Duisburg. . Benjamin Reiners wird im Sommer 2019 Generalmusikdirektor in Kiel. In seiner Heimatstadt leitet er das Sommer-Open-Air der Philharmoniker.
Steil bergauf geht es mit der Karriere des Duisburger Dirigenten Benjamin Reiners: Seit Januar 2017 ist er stellvertretender Generalmusikdirektor am Nationaltheater Mannheim, im Sommer 2019 wird er Generalmusikdirektor in Kiel. Gleichzeitig zeigt er in seiner Heimatstadt Präsenz, dirigiert hier am 1. September das Sommer-Open-Air der Philharmoniker auf der Regattabahn und leitet im Dezember die Neuproduktion der „Fledermaus“.
Auf die Zusammenarbeit mit den Duisburger Philharmonikern freut sich Benjamin Reiners ganz besonders: „Das ist das erste Profi-Orchester, das ich gehört habe und das bei mir den Wunsch erweckt hat, selbst einmal Dirigent zu werden.“ Die Namen vieler Musiker hat Reiners immer noch im Kopf, und wenn die Geiger Matthias Bruns oder Johannes Heidt in Hannover oder Mannheim aushalfen, war dies für ihn stets eine besondere Freude.
Gute Erinnerungen an die Deutsche Oper am Rhein
Bei Erinnerungen an die Deutsche Oper am Rhein kommt Reiners ins Schwärmen. Er erinnert sich gut daran, dass er hier als Jugendlicher im März 2000 mit „Don Giovanni“, „Tannhäuser“, „My Fair Lady“ und „Die Fledermaus“ gleich vier starke Aufführungen in wenigen Tagen erleben konnte. Im Dezember steht er selbst bei der „Fledermaus“-Neuinszenierung am Pult, einem Stück, dass er schon in Hannover, am Münchener Gärtnerplatztheater und als Hochschulproduktion im Detmolder Landestheater oft dirigiert hat.
Wurzeln in Hamborn
Der junge Dirigent weiß, dass man die „leichte“ Operette nicht auf die leichte Schulter nehmen darf: „Bei diesen Stücken muss die Musik immer in Bewegung sein. Man muss als Dirigent mitatmen, immer wieder verzögern und dann das Tempo anziehen. Operetten sind oft schwieriger als die Klassiker der Opernrepertoires, bei denen man über weite Strecken einfach einen Viervierteltakt durchschlagen muss.“
Das Engagement an der Deutschen Oper am Rhein hat Generalmusikdirektor Axel Kober vermittelt. Er war einer von Reiners Vorgängern als 1. Kapellmeister in Mannheim und hat dort noch seinen Hauptwohnsitz. „Weil Axel Kobers Frau Anke-Christine den Kinderchor des Nationaltheaters leitet, trifft man Kober ab und zu hinter den Kulissen. Wenn er Zeit hat, sitzt er sogar mal bei einer Probe des Kinderchores am Klavier. Nach meiner Premiere von ,Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny’ sprach er mich an und sagte, ich müsse unbedingt mal an der Rheinoper gastieren.“
Schöne Nächte auf dem alten Hochofen
Da Reiners Eltern in Hamborn wohnen, wo er früher in der Kantorei der Friedenskirche gesungen hat, ist er immer wieder zu Besuch in Duisburg: „Wenn ich am Innenhafen bin, habe ich das Gefühl, dass sich da was entwickelt. Gleichzeitig erlebe ich, wenn ich von A 59 in Hamborn abfahre, ein deprimierendes Bild: Das Stadtbad, wo ich schwimmen gelernt habe, und die Rhein-Ruhr-Halle, vor der ich stand, als Michael Jackson bei „Wetten dass“ aufgetreten ist, sind nur noch Ruinen.“
Wesentlich positiver sieht er den Landschaftspark: „Da war ich oft mit dem Fahrrad unterwegs, und ich erinnere mich an schöne Nächte mit Freunden und ein paar Weinflaschen auf dem Hochofen. Später bin ich in der Gebläsehalle mit dem Jugendorchester aufgetreten.“
Als Dirigent beim „Maskenball“ eingesprungen
Als Benjamin Reiners kürzlich an der Deutschen Oper Berlin als Dirigent bei Verdis „Maskenball“ eingesprungen ist, gab es eine überraschende Begegnung mit einem anderen Duisburger Musiker, der ebenso wie er in der Kantorei der Hamborner Friedenskirche groß geworden ist: Thomas Richter, Sohn des ehemaligen Chorleiters Ludwig Richter und stellvertretender Chorleiter der Deutschen Oper Berlin. „Wir hatten beide viel voneinander gehört, sind uns aber erst in Berlin persönlich begegnet. Weil wir beide unsere Wurzeln in der Kirchenmusik haben, haben wir gewitzelt, wir müssten mal ein vierhändiges Orgelkonzert mit unseren liebsten Opernmelodien spielen.“
Mit dem Posten des Kieler Generalmusikdirektors kommen ganz neue Aufgaben auf Reiners zu. Zurzeit plant er schon seine erste Saison, in der er drei Opernproduktionen und fünf Sinfoniekonzerte leiten wird: „Ich möchte in Kiel sehr präsent sein, neben den klassischen Konzerten auch neue Formen für Studenten und Berufstätige ausprobieren.“
Vorher stehen am Mannheimer Nationaltheater als große Premieren Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“, eine rekonstruierte Version von Debussys „Der Untergang des Hauses Usher“ und konzertante Aufführungen von Rachmaninows „Francesca da Rimini“ in Benjamin Reiners Terminkalender – und natürlich seine Auftritte in Duisburg.
Stationen einer Musikerkarriere
Benjamin Reiners machte sein Abitur am Hamborner Abtei-Gymnasium; von 2000 bis 2007 leitete er den evangelischen Kirchenchor Beeck und von 2003 bis 2009 das Jugendorchester Duisburg.
Reiners studierte von 2003 bis 2007 Kirchenmusik in Köln, worauf ein Kapellmeisterstudium in Detmold folgte.
Nach Engagements am Münchener Theater am Gärtnerplatz und der Staatsoper Hannover ist er jetzt 1. Kapellmeister und stellvertretender GMD am Nationaltheater Mannheim.