DuIsburg. . In der Grundschule Bruckhausen managt Melek Dumanli seit sechs Jahren das schwierige Dreiecksverhältnis zwischen Lehrern, Eltern und Schülern.

Nach 27 Jahren als Lehrer an der Grundschule Bruckhausen hat Michael Fuchs die jüngste Studie des Verbandes Bildung und Erziehung zur zunehmenden Gewalt an Schulen nicht überrascht. „Dabei mache ich an meiner Schule genau die gegenteilige Erfahrung“, sagt der Vorsitzende des VBE-Stadtverbandes. Dafür gibt es Gründe. „Wir haben seit zehn Jahren ein klares Konzept,damit die Kinder lernen, sich mit Konflikten auseinanderzusetzen“, berichtet Uta Gottschalk, seit 18 Jahren Lehrerin an der Schule, die sie seit acht Jahren leitet.

Bildung und Teilhabe

Der Erfolg ist für das Kollegium eng mit Melek Dumanli verbunden. Seit sie vor sechs Jahren über das BuT-Programm (Bildung und Teilhabe) an die Bruckhauser Grundschule kam, hat sie sich zu einer Art Managerin des Schulalltags entwickelt. „Das hat gepasst wie die Faust aufs Auge“, sagt Uta Gottschalk über ihre resolute Kollegin mit türkischen Wurzeln. Mit vielen Schülern und Eltern eint sie die gemeinsame Sprache. „Wir arbeiten natürlich daran, das auf dem Schulhof alle Deutsch sprechen, aber im Kontakt mit den Eltern hilft mir das sehr. Es schafft schnell Vertrauen“, sagt die Sozialarbeiterin.

Schulsozialarbeiterin Melek Dumanli ist seit sechs Jahren an der Grundschule Bruckhausen.
Schulsozialarbeiterin Melek Dumanli ist seit sechs Jahren an der Grundschule Bruckhausen. © Tanja Pickartz

Längst ist sie deshalb im Stadtteil eine gefragte Ansprechpartnerin – gefragt wenn es um Anträge für die Kinder, die Übersetzung von amtlichen Briefen geht. Nachhaltig wirksamen Respekt verschafft sie sich bei jenen Familien, deren Kinder es am Morgen nicht in die Schule schaffen. „Die hol’ ich dann persönlich zu Hause ab. Das wirkt – besser, als wenn einmal im Jahr der Dorfsheriff kommt.“

Klare Regeln für den Unterricht

Michael Fuchs erinnert noch an seine Anfangsjahre, in denen es auf dem Schulhof mitunter hart zur Sache ging. „Da musste ein Lehrer dazwischengehen und brauchte noch Hilfe.“ Auch deshalb richtete die Schule vor zehn Jahren eine Streitschlichter-AG ein. „Wenn es jetzt zu Konflikten kommt, dann überlegen wir zunächst, ob die Streitschlichter das übernehmen können. Oft gelingt das“, sagt Melek Dumanli. An keiner seiner vorherigen Stationen, sagt Sonderpädagoge Michael Stockum, nun im dritten Jahr in Bruckhausen, habe er derart friedliche Pausen erlebt.

„Auch im Unterricht gibt es ein klares Regelwerk, das führt zu einer Friedenskultur“, stellt Schulleiterin Gottschalk fest. Außerdem organisiert die Schulsozialarbeiterin offene Angebote, die unter dem Label „Vertrauensarbeit“ laufen: Workshops für die Schüler, ein regelmäßiges Elterncafé gehören dazu, zum Angebot zählt auch ein gemeinsames Mittagessen.

Schulleiterin Uta Gottschalk ist seit acht Jahren im Amt, seit 18 Jahren an der Grundschule Bruckhausen.
Schulleiterin Uta Gottschalk ist seit acht Jahren im Amt, seit 18 Jahren an der Grundschule Bruckhausen. © Tanja Pickartz

„Als Lehrer allein könnten wir das nicht leisten“, lobt Uta Gottschalk, die wie ihre Kollegen hofft, dass die Schulsozialarbeiter endlich dauerhaft finanziert werden. Bis 2021 garantiert das Land die Finanzierung. Auch Melek Dumanli arbeitet auch nach sechs Jahren weiterhin mit einem Zeitvertrag. „Dabei ist ihre Arbeit entscheidend dafür, dass es zwischen Lehrern, Schülern und Eltern funktioniert“, sagt Michael Fuchs.

>>VIELE MIT ENTWICKLUNGSRÜCKSTAND

Die Grundschule Bruckhausen arbeitet unter schwierigen Bedingungen: Von 225 Schülern haben etwa 95 % einen Migrationshintergrund, ein Drittel der Kinder, zumeist aus Südosteuropa, kommen als Seiteneinsteiger, 20 Schüler aus Marxloh kommen mit dem Bus nach Bruckhausen.

Der Entwicklungsrückstand beträgt bei vielen Kindern zwei bis drei Jahre“, berichtet Schulleiterin Uta Gottschalk.