Duisburg-Ruhrort. . Mit dem Motorboot eine Runde durch den Hafen. Den hat Rolf Köppen schon als Schüler kennen gelernt. Er bietet Touren samt Frühstück im „Anker“.

„Heja, alle nach rechts!“, ruft Kapitän Rolf Köppen – und die Mannschaft wirft sich mit dem ganzen Gewicht auf die Seite. Etwa zehn Minuten, und die können ziemlich lang sein, geht das so. Hin und her. Hin und her. Passend zum Takt der Reggea-Musik, die aus den Boxen klingt. Die „Oskar“ ruckelt. Zum Glück. Zehn Personen schippern auf der kleinen Motoryacht durch den Duisburger Hafen. Köppen ist gerade in den Südhafen eingebogen, stellt die „Tatort“-Erkennungsmelodie an, dann macht es „Krrrr“: die „Oskar“ ist auf eine Kiesbank aufgelaufen. Niedrigwasser. Der Pegel zeigt 2,18 Meter. „Die war gestern noch nicht da“, sagt der Schiffsführer verwundert. Aber so ein Malheur kann ihn nicht aus der Ruhe bringen. Mit seinem Boot hat er schon viel erlebt.

Vor elf Jahren überführte der Kapitän die Motoryacht von Passau nach Duisburg.
Vor elf Jahren überführte der Kapitän die Motoryacht von Passau nach Duisburg. © Fabian Strauch

Vor elf Jahren hat er die Yacht aus Passau abgeholt. Damals lag es an Land und hieß „Liliane“. Mit Altbier wurde das Boot umgetauft und in Etappen auf dem Wasserweg nach Duisburg überführt. 1000 Kilometer, 54 Schleusen. „In der ersten hab’ ich mich erstmal gedreht und bin wieder raus, weil das Schiff vor mir solche Strudel gemacht hat“, erinnert er sich. Nach ein paar Schleusen hatte er allerdings Übung. Gewissermaßen begann der Meidericher schon mit 16 seine Karriere auf einem Boot. Als Schüler heuerte er in den Ferien als Schiffsjunge an, schrubbte Planken, leerte Aschenbecher, strich an. Seitdem kennt er den Rhein ziemlich gut. Nach der Schule entschied er sich allerdings doch für ein Foto-Volontariat bei der NRZ. „Als Volo habe ich ein Bekennerschreiben der RAF gefunden. Das war ganz schön aufregend, als der Chefredakteur sagte, ich soll daraus eine Geschichte machen.“ Eine seiner ersten Reportagen machte er 1975 im Hafen. Das Thema ließ ihn nie los und fasziniert ihn heute noch. „Die Welt der Binnenschiffer hat sich so verändert. Die kommunizieren per Mail und Whatsapp. Wenn die in Duisburg starten, wissen sie schon, auf welcher Seite in Rotterdam die Ware gelöscht werden soll.“ In durchgetakteten Zeiten bleibt wenig Platz für Hafenromantik. Er kann sich Zeit nehmen und treiben lassen.

Bühne für Lesungen und Kultur

Köppens Jobs führten ihn zu verschiedenen Zeitungen, Firmen und irgendwann auch zu Duisport. „Ende der 1980er Jahre gab’s die Serie ,Hafendetektiv’. Ich bekam die Anfrage, ein paar verrückte Fotos zu machen, die beim Privatdetektiv Löwitsch im Büro hängen sollten“, erinnert sich der 63-Jährige. „Mach ma wat von oben links und unten rechts“, trugen sie ihm auf, und er lieferte die passenden Motive. Fotos, die die Hafenatmosphäre einfangen.

Vor zwei Wochen hat sich Köppen das Emblem des Kreativquartier Ruhort auf dem Arm verewigen lassen.
Vor zwei Wochen hat sich Köppen das Emblem des Kreativquartier Ruhort auf dem Arm verewigen lassen. © Fabian Strauch

Schon früh war dem Charakterkopf klar, dass er ein eigenes Boot haben möchte. Bevor „Oskar“ kam, kaufte er sich einen Kahn aus Holz. Der hatte allerdings nur einen „Verkaufsanstrich.“ Holzwürmer waren am Werk, eines morgens konnte er durch die Ritzen gucken. Also pinselte Köppen das Boot nochmal über und verkaufte es weiter. „Vier Jahre später ist es dann gesunken.“ Auf „Oskar“ ist da mehr Verlass. Der Rumpf ist aus Stahl. „So ein bisschen über die Sandbank schubbeln, das macht nix.“ Das Boot war schon Bühne für Lesungen und spielte eine Rolle bei der Kulturhauptstadt. Seitdem trägt es ein Logo des Kreativquartiers Ruhrort. Vor kurzem hat sich Köppen das typische Ruhrort-Herz auf den Arm tätowieren lassen.

Ausfahrt mit maximal zehn Personen

Ein offizielle Fahrgastschiff ist „Oskar“ nicht, aber Gruppen bis zu zehn Personen können es für eine Ausfahrt mieten. Derzeit gibt es auch ein Angebot mit der Kombüse „Zum Anker“. Erst frühstücken, dann eine Runde drehen. Köppen macht die Arbeit auf dem Wasser und mit den vielen unterschiedlichen Menschen Spaß. „Komma runner“ lautet sein Motto. „Manchmal kommen Leute, die sind total gestresst, daddeln am Anfang nur auf ihrem Handy rum.“ Wenn er dann allerdings ein paar Schleifen zieht und die Gäste sich auf dem Rhein die Rettungswesten anlegen müssen, spätestens dann seien sie entspannt. Auch für Köppen sind die Sorgen, die er manchmal an Land hat, auf dem Rhein weit weg. „Ich kann durch zwei Schleusen auf die Ruhr fahren und fühle mich wie im Urlaub.“ Eine Kreuzfahrt käme für ihn nie in Frage. „Höchstens im Maschinenraum.“