Anja Lerch und Frank Sichmann traten in der Duisserner Lutherkirche auf.

Nur eine Stimme und ein Gitarre sind zu hören - und doch schließen sie ein ganzes musikalisches Universum zwischen Rock, Pop und Jazz auf. Anja Lerch und Frank Sichmann heißen die beiden, denen dieses Kunststück gelingt. Ihr Projekt nennen sie „Lieblingssongs”. In der Duisserner Lutherkirche teilten die Lokalmatadore ihre musikalischen Vorlieben mit einem erstaunlich großen Publikum.

Auch wenn sie bekannte Stücke etwa von Sting, Prince oder Miles Davis spielen, reagieren sie zu Recht allergisch auf das Wort „Coverversion”. Ihnen gelingt es, völlig neue Zugänge zu einem Song zu eröffnen. Dass Frank Sichmann ein ausgezeichneter Gitarrist ist, hat sich herumgesprochen. Immerhin unterrichtet er Gitarre an den Musikhochschulen in Essen und Arnheim.

Aber er ist mehr als ein technisch versierter Gitarrist. Er steckt voller Ideen und geht auch mit Live-Samplings souverän und geschmackssicher um. Zarte Pickings, knackige Rocksounds, frostige Töne oder verfremdete Gitarrensounds – nie weiß man, was als nächstes kommt und denkt hinterher „Genau so war es richtig”. Technik und elektronische Tricks sind bei Frank Sichmann keine Selbstdarstellung, sondern dienen dem, was gerade live passiert.

Dazu dann noch Anja Lerch, deren Stimme nach Lebenserfahrung, etwas Skepsis und Wärme klingt. Manchmal hört man einen Schuss „Kneipe” in ihrem Gesang, um sich dann im nächsten Moment durch einen beinahe heiligen Ernst überraschen zu lassen. Gibt sie bei der vergleichsweise nah am Original angelegten Hendrix-Nummer „The wind cries Mary” die Rockröhre und Rampensau, so geht sie Stings „Sending out an SOS” als intime Jazzballade an, die Frank Sichmann mit kühlen Gitarrensounds kommentiert.

Zwei weitere Glanznummern: der Prince-Klassiker „Sign o'the times” mit einem umwerfenden Groove und einem bemerkenswerten Solo sowie das durch Miles Davis bekanntgewordene „Tutu”. Dieses Duo schafft es, jeden noch so bekannten Song zu ihrem ureigensten Statement zu machen. Ihre Neu-Interpretationen gehen ans Herz und sind zugleich ein höchst intellektuelles Vergnügen.

Wohl dem, der solche Lieblingssongs hat und ein neugieriges Publikum daran teilhaben lässt.