Duisburg. Landschaftspark und Thyssenkrupp-Rundfahrten in der langen Nacht der Industriekultur besonders gefragt. Feuerwerke sind nach wie vor Höhepunkte.
Wenn Thyssenkrupp-Mitarbeiter Überstunden machen, im Landschaftspark die Musik spielt und sich der Innenhafen mit Knalleffekten meldet, dann ist wieder Extraschicht. 300 000 Menschen waren im gesamten Ruhrgebiet unterwegs – in Duisburg ist der Landschaftspark das beliebteste Ausflugsziel.
Arbeit künstlerisch in Szene gesetzt
Mit Bussen pendeln die Besucher durch die Nacht und steigen in Bruckhausen direkt in den nächsten Bus um. Die Schlangen sind lang, tausende wollen eine Rundfahrt über das Werksgelände machen, das ungefähr fünf Mal so groß ist wie Monaco. „Unsere Führungen sind lange im Voraus ausgebucht, wir freuen uns, dass das Interesse so groß ist“, erklärt Petra Hille vom Besucherzentrum. Betty van Loon ist mit ihrer Familie extra aus Essen zum Stahlstandort Duisburg gekommen. Sie hatte Glück und eine Fahrt unter Tage gewonnen. „Deshalb haben wir uns gedacht, dass wir zur Kohle noch Stahl dazu nehmen.“ Außerdem bekommt ihr Sohn (14) auf diese Weise einen Eindruck, wie im Ruhrgebiet gearbeitet wird. „Das sind die Schätze des Ruhrgebiets“ ist die Mutter überzeugt.
Die Zahlen, die Max Müller für seine Gruppe parat hat, sind beeindruckend: Das Gelände gleicht einer Kleinstadt. Die Besucher fahren vorbei an Schlackefeldern und glühenden Brammen – und zockeln hinter einem Brammentransport, Stahltrans 36, her. „Mit so einem Biest legt man sich besser nicht an“, brummelt der Busfahrer und fährt schön langsam. Die Straßen auf dem Gelände sind extra für schwere Lasten ausgelegt, lernen die Gäste bei der beeindruckenden Tour.
Kunstaktion lädt zum Strampeln auf Spinning-Rädern
Um Arbeit geht es auch bei der Installation des Künstlerkollektivs „Pluspolstadt“. In der Kraftzentrale im Landschaftspark sind 80 Spinning-Räder aufgebaut. Die Künstler sind ganz in weiß gekleidet und laufen mit einer Lampe durch die Halle. Ansonsten ist es dunkel. Mantramäßig wiederholen sie „Bete und trete.“ Die Besucher können strampeln und sich gebetsartige Texte anhören: „Opfere deinen Schweiß!“ Draußen erzählt Alois Häußler den Extraschicht-Touristen, wie früher im Werk gearbeitet wurde, und korrigiert gerne: „Hier wurde nie Stahl, sondern Roheisen hergestellt.“
Einen Kontrapunkt setzen der Innenhafen und das Binnenschifffahrtsmuseum. „Wasser trifft Stahl“ lautet schließlich das Motto. Also nutzen zahlreiche Menschen eines der Schiffe, die zwischen Innenhafen und Ruhrort verkehren. In der ehemaligen Schwimmhalle warten eine kulinarische Flussreise, „Der fliegende Holländer“ und Piraten. Wer es lieber ruhiger mag, lässt sich im Kultur- und Stadthistorischen Museum von Mila Langbehns Nachtblüten verzaubern. Traditionsgemäße Höhepunkte sind die Feuerwerke im Landschaftspark und im Innenhafen. Schöner sind Überstunden selten.
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