Duisburg. . Der 94-jährige Duisburger, der den Holocaust überlebte, schildert in seinem Buch „Die meine Wege kreuzten“ Menschen und Zeitgeschichte.

Mit seinen 94 Jahren blickt Walter Kaufmann nicht nur auf ein langes Leben zurück, das ihn immer wieder zu Veränderungen gezwungen hat. Ein Leben, das Stoff für Romane wie „Stimmen im Sturm“ über die Nazi-Zeit in Duisburg bietet. Jetzt blickt dieser Zeuge des Jahrhunderts noch einmal zurück auf Begegnungen aus neun Jahrzehnten. Das Buch „Die meine Wege kreuzten“ versammelt 70 Kurzporträts, in denen er auf Menschen, aber auch die Ereignisse der Zeit zurück blickt. Als Mann, der etwas zu sagen hat. „Sie traten vor mein inneres Auge, immer des Nachts und nur in der Einsamkeit“, schreibt er im Vorwort über die Menschen, über die er schreiben wollte.

In Berlin geboren, ist er in Duisburg als Adoptivsohn von Johanna und Dr. Sally Kaufmann aufgewachsen; der angesehene Rechtsanwalt führt die Jüdische Gemeinde in den Jahren der Verfolgung. Eine der bewegendsten Geschichten aus dieser Zeit ist der Abschied von seiner Mutter, nachdem der Vater von der Gestapo verhaftet worden ist. Sie setzt den 14-Jährigen in einen Zug nach Holland, von dort solle es weiter gehen nach England. Beide Eltern werden später in Auschwitz ermordet.

England, Australien, Berlin

Nur kurz kann er in Großbritannien bleiben, wird 1940 als „feindlicher Ausländer“ interniert und nach Australien deportiert. Auf dem Schiff erlebt er einen brutalen Wachmann und trifft den Duisburger Seemann Willi Mertens, der Walter unter seine Fittiche nimmt. In Australien trifft der deutsche Flüchtling Lieutenant Murray, und obwohl Walter seine Ehrlichkeit – wie später noch oft – im Wege steht, behandelt ihn Murray höchst anständig und ermöglicht dem 20-Jährigen ein Treffen mit seiner Barbara. Auch wenn er über Frauen schreibt, über Liebe und Geliebte geht, ist Kaufmann ehrlich. Und obwohl sich die Geschichten meist nur über zwei Seiten erstrecken, gelingt ihm manch eindringliches Porträt.

1956 siedelt Walter Kaufmann nach Ost-Berlin um, arbeitet als Journalist und Schriftsteller, wird 1975 Mitglied des PEN-Zentrums, 1983 wird er Generalsekretär.

Kreis schließt sich in Duisburg

1955 trifft er in Berlin den 24-jährigen Fritz J. Raddatz, den er auf der Suche nach einem Verlag verprellt hatte. 1977 trifft er in Münster den bekannten Anwalt Otto Schily, der sich um eine Abfindung für das verlorene Elternhaus Kaufmanns in Duisburg kümmern will, aber nichts mehr von sich hören lässt. Er trifft in Manhattan einen Obdachlosen, der am 9. September 2001 früh genug die Tiefgarage des World Trade Centers verlassen hat. Der Kreis schließt sich in Duisburg, wo er 2016 bei einer Lesung seinen alten Freund Manfred Tietz trifft. Ein versöhnlicher Schluss.

>> Buch für 18 Euro erhältlich

- Das Werk „Die meine Wege kreuzten – Begegnungen aus neun Jahrzehnten“ von Walter Kaufmann ist im Quintus-Verlag (Imprint des Verlages für Berlin-Brandenburg) erschienen.

- Das 168-seitige Hardcover-Buch mit Schutzumschlag ist zum Preis von 18 Euro im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-947215-24-9).