Duisburg. Rund 240 Einsätze zählen Einsatzkräfte nach dem Unwetter in Duisburg. Aufräumarbeiten laufen weiter. Polizei sucht Besitzer von 20 Kennzeichen.

Der Tag danach: Duisburg pumpt und wischt nach dem Unwetter am Dienstag. Mit dem Wissen: Der nächste Starkregen kommt - und wieder werden Keller und Straßen volllaufen. Duisburgs Kanalisation kann solche Wassermassen nicht schlucken. „Dafür können nicht alle Kanäle ausgestattet sein. Das kann keine Kommune leisten“, so Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe WBD. Die sind für das 1700 Kilometer lange Duisburger Kanalnetz zuständig.

Am Ende einer langen Nacht zählte die Feuerwehr über 180 Einsätze, die Polizei 36, die Autobahnpolizei auf Duisburger Gebiet noch zehn Einsätze. Schwerpunkte waren laut Polizei in Stadtmitte, im Süden und in Obermeiderich. Größere Schäden oder gar Verletzte gab es zum Glück nicht.

In Not sind allerdings Autofahrer, die im Unwetter ihre Kennzeichen verloren haben. Umgekehrt haben Polizeibeamte unter anderem am Karl-Lehr-Tunnel rund 20 Kennzeichen gefunden. Auf Twitter hilft die Duisburger Polizei bei der Suche nach dem Motto "Kennzeichen sucht Auto". Wie bei einer Partnervermittlung.

Windböen haben Markisen am City-Palais umgeweht, abgeknickt, herumgewirbelt.
Windböen haben Markisen am City-Palais umgeweht, abgeknickt, herumgewirbelt. © Zoltan Leskovar

Mit 180 Feuerwehrkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr, weiteren 40 Unterstützungskräften von THW und DRK wurde Duisburg wieder trockengelegt. Binnen Minuten hatte das Unwetter am Dienstag Straßen überflutet, Keller geschwemmt, Markisen abgerissen.

Auch am Mittwochmorgen liefen schnell über ein Dutzend Einsätze der Feuerwehr, weil Inhaber von Geschäften Wasserschäden entdeckten. In der Tiefgarage des Averdunkcentrums war die Feuerwehr Mittwochmorgen im Einsatz, um vollgelaufene Bereiche leerzupumpen.

Das Dach der Theaterkasse hielt den Wassermassen nicht stand, Teile der Deckenverkleidung fielen herab. Die Kasse ist trotzdem geöffnet
Das Dach der Theaterkasse hielt den Wassermassen nicht stand, Teile der Deckenverkleidung fielen herab. Die Kasse ist trotzdem geöffnet © Martin Evers

In der Innenstadt wurde auch die Theaterkasse in Mitleidenschaft gezogen: "Das Dach im Eingangsbereich der Theaterkasse konnte den Wassermassen nicht Stand halten", berichtet Sabine Smolnik, deshalb hätten sich Teile der Deckenverkleidung gelöst. Ein Parcours aus Eimern steht im Eingangsbereich. Die Theaterkasse habe aber weiterhin geöffnet. "Die Besucher werden über einen weiteren Eingang links neben dem Haupteingang in die Kasse geführt."

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In Kaßlerfeld lief ein Baumarkt voll, die Feuerwehr berichtet von "großen Mengen Wasser", die ins Gebäude eingedrungen seien und abgepumpt werden mussten.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) prognostiziert weitere Gewitter und Starkregen, beginnend am Mittwochnachmittag bis einschließlich Freitag.

Wassermassen, für die sich das Kanalnetz nur bedingt wappnen kann. Für die Abwasserkanäle der Stadt gibt es eine klare technische Normen und alle 15 Jahre Generalentwässerungspläne. Sie legen die Kapazitäten der Stadtentwässerung fest, mit Bemessungsgrundlagen auf 20-jährige Regenereignisse berechnet. „Die Anforderungen sind größer geworden“, heißt es bei den Wirtschaftsbetrieben. Nach und nach werden bei Instandsetzungen größere Kanäle verlegte, wie auf der Herzogstraße in Walsum. Oder am Karl-Lehr-Tunnel. Der lief Dienstag dennoch wieder voll.

Busse und Bahnen kapitulierten am Dienstag vor den Wassermassen, trennten Linien, fuhren Umleitungen. Die Verknüpfungshalle am Hauptbahnhof wirkte so vollgelaufen wie ein Hallenbad. Am Mittwoch konnte die DVG aber Entwarnung geben, insbesondere die Linie U79 Richtung Düsseldorf verkehrt seit dem späten Dienstagabend wieder normal. An der Haltestelle Platanenhof hatte das Wasser am Dienstag so hoch gestanden, dass kein Durchkommen war.

Schutzmöglichkeiten vor Hochwasser 

Für Duisburgs Kanalisation und Bäche gibt es ein Hochwassermanagement. Und Studien, u.a. von der Emschergenossenschaft, wie mit den zunehmenden Starkregenfällen umzugehen ist. Größere, aber teure Kanäle, sind eine Lösung, unproblematische Überflutungsgebiete eine andere.

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„Das wird uns noch zehn Jahre beschäftigen“, sagte der WBD-Chefentwässerer Hans-Peter Becker schon 2016 zum Starkregenproblem, als der Pootbach in Neudorf überraschend nach einen extremen stationären Starkregen über die Ufer getreten war. Andere Bäche wie Angerbach, Rahmer Bachoder Dickelsbach haben die Hochwasserexperten im Auge. Und die bis zu 60 Tief-Stellen an Straßen in der Stadt.

Schutz ist auch Privatsache. „Viele Eigentümer wissen immer noch nicht, dass sie Regenrückstauklappen einbauen können“, so WBD-Sprecherin Kersken. Technische Möglichkeiten gegen emporschießende Gullydeckel sieht sie nicht: Die gusseisernen Gitter müssten regelmäßig für die Reinigungen geöffnet werden. Und fraglich sei, ob lösbare Klammern überhaupt dem Wasserdruck stand halten. (aka/-er)