duisburg.. Starke Böen auf einem Großteil der Strecke machen die vierte Auflage der „Ruhr2NorthSea“-Challenge zu einer wahren „Tortour“.

Wie die Fischersfrauen, die einst nach stürmischer Fangfahrt ihre Männer zurückerwarteten, standen die Damen aufgereiht an der Einfahrt zum Hafen des Nordseehafens Bensersiel, um ihren Helden der Landstraße zu applaudieren. Den Beifall hatte sich jeder der gut 700 Radfahrer verdient, die sich am Samstag frühmorgens um 4.30 Uhr an der Schauinsland-Arena auf den 300 Kilometer langen Ritt bei der „Ruhr2NorthSea-Challenge“ (R2NSC) gewagt hatten. Mit Windstärke fünf blies es ab Kilometer 100 aus Nordwest – was manchen Zeitplan arg durcheinanderbrachte und die Geduld der wartenden Angehörigen auf eine harte Probe stellte.

Glücklicherweise keine schweren Unfälle

Ein beeindruckendes Bild: Gut 700 Starter stemmten um 4.40 Uhr an der Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg ihre Räder.
Ein beeindruckendes Bild: Gut 700 Starter stemmten um 4.40 Uhr an der Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg ihre Räder. © Unbekannt | R2NSC

Die beste Nachricht für Organisator Thomas Kaiser: „Alle sind heil angekommen. Es hat keine schweren Stürze gegeben.“ Glimpflich verlief auch der Unfall des Fahrzeugs mit einer mobilen Hebebühne des Orga-Teams: Es war unterwegs, um Bilder von den Radlern aus der Vogelperspektive zu ermöglichen. Gegen 8 Uhr war der Fahrer in der Nähe von Borken aus bisher ungeklärter Ursache von der Straße abgekommen und hatte einen Baum gerammt. Er blieb unverletzt, der zunächst vermutete Beinbruch des Fotografen auf dem Beifahrersitz sollte sich im Krankenhaus als Verstauchung entpuppen. „Das hat uns ziemlich geschockt, als wir das beschädigte Fahrzeug gesehen haben“, so Kaiser.

Weniger heftig als in den Tagen zuvor prognostiziert, blies zunächst auch der Gegenwind. Bis zur ersten Kaffeepause nach 50 Kilometern am Schloss Raesfeld und zum Frühstück in Epe nach einem Drittel der Strecke kam nicht nur die zunächst etwa 30-köpfige Spitzengruppe mit Rennradlern flott voran, sondern auch der große Tross von Tourenfahrern. Unter ihnen erneut viele Teams aus Duisburger Unternehmen. Die größte Gruppe stellte auch bei der vierten Auflage der „Ruhrchallenge“ Sponsor Thyssenkrupp. Die Stadtwerker starteten als „Team Rheinpower“, auch HKM und die IT-Spezialisten von Krankikom waren ebenso am Start wie die „Pony-Riders“, die ein Dutzend Fahrradkuriere auf die Strecke schickten.

Ein Durchschnittstempo von 35 km/h, das die Schnellsten im vergangenen Jahr mit leichtem Rückenwind noch locker ins Ziel traten, wurde aber bald zur Utopie. Selbst Windschattenfahren war nur begrenzt möglich, weil kräftige Böen auch dem Letzten in der Reihe von schräg vorn ins Gesicht bliesen.

Kaum einer pünktlich zum Fußballspiel angekommen

Das Ziel, pünktlich zum Anstoß beim Schweden-Spiel der deutschen Kicker geduscht vor der Großbild-Leinwand im Bensersieler Fahrerlager zu sitzen, musste mancher buchstäblich in den Wind schreiben. Da halfen auch die stärkenden Buchweizenpfannkuchen auf halber Strecke in Georgsdorf wenig – die lokale Spezialität wurde von den Damen des Vereins, der sich für die historische Mühle engagiert, serviert. „Besuch aus der Heimat – ich stamme aus Essen und habe lange in Meiderich gelebt“, freute sich eine Gastgeberin.

Fast geschafft: Die Spitzengruppe, hier bei der Pause in Aurich, erreichte Bensersiel nach 9,5 Stunden Fahrzeit und 32,5 km/h
Fast geschafft: Die Spitzengruppe, hier bei der Pause in Aurich, erreichte Bensersiel nach 9,5 Stunden Fahrzeit und 32,5 km/h © Unbekannt | R2NSC

Schon um Mitternacht war Ausdauerathlet Jan aus Dorsten gestartet, um die ersten 100 Kilometer laufend und die verbleibenden 200 auf dem Rad zurückzulegen. Zu hart bei den Bedingungen: 30 Kilometer vor der Küste stieg er, bereits nach Mitternacht, vom Sattel.

Da war Christian mit seinem Mountainbike längst auf dem Rückweg, den er mit dem Rad antrat. Und das trotz eines 50-km-Umwegs, den ihn ein zwischenzeitlicher Ausfall des Navis gekostet hatte.

Ein Unterfangen, dass mancher Tourenradler, der sich bis nach Mitternacht auf der letzten Rille ins Ziel kämpfte, wohl nur mit Kopfschütteln quittiert. Am Ende durfte jeder stolz sein, der das Ziel erreichte. „Ein tolles Erlebnis, wir sind nächstes Jahr wieder dabei“, sagt nicht nur Michael Siepmann vom Stadtwerke-Team. Ob auch die Ehefrauen an der Hafeneinfahrt erneut so ausdauernd sind, darf aber bezweifelt werden.

>>> DATUM STEHT FÜR NÄCHSTES JAHR FEST

Vor der Tour ist nach der Tour: Kaum ist die vierte „R2NSC“ gelaufen, da steht schon der Termin für die fünfte Auflage: Am Samstag, 15. Juni 2019 geht’s wieder ab Schauinsland-Arena nach Bensersiel an der Nordseeküste.

Auch im nächsten Jahr wird es zur Vorbereitung wieder zwei Touren nach Raesfeld (Outer-Ruhr-Challenge, 100 km, April) und durch das Revier (Ruhr-Around-Challenge, 200 km, Mai) geben. Alle Informationen: R2NSC.de.