Duisburg. . Max Jabs und Nono Konopka radeln für ihr Bildungsprojekt 15.000 Kilometer von Berlin nach Peking. Ihre Kampagne soll 70.000 Euro einbringen.

Eine tollkühne Fahrradtour für ein großes Ziel: Der Duisburger Maximilian Jabs startet mit seinem Studienfreund Nono Konopka am 1. September in Berlin auf den gut 15 000 Kilometer weiten Weg nach Peking. Spätestens Ende 2019 wollen sie im Ziel sein. Ihre tollkühne Tour verbinden sie mit ihrer Fundraising-Kampagne „Bikingborders“: Menschen, die ihre Geschichte lesen und ihren Weg nach China per Internet verfolgen, sollten 70 000 Euro spenden – für den Bau einer Schule in Guatemala.

Niemand tritt dem 24-Jährigen zu nahe mit der Behauptung, er habe mehr Ahnung von Marketing als vom Radfahren. „Ich bin mit dem Rad zur Arbeit oder zur Uni gefahren“, sagt der Obermarxloher über seine Erfahrung auf zwei Rädern, wenig anders geht’s seinem Freund: „Trainieren müssen wir daher unterwegs auf der Strecke.“ Auch sein Bewusstsein für die Bedeutung von Bildung sei eigentlich erst nach dem Abitur am Abtei-Gymnasium gewachsen. „Da war ich nicht die große Leuchte“, räumt er ein.

Als Englischlehrer in Vietnam unterrichtet

Warum also 15 Monate abstrampeln für ein Bildungsprojekt? „Ich habe ein Praktikum in Shanghai bei einem großen Textilunternehmen gemacht, anschließend Freiwilligenarbeit als Englischlehrer in Vietnam“, berichtet Jabs. „Dort hat sich meine Sicht auf Bildung sehr verändert. Mir wurde klar, wie entscheidend sie ist. Und welches Glück ich habe, hier aufgewachsen zu sein.“ Ähnlich ging es dem Mitfahrer, der sich in Schulen in Mexiko und Guatemala engagierte.

Beide kennen sich von der Fontys International Business School in Venlo, dort haben sie jüngst das Bachelor-Studium abgeschlossen. Eine Auszeit nehmen vor einer Fortsetzung des Studiums, vor Job, Familie und Verantwortung: Das war das gemeinsame Ziel. „Aber es sollte etwas Sinnvolles sein“, sagt Max Jabs.

Nachhaltiges Projekt soll unterstützt werden

Ein Film über einen jungen Amerikaner, der von Oregon im Norden der USA bis nach Patagonien an die Südspitze Südamerikas geradelt war, brachte sie auf die Idee für ihr Projekt: Spenden zu sammeln für eine Schule, gebaut von der US-amerikanischen Initiative „Pencil of Promise“. Die Organisation errichtet Schulen und bildet einheimische Lehrer aus. „Ein nachhaltiges Projekt. 50 000 Euro sind die Hälfte des Betrages, der für den Bau einer Schule in Guatemala benötigt werden. 20 000 Euro reichen, um 400 Kindern ein Jahr den Schulbesuch zu ermöglichen“, erläutert der Duisburger das finanzielle Ziel seiner Kampagne.

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Das sei, so findet er, „ein handfestes Ziel. Darunter können sich die Spender etwas vorstellen.“ Und eine gute Möglichkeit, das Uni-Wissen in der Praxis anzuwenden: Wer den Geldbeutel der Menschen öffnen will, der muss eine überzeugende Geschichte erzählen – deshalb der Titel „Bikingborders“. Grenzen überwinden: nämlich die von 14 Ländern bis nach China uns sicher auch einige persönliche Limits.

Mit dem „verkaufen“ ihrer Idee sind beide bereits seit März beschäftigt. Ein knappes Budget, rund 6000 Euro, haben sie veranschlagt für Unterkunft und Essen – das klappt nur mit viel „Couch-Surfing“ und „Warm-Showers“, wobei freundliche Gastgeber Schlafplatz und Dusche zur Verfügung stellen. „Meistens wollen wir campen“, sagt Jabs. Hinzu kommen Kosten für Visa und Rückflug ab Peking.

Höchste Punkt der Tour liegt auf 4500 Metern Höhe

Für eine langstreckentaugliche Ausrüstung reicht der Etat nicht. „Ohne Sponsoren geht nix“, meint Jabs, „deshalb haben wir viel telefoniert.“ Und es geschafft: Eine Berliner Radschmiede stellt die Räder – deshalb auch der Start in der Hauptstadt. Weitere Unterstützer stellen Taschen, Werkzeug, Ersatzteile, Schlafsäcke und Kleidung. Rad und Gepäck, zusammen 40 Kilo, wollen mit Muskelkraft über das Pamir-Gebirge in Tadschikistan bewegt werden, dort liegt 4500 Meter über dem Meer der höchste Punkt der Tour.

Zunächst ist Istanbul das erste große Zwischenziel, das wollen die Radler bis zum Jahreswechsel erreichen. Die Spannung steigt und auch der Kontostand schon. „Die ersten 1000 Euro sind gespendet, sie kommen nicht von Freunden oder Verwandten“, berichtet Max Jabs: „Dass völlig Unbekannte uns einfach so 50 Euro spenden, macht mich richtig glücklich.“