Duisburg. Er will sagen, „was Sache ist“, aber Oberbürgermeister Link überzieht. Mal wieder. So schürt er Feindbilder und schadet der Integration.

Zwischen Tacheles reden und Populismus, zwischen Missstände aufzeigen und Menschengruppen ausgrenzen, sind die Grenzen oft schwierig. Das Eine tun und das Andere lassen erfordert Fingerspitzengefühl. Oberbürgermeister Link ist das erneut nicht gelungen.

Seine Beschreibung der Probleme durch die Zuwanderung von 19.000 Zuwanderern und ihre Ballung in einzelnen Stadtteilen ist unstrittig, die Benennung der kriminellen Netzwerke, die hinter den Schlepperbanden und dem bestens organisierten Missbrauch von Sozialleistungen stehen, ebenso. Auch die Forderung an Land, Bund und EU, betroffene Städte wie Duisburg nicht allein zu lassen und die Gründe für Armutswanderung vor Ort zu bekämpfen – kein Widerspruch. Richtig auch, von jedem Einzelnen zu fordern, sich im Gastland an Recht und Ordnung zu halten.

Widerspruch zu den Pauschalurteilen

Widerspruch aber zu den Pauschalurteilen, ja Kriminalisierungen ganzer Volksgruppen, zu den Untertönen, die bei Links Beschreibungen und Forderungen mitschwingen. Es mag ja sein, dass man verbal robust sein muss und Notlagen in drastischen Formulierungen packt, um Gehör zu finden, aufzurütteln. Aber Link schürt zugleich Feindbilder und bedient Ressentiments. Seine Beteuerungen, nicht zu pauschalisieren, wirken aufgesetzt. Er nimmt in Kauf zu spalten, statt zu integrieren und zu versöhnen. Und das nicht zum ersten Mal.

Zudem gibt es Zahlen: 270 000 Ausländer beziehen bundesweit Kindergeld für Kinder in ihrer Heimat, nicht mal zehn Prozent davon sind Bulgaren und Rumänen. Und alles Missbrauchsfälle? Sie werden sich in Duisburg häufen, keine Frage. Auch die Fälle von Scheinbeschäftigungen, miesen Tricks von Schleppern und Vermietern. Aber Link nimmt das grobe Raster. Wie Seehofer, der Wähler für seine CSU aus dem rechtspopulistischen Lager zurückholen will.

Neue Linie der Landes-SPD?

Link ist zugleich Parteivize der SPD im Land. Ist das die neue NRW-SPD, die nach den Wahlverlusten an die AfD die Hoheit an den Stammtischen zurückholen will? Wenn das der Sinn der als Erneuerung postulierten „Thekengespräche“ der Duisburger SPD sein soll, dann ade Wertgerüst der Sozialdemokratie. Im „Tagesthemen“-Interview von Link am Donnerstag distanzierte er sich zwar vom „Geschrei“ à la AfD, bekundete aber, dass es gut sei, wenn sich Menschen bei einem Vertreter „einer großen Volkspartei“ gut aufgehoben fühlten. Kein Gegenrede. Aber nicht auf diese Weise.