Duisburg. . Am Christopher Street Day wehte wieder die Regenbogenflagge am Rathaus. „Ohne unser ständiges Nerven hätten wir heute keine Gleichstellung.“
Im Sommer 2019 jährt sich der Stonewall-Aufstand in der Christopher Street in New York zum 50. Mal. Es war ein Befreiungsschlag der LGBT (Lesbian, Gay, Bi, Trans)-Community, der die öffentliche Wahrnehmung und die Emanzipation der Gemeinschaft nach vorne katapultierte. Schade eigentlich, dass es auch 50 Jahre später noch immer Veranstaltungen wie den Christoper-Street-Day am Samstag in der Innenstadt geben muss, um für Akzeptanz zu werben. Das bunte Partyvolk feierte ein wildes Fest des Respekts und der Liebe.
Musikbühne auf dem König-Heinrich-Platz
Los ging’s vor dem Rathaus, wo Oberbürgermeister Sören Link die Regenbogenflagge zur mittlerweile 16. Duisburger CSD-Ausgabe zu hissen. Ein sichtlich gut gelaunter OB freute sich über „so ein starkes Zeichen“ für ein buntes und tolerantes Duisburg, dabei waren die nach Polizeischätzungen 250 Besucher auf dem Burgplatz längst nicht alle CSD-Teilnehmer. Gleich nach Links kurzen Rede setzte sich der Tross in Richtung König-Heinrich-Platz in Bewegungen, wo die Organisatoren schon eine große Musikbühne und viele Infostände aufgebaut hatten und, neben den fahnenbehangenen und bunt angemalten Teilnehmern, auch viele Samstagsbummler stehen blieben und sich das Spektakel anguckten.
Vorneweg marschierten die Ruhrpott-Guggis, die ordentlich Lärm machten und die Blicke der Duisburger auf die Parade lenkten. Zusammen mit den SPD-Abgeordneten Bärbel Bas (MdB), Rainer Bischoff (MdL) und anderen trug Link die Regenbogenflagge vorneweg, unterbrochen nur von kurzen Pausen für kleine Kundgebungen.
Gabriele Bischoff, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben NRW, führte den Teilnehmern noch einmal „ihre“ Geschichte vor Augen. „Ohne unser ständiges Nerven hätten wir heute keine rechtliche Gleichstellung, und ohne unser ständiges Nerven wären wir heute immer noch Opfer der Heteronormativität.“ Gleichzeitig mahnte sie aber auch, sich an die zu erinnern, die dem Hass und der Intoleranz zum Opfer gefallen sind, und bat die junge Generation der LGBT-Community, ihre Wurzeln nicht zu vergessen. „Für das nächste Jahr, das 50. Jubiläum des Stonewall-Aufstands, planen wir mit vielen Volkshochschulen Vortragsreihen und Diskussionsrunden zu der Emanzipation unserer Bewegung.“ Fortschritt provoziere immer auch Rückschritt, aber davon solle sich die Gemeinschaft nicht entmutigen lassen.
Etwas pragmatischer ging es beim „Männer-Tüv“ in einem der Zelte am König-Heinrich-Platz zu. Das Team um den Duisburger Urologen Michael Berse hat es sich zur Aufgabe gemacht, „Informationen zu Vorsorgemöglichkeiten für Männer“ zur Verfügung zu stellen.
Thema Männergesundheit
Zum einen zu Darmkrebs, aber auch zu allen anderen Krebsarten und Erkrankungen, Lungen- und Herzschwächen etwa. Besonders geht es aber eben um den Darmkrebs, obwohl der durch gute Vorsorge eigentlich einfach zu bekämpfen ist. „Genau da liegt aber das Problem“, erklärte Berse, „Männer werden nicht für Vorsorge sensibilisiert.“ Frauen seine durch Gynäkologenbesuche und Verhütung mit den Vorsorgemöglichkeiten vertraut, Männer gingen oft erst zum Arzt, wenn es schon zu spät sei. Neben der bekannten „großen Hafenrundfahrt“ mit 55 Jahren gibt es noch eine ganze Reihe Vorsorgemöglichkeiten mehr, über die der Männer-Tüv informiert – das nächste Mal auf der „Männermesse“ Lack und Chrom.