Duisburg. „Duisbock“ heißt das Lastenfahrrad, das man sich beim Duisburger ADFC ausleihen kann. Wir sind für eine Testfahrt aufs Rad gestiegen.

Es dauert keine zehn Minuten, dann habe ich den Bogen raus. Denn beim Kurvenfahren mit dem „Duisbock“ muss man die lange Schnauze des Lasten-Fahrrads miteinplanen. Schon dem Namen „Bock“ nach, müsste das kostenlose Leihrad des Duisburger Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für Lust mit der Last sorgen. Den Großeinkauf für lau und null Prozent CO2 nach Hause fahren? Besser geht’s doch nicht.

Nach zehn Minuten hat Testfahrer Dennis Vollmer den Duisbock im Griff
Nach zehn Minuten hat Testfahrer Dennis Vollmer den Duisbock im Griff © Jörg Schimmel

Die Öko-Bilanz stimmt also schon mal. Ich will aber wissen, wie praktisch das Fahren funktioniert – und wie viel kann ich eigentlich damit transportieren? Zwei Kästen für die Gartenparty passen sorglos in den großen Lastenkorb, der wie ein Karo vor dem Lenker sitzt. Der etwa wadenhohe stabile Rahmen des Korbs sorgt dafür, dass auch beim schnellen Strampeln und bei Kurven nichts herausrutschen kann.

Für einen Wochenendeinkauf mit der ganzen Familie reicht der Platz knapp. Wer noch etwas drauf stapeln will, sollte einen oder mehrere Gurte dabei haben, um die Einkaufstüten festzuschnallen. Der Duisburger ADFC stellt sie praktischerweise gleich mit zur Verfügung. Die Grenze bildet also theoretisch nur das Gewicht von 100 Kilogramm. Der Rest ist Kraft und Geschick beim Fahren.

Lastenfahrrad wiegt 18 Kilogramm

Da hakt es bei mir noch in den ersten zehn Minuten. 18 Kilo wiegt der Duisbock, dazu zwei Kästen – das will ausbalanciert werden. Auf gerader Strecke ist das kein großes Thema, in die Kurven muss ich mich trauen, denn das Hauptgewicht liegt vor mir, die Schnauze schwimmt ein wenig. Beim Anhalten an Straßenecken muss ich den guten Meter vor dem Lenker mit einkalkulieren. Ich habe also an dicht beparkten Straßenrändern nicht den optimalen Einblick in die Straße. Am Ende aber ist es eine Übungs- und Vertrauensfrage. Minute für Minute habe ich besser raus, wie sich das Bike verhält. Und dann wird der Duisbock seinem Namen gerecht. Er macht richtig Spaß – acht Gänge hat die Nabenschaltung, ohne Kram im Korb kann man sogar sportlich unterwegs sein.

Elektrounterstützung hat das „Vogue Max“
Elektrounterstützung hat das „Vogue Max“ © Jörg Schimmel

Kann man da noch einen draufsatteln? Kurz gesagt: ja. Das zweite Gefährt – das Vogue Max – des ADFC unterstützt den Transport elektrisch. Und der Lastenkorb hat die Größe einer kleinen Rikscha. Drei bis vier Kinder bis sechs Jahren könnten damit Spazieren gefahren werden. Der Platz reicht für den Wocheneinkauf einer Kleinfamilie – viel mehr packt man auch in seine Fossilien verbrennende CO2-Schleuder in der Regel nicht. Und dank Elektroantrieb merkt man die Ladung kaum, obwohl auch hier die Grenze bei 100 Kilo liegt.

„Vogue Max“ hat drei Räder

Stabil auf drei Rädern steht der Vogue Max, ein Kippen ist nur dann möglich, wenn man einseitig und schnell über einen Bordstein oder Baumwurzeln braust. Einziges Manko sind für mich allerdings wieder die Kurven. Statt des gewohnten Fahrradlenkers kurvt das E-Lastenrad über eine Art Lenkstange. Das fühlt sich erst an als steuere man einen Öltanker, mit der Zeit kann man sich daran gewöhnen. An Bergen und auf gerader Strecke spielt der Vogue Max seine Stärken voll aus: Radeln fast ohne Reue, denn den Saft für das Pedelec bezieht der ADFC von einem Ökostrom-Anbieter, sagt Mitglied Jörg Walther. Gut 70 Kilometer schafft der E-Motor am Stück – das reicht locker zum Supermarkt oder zum Picknick ins Grüne und zurück.

Michael Reuter hat den Duisbock schon häufiger ausprobiert. „Wenn ich damit zum Hochfelder Markt fahre, bekomme ich damit ganz schnell einen Parkplatz. Mit dem Auto ist das kaum möglich.“ Der Korb reicht für jede Menge Obst und Gemüse, erzählt der Duisburger, „so viel kann man nicht essen, ich bekomme ihn meist gar nicht voll“.

Ausleihe läuft online

Und wie schwierig ist die Ausleihe? Einfacher als vermutet: Über duisbock.de muss man sich zunächst online mit den üblichen persönlichen Daten registrieren und dann einloggen. Über das Konto hat man einen Überblick, an welchen Tagen die Räder gebucht werden können. Das geht allerdings nur tageweise und an einem Ort, im Geschäft des ADFC an der Mülheimer Straße 91.

Natürlich: EIN Fahrrad allein kann kein ausreichendes Angebot für die Stadt bieten. Es kann also nur um einen Denkanstoß gehen. Den ersten Schritt hat der Duisburger ADFC aber getan, um die Möglichkeiten des Lasten-Fahrrads bekannt zu machen. Ökologisch lohnt sich das Bike in jedem Fall, denn gerade auf Kurzstrecken ist der Schadstoffausstoß bei PKW besonders hoch, weist ADFC-Vorstand Klaus Hauschild auf die Umweltbelastung hin.

Fazit: Eine echte Alternative zum Auto

Das Projekt soll daher Schule machen, wünscht sich ADFC-Mann Jörg Walther. Idealerweise sollte es in jedem Stadtbezirk ein solches Leih-Angebot geben. Dafür will der ADFC Fördermittel bei Land und Bund einholen. „Wir hoffen aber, dass auch Initiativen, Vereine oder Geschäfte das umweltfreundliche Lastenrad für sich entdecken, nutzen und verleihen.“ Und das Lastenbike in naher Zukunft auch ganz selbstverständlich im eigenen Carport steht.

Fazit: Ein bisschen Übung gehört dazu, dann ist der Duisbock eine echte Alternative zum Auto für null oder wenig CO2-Ausstoß. Beim ADFC kann man sie kostenlos ausprobieren, bevor man sich vielleicht selbst ein Lastenrad anschafft. Schließlich kostet etwa die Pedelec-Variante rund 2500 Euro.

Alle Infos unter www.duisbock.de