duisburg / Banja Luka. . 26 Jahre nach seiner ersten Hilfsfahrt herrsche heute mehr denn je Armut und Hoffnungslosigkeit. Die Hilfe vom Niederrhein aber bleibt konstant

Eigentlich ist die Politik ja nicht das Thema, über das Heribert Hölz (75), der Sozialarbeiter außer Diensten, der unermüdliche Christenmensch und Gründer der Bosnienhilfe der Duisburger Caritas ein Urteil abgeben will.

Doch 26 Jahre nach seiner damals ersten, spontanen Hilfsfahrt in den frisch entflammten Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegovina und auf dem Balkan packt ihn heute ein heiliger Zorn auf die Politiker und die Regierenden vor Ort in dem Balkanland:

Armut und Korruption wohin man schaut, eine Wirtschaft, die völlig am Boden liegt, die Menschen auf dem Land müssen als Selbstversorger irgendwie über die Runden kommen, die Volksgruppen stehen nach wie vor feindselig einander gegenüber, die Jugend habe keinerlei Chancen auf einen Job, der sie durchs Leben brächte, die Alten haben keinerlei Hoffnung auf Hilfe, denn den sozialen Staat Bosnien gibt es nicht.

„Für diese Verhältnisse ist die Politik verantwortlich“

Hölz: „Für diese elenden Verhältnisse ist nun wirklich die Politik in Bosnien verantwortlich und niemand sonst!“ Und der Balkan-Staat schielt auf das reiche Europa, liebend gerne möchte er genauso wie der ungeliebte Nachbar Kroatien Vollmitglied der EU werden. Hölz: „Doch das ist völlig ausgeschlosssen, Bosnien ist meilenweit davon entfernt!“

Um so wichtiger, so sagt Hölz, sei es dann leider, dass es humanitäre Initiativen wie die Bosnienhilfe der Duisburger Caritas gebe, die weiterhin die armen Menschen in den Städten wie auf dem Land im Blick halte, unabhängig von ihrer Religion oder Ethnie.

Auf seiner mittlerweile 88. (in Worten: achtundachtzigsten!) Reise in das Zielgebiet der Hilfe hat er in einem Schwesternkloster in Banja Luka Halt gemacht. Der privaten Suppenküche, die den Armen des Vorortes Budzak täglich Essen kocht ist der Sponsor, die Schweizer Cariats abhanden gekommen, 30.000 Euro pro Jahr fehlen jetzt. Sie fragen Hölz, ob er dieses Geld geben kann. Hölz: „Ausgeschlossen! Aber ich habe 15.000 € als Einmalhilfe gegeben, wir versorgen ja selber eine Suppenküche in Zenica mit einem 30.000-€-Jahreszuschuss!“

Und plötzlich war die Mutter tot

Insgesamt 77.000 Euro, so erzählt er, habe er bei seiner jüngsten Fahrt Ende April dieses Jahres für Projekte und Hilfen ausgeben können. Er zählt auf: Je 15.000-Euro-Tranchen für die Suppenküche in Zenica, nun auch in Budzak, und für zahllose Familienpatenschaften; 10.000 Euro für eine landwirtschaftliche Initiative, wo verlassenes Brachland zusammengeschoben und neu bewirtschaftet wurde, unter anderem mit einem gebrauchten Traktor, bezahlt von der Bosnienhilfe aus Duisburg/Niederrhein. 5000 Euro, so zählt Hölz weiter auf, habe er für Medikamente der Caritas Sarajevo gegeben, 5000 Euro seien in die Alten- und Krankenhilfe geflossen.

Hölz: „Dann, kleinere Beträge wie 2000 bis 3000 Euro für Familienhilfen, das ist ja immer noch ein Haufen Geld.“

Vater Zivkovic übernimmt von Ursula Hölz sechs Schafe. Für die Spender aus Deutschland bekommen die Tiere Namen. Die Tiere dürfen nicht geschlachtet oder verkauft werden, sondern sollen Wolle und Milch geben.
Vater Zivkovic übernimmt von Ursula Hölz sechs Schafe. Für die Spender aus Deutschland bekommen die Tiere Namen. Die Tiere dürfen nicht geschlachtet oder verkauft werden, sondern sollen Wolle und Milch geben. © Hölz

Zum Beispiel für sechs Schafe für die Familie Zivkovic aus Laktasi: Vater (37 Jahre), Mutter (34 Jahre) plus fünf Kinder, sie alle wohnen in einem Haus ohne Wasser und Strom, das nach unseren Maßstäben ein kleiner Kuhstall wäre. Hölz: „Dieser Familie habe ich - über die Cariats in kleinen Schritten – insgesamt 3000 Euro für die Reparatur des Haus zugesagt.“ Schafe, Geld, Hilfe zur Selbsthilfe. Und plötzlich ist die junge Mutter tot. Drei der fünf Kinder kommen in irgendein Heim. Hilfe vom Staat, damit die Familie nach dem Tod der Mutter nicht auseinanderfällt, gibt es keine. Die Hilfe kommt ausschließlich aus Duisburg und vom Niederrhein.

„Sehr bedrückend, dies alles zu erleben,“ sagt Hölz. Und keinerlei Aussicht auf eine Besserung. Im Gegenteil, alles werde schlimmer. „Ich fühle mich unter Druck. Ich helfe, solange ich kann, solange ich fit bin und solange die Menschen in Duisburg und am Niederrhein mich mit Spenden unterstützen.“ Wofür er sehr dankbar sei.

Im September will er wieder los. Zu seiner dann 89. Hilfstour.

Der Kontakt zur Bosnienhilfe

Wer die Bosnienhilfe der Duisburger Caritas in ihrem Bemühen um humanitäre Hilfe für arme und alte Menschen in Bosnien mit einer Geldespende unterstützen will, kann dies tun, unter der Kontonummer: IBAN DE14 3505 0000 0200 104305 (Sparkasse Duisburg, Bosnienhilfe).
E-Mail-Kontakt: heriberthoelz@t-online.de