin Szemkus, der DRK-Geschäftsführer Pflege und Betreuung in Duisburg. „Es geht um Einstellung und um Sprache.“ Die ist schon deshalb keine Barriere, weil auch fast die Hälfe der 130 Mitarbeiter (60 Stellen) eine Migrationsgeschichte hat. „Hier wird nicht über Kopftuch oder Aussehen diskutiert“, betont Ralf Krause, „hier ist jeder ein Mensch.“

Auch das, sagt der Hausleiter, spreche sich herum unter den Angehörigen der Bewohner und deren Bekannten. „Die schicken dann ihre Kinder und Enkel, damit sie hier ihre Ausbildung machen.“ Probleme, offene Stellen zu besetzen, habe das Haus deshalb nicht.

Personaldecke ist auf Kante genäht

Was nicht heißt, dass auch am Sandberg die Personaldecke nicht auf Kante genäht ist, weil die Kostenträger keinen großzügigeren Personalschlüssel genehmigen. „Dass wir seit Anfang 2017 für Personal 6,8 Prozent mehr bekommen, hat geholfen, gleicht aber die Versäumnisse der vergangenen 15 Jahre nicht aus“, findet Martin Szemkus. Letztlich, da sind sich die Praktiker einig, müsse mehr Geld ins System, um mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, mehr Personal einzustellen und es auch besser zu entlohnen für einen körperlich und psychisch anstrengenden Beruf. Die Möglichkeit, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, um krankheitsbedingte Ausfälle zu kompensieren, würde schon enorm helfen, meint Ralf Krause: „Dass wir das nicht können, ist tödlich für jedes Schichtsystem.“

Die Pflege nennt Thomas Kutschaty „ein wichtiges Thema, dem wir mehr Beachtung schenken müssen“. Für die Menschen sei es „eine entscheidende Frage, wie wir mit ihnen im Alter umgehen“. Die Politik müsse auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass multikulturelle Konzepte wie in Homberg Schule machen. „Allein in Duisburg gibt es rund 4500 Migranten mit Pflegebedarf“, sagt Ralf Krause.

>>KONZEPT ENTSTAND AUS UNI-PILOTPROJEKT

Das DRK-Seniorenzentrum „Haus am Sandberg“ an der Kirchstraße in Homberg wurde Mitte der 1990er Jahren als Ersatz für einen Altbau im benachbarten Baerl gebaut.

Das mulitkulturelle Konzept des Hauses wurde in einem dreijährigen Pilotprojekt der damaligen Gerhard-Mercator-Universität Duisburg (Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung) erprobt.