Duisburg. . Nicole Seyffert ist die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Als Kind der 1970er Jahre hat sie von den Vorkämpferinnen eher profitiert.

Nicole Seyffert ist die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Duisburg. Ihr altes Büro ist noch nicht ganz aus-, das neue nicht komplett eingeräumt. Immerhin, die lila Blumentöpfe samt pinkfarbiger Gießkanne stehen schon.

Die 47-jährige Duisburgerin machte nach der Schule eine Ausbildung bei der Stadt und arbeitet seit 1990 in der Verwaltung, zunächst im Personalamt. Später wechselte sie ins Stadtentwicklungsdezernat zur Stabsstelle Strategische Steuerung und baute dort ein neues Berichtswesen auf. Nachdem die Stabstelle allerdings aufgelöst wurde, wechselte sie ins Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Seit 2012 war die Verwaltungsfachfrau Stellvertreterin von Doris Freer, die Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet wurde. Nun rückt sie an die Spitze auf. Ein Gespräch über Emanzipation, Gleichberechtigung, Alice Schwarzer und welche Schhwerpunkte sie künftig bei ihrer Arbeit setzen möchte.

Sind Sie eine Feministin?

Ich würde mich als emanzipiert beschreiben, aber eine Emanze oder Feministin bin ich nicht. Ich bin 1970 geboren und habe von den Vorkämpferinnen und ihrer Arbeit profitiert. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals Nachteile hatte, weil ich eine Frau bin. Vielleicht hätte ich an der einen oder anderen Stelle mehr kämpfen können.

Waren Sie als Kind ein Mädchen, das gerne pink getragen hat?

Eigentlich nicht, die „Pinkisierung“ der Mädchen hat erst später angefangen mit Hello Kitty und anderem entsprechenden Spielzeug. Aber es wäre sicherlich ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung, wenn diese Frage gar nicht auftauchen würde.

Und was halten Sie von Alice Schwarzer?

Wir haben die Emma abonniert. In der Zeitschrift stehen viele Themen, die auch die Lebenswirklichkeit der Duisburger Frauen betreffen. Ich finde die Texte in der Zeitschrift informativ und manchmal auch streitbar.

Doris Freer musste viele dicke Bretter bohren. Ist Ihre Arbeit leichter geworden?

Die ersten Gleichstellungsbeauftragten musste erst einmal Rahmenbedingungen schaffen. Da ist einiges erreicht worden, allerdings gibt es immer noch Themen, die angepackt werden müssen und wo wir wachrütteln müssen. Wir müssen die Strukturen ausbauen.

Können Sie ein Beispiel geben?

In der Stadtverwaltung sind nur 25 Prozent der Amtsleiterstellen mit Frauen besetzt, obwohl etwa die Hälfte der Mitarbeiter Frauen sind. Da gibt es noch etwas zu tun. Wir lassen gerade prüfen, inwieweit es Möglichkeiten gibt, Führungspositionen auch in Teilzeit ausführen zu können. Das Thema Work-Life-Balance geht aber nicht nur Frauen, sondern alle an. Die jungen Leute wollen flexibler arbeiten.

Was sind andere Themen, außer Personal?

Als Amt werden wir nicht nur an Ausschreibungen beteiligt, sondern immer dann, wenn Frauenbelange betroffen sind. Das ist bei der Bauplanung genauso wie beim Klimakonzept. So gesehen haben wir einen großen thematischen Querschnitt. Und als Gleichstellungsstelle kümmern wir uns nicht nur um Frauenfragen, sondern auch um queere Themen. Auch in diesem Bereich müssen wir sensibilisieren.

Unter den drei neuen Dezernenten ist keine einzige Frau.

Das stimmt, allerdings sind Dezernenten politische Wahlbeamte. Da ist die Politik gefordert. Als Gleichstellungsbeauftragte bin ich dafür zuständig, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden – und nicht für politische Forderungen. Wahlbeamte fallen nicht unter das Landesgleichstellungsgesetz NRW und liegen somit nicht in meinem Einflussbereich.

Sind Sie eine Aktenfresserin?

Ich bin in der Verwaltung groß geworden. Aktenstudium gehört zu meinen Aufgaben. Ich weiß, wie ich mir schnell einen Überblick verschaffe.

Doris Freer hat mehr als 30 Jahre in dem Bereich als Gleichstellungsbeauftrage gearbeitet. Wie lange wollen Sie durchhalten?

30 Jahre werden es nicht, da ich dann mit 77 Jahren noch arbeiten müsste.

Mitarbeiter besuchten den Landtag

Auf Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Frank Börner besuchte das komplette Referat für Gleichstellung und Chancengleichheit den Landtag, um sich mit Experten auf Landesebene auszutauschen. Regina Kopp-Herr, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und zuständig für Familie, Kinder, Jugend, Gleichstellung und Frauen, hat sich mit ihrer Kollegin Anja Butschkau, Sprecherin für Gleichstellung und Frauen, und dem Kollegen Frank Müller, Beauftragter für LSBTTI, die Zeit für ein gemeinsames Gespräch genommen.

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Gesprochen wurde über Themen wie Inklusion, Frauen und vielfältige Lebensformen. Regina Kopp-Herr merkte an, wie wichtig Sprache im Alltag sei. Eine genderkonforme Sprache drücke Respekt gegenüber den Mitmenschen gegenüber aus.

Nach dem Besuch ist sich die städtische Delegation einige: Es bleibt noch viel zu tun, und deshalb wollen die Fachleute aus Politik und Verwaltung im Gespräch bleiben.