Köln/Duisburg. Der Duisburger Komponist Ramin Djawadi genießt beim Konzert in Köln ein Heimspiel: 14.000 Fans bejubeln seine Serien-Musik aus Game of Thrones.
Wenn auf dem fiktiven Kontinent Westeros der Winter naht, wird Fans wohlig warm ums Herz: Die Anhänger wissen, dass sie die US-Erfolgsserie Game of Thrones ins nächste Schlachtengetümmel führt.
Und was wäre der weltweit beliebte Fantasy-Reigen ohne seine markante Titelmelodie? Als am Freitagabend ein großes Orchester die ersten Noten der TV-Serie in die ausverkaufte Lanxess-Arena in Köln befördert, ist es um 14.000 gespannt lauschende Besucher schnell geschehen. Jubelsturm! Die Großwetterlage der jubilierenden Anhängerschaft passt nur zu gut – und ist nicht gerade unvorhersehbar.
Verantwortlich für die Musik der amerikanischen Fantasy-Produktion ist schließlich der Komponist Ramin Djawadi. Er sagt: „Viele wissen es wahrscheinlich nicht, aber ich komme ursprünglich aus Deutschland. Und es wird sogar noch besser: Ich stamme aus Duisburg.“ Riesiger Applaus schallt durch die Halle, in der sonst Pop-Stars abfeiern.
Etliche Arenen hat der 43-Jährige mit seiner Show bereits bespielt, darunter klangvolle Stationen wie New York und Los Angeles, doch Köln ist jetzt und hier für den im kalifornischen Santa Monica arbeitenden Musiker ein doppelter Herzenswunsch – eben: ein Heimspiel.
Hollywood zelebriert eigene Ruhrfestspiele
Und es wirkt fast so, als würde Hollywood hier seine eigenen Ruhrfestspiele zelebrieren: Denn neben dem aus Duisburg-Rheinhausen stammenden Erfinder der weltweit beliebten Melodien, steht das Folkwang Orchester aus Essen auf der Bühne, um die Opulenz der Bilder in die passenden Töne zu fassen. Ramin Djawadi dirigiert die Musiker – lächelt oft und erklärt dazu noch kleine Facetten der Serienmusik.
Viele sind aus Duisburg nach Köln gereist, um ihren Lokalhelden zu hören, der das Ruhrgebiet nach dem Abitur verließ, in Boston studierte und in Hollywood Karriere machte. Nicht nur Familie und Freunde, sondern auch alte Schulkollegen sind gekommen. Nun rufen sie seinen Namen, machen in der riesigen Halle mächtig Alarm.
„Es sind ganz viele Leute aus meiner alten Schule hier, die sind wahrscheinlich heute Abend am lautesten.“ Ramin Djawadi lächelt, sucht nach den ersten Musik-Takten im Dickicht der Halle nach Gesichtern. „Viele von ihnen habe ich seit 20 Jahren nicht gesehen. Wahnsinn!“
Eingespielte Videos bedrängen nicht die Musiker
Kein Wunder, dass sich Djawadi im Konzert am Spektakel der Serie bedient: Auf riesigen Leinwänden erscheinen immer wieder bekannte Momente der Serie. Nebelsäulen zischen meterhoch in die Arena und Feuerwolken rauchen vor den Zuschauern, wenn gewaltige Drachen ihren Auftritt haben.
Die Frage des Komponisten, wer denn noch nie Game Of Thrones gesehen habe, wirkt selbsterklärend: Es bleibt still! Doch der Jubel bricht aus, wenn Djawadi nach den echten Fans fragt. Der Großteil der 14.000 Fans kennt sich in der komplexen Serien-Welt bestens aus. Einzelne Anhänger haben sich sogar in den passenden Kostümen gekleidet, kennen die Charakter auswendig.
Das Konzert wandelt zwischen Klassik-Zitaten und Rock-Anleihen, ist aber tatsächlich eine eigenständige klangliche Hommage an das Fantastische. Die gezeigten Video-Bilder drängen die Musiker nicht in den Hintergrund. Ramin Djawadi zeigt sich zwischendurch wie ein Rock-Star mit der E-Gitarre oder fährt mit dem Piano in der Hallenmitte hoch. Ein Chor aus Köln folgt ihm auf dem Bühnensteg, der sich wie bei einem Pop-Sternchen in den Innenraum zieht.
Game of Thrones gelingt ein Kunststück
Der Hingucker des Abends ist wahrlich großartig: Ein versteckter Aufzug hebt eine Violinistin mehrere Meter in die Höhe. Ihr Kleid verdeckt die Technik bis zum Boden. Sie wirkt dadurch wie ein musizierender Riese – und trägt den wohl längsten Fummel der Welt. Dies symbolisiert den markanten Wehrholzbaum aus der Serie.
Zweieinhalb Stunden vergehen zwischen Schlachten und kämpfenden Drachen wie im Flug – Game of Thrones schafft mit dem Konzert-Kracher ein ungewöhnliches Kunststück: Die Produktion ist mit ihren treibenden Melodien nicht nur für eingeweihte Fans interessant. Und daran haben der äußert sympathisch agierende Komponist und die geschickte Zusammenstellung der Arrangements einen großen Anteil.