Duisburg. . Die WAZ Duisburg sucht den ältesten und jüngsten Kegelclub. Ein Generationenduell ist geplant. Kegelanekdoten aus der Redaktion als Einstimmung.
Mitte der 60er bis in die 70er Jahre hinein erlebte das Gesellschaftskegeln einen Boom, sagt Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein. „Die Männer, aber auch Frauen hatten nach dem Krieg wieder Zeit für Geselligkeit. Da konnten sich die Wirte vor Anfragen kaum retten“, so Kolaric. „Heute wissen sie oft nicht mehr, was sie mit ihren Kegelbahnen machen sollen. Die Jugend hat anderen Interessen. Manche Bahnen werden zurückgebaut und zu Gesellschaftsräumen etwa für Familienfeiern umfunktioniert. Das ist aber immer auch eine Kostenfrage.“ Für Kolaric steht bis auf wenige Ausnahmen fest: Das Gesellschaftskegeln, die Kegelbahn ist out.
Wir von der WAZ-Lokalredaktion wollen das nicht glauben und fragen deshalb in einem Spezial unserer beliebten Serie nicht nur „Wer bietet mehr?“, sondern auch „Wer bietet weniger?“ Gesucht wird nämlich Duisburgs ältester und jüngster Kegelclub (siehe Info-Box). Am Ende soll es ein Generationenduell geben. Der Sieger bekommt eine Trophäe und Urkunde. Wir sind gespannt. Als kleine Einstimmung gibt es ein paar persönliche Kegelanekdoten aus der Redaktion.
Oh, Tannenbaum
Hohe Hausnummer, niedrige Hausnummer oder Tannenbaumkegeln – Begriffe, die mir alle noch sehr vertraut sind. Meine ersten Kegelerfahrungen sammelte ich auf Kindergeburtstagen. Zwischen Zitronentörtchen und Marmorkuchen bugiserten wir die damals die viel zu schweren Kugel oft nur beidhändig auf die Bahn. Zu Studentenzeiten fand sich dann noch mal eine kleine Gruppe zusammen, die sich bei Bier und Bockwurst regelmäßig zum geselligen Wettkampf traf. Zuletzt habe ich, zugegebenermaßen, eher eine ruhige beziehungsweise gar keine Kugel mehr geschoben. Aber Lust bekomme ich beim Schreiben dieser Zeilen schon.
Mit dem Sportlehrer
Mit 18 Jahren habe ich zum ersten Mal überhaupt eine Kugel in der Hand gehabt. Ich traf mich im Sommer 2012 mit rund 15 Schulkollegen einige Monate nach dem bestandenen Abitur zum Kegeln. Irgendwie wollten wir ja alle in Kontakt bleiben. Und weil es uns so einen großen Spaß bereitet hatte, lag der Entschluss schon nach dem ersten Abend fest: Lasst uns einen Kegelklub gründen! Sechs Jahre später besteht unser Verein immer noch. Wir treffen uns jeden Monat einmal in unserem Stammlokal. Jährlich gibt es eine Jubiläumstour und dann gibt es auch noch unser Weihnachtskegeln – im feinen Anzug und mit unserem Sportlehrer als Special Guest. In diesem Sinne: „Auf Eins!“
Der Gossenkönig
Ich erinnere mich noch gut, wie wir uns vor vielen Jahren in der Sportredaktion über eine Statistik amüsierten. Demnach war Kegeln die Sportart, bei der die meisten Aktiven ums Leben kamen. Vermutlich hing das schon damals mit ihrem zumeist fortgeschritten Alter zusammen. Dass Kegeln aber durchaus auch ein sehr ernsthafter Sport sein kann, erfuhr ich später bei der Deutschen Meisterschaft der Scherenkegler. Wirklich beeindruckend, wie die Jungs in vielen Spielserien zuverlässig „Alle Neune“ abräumten. Eine Perfektion, von der meine eigenen Künste stets meilenweit entfernt blieben. Auf der Liste potenzieller „Gossenkönig“ stand mein Name hingegen stets oben auf der Favoritenliste bei allen seltenen Versuchen.
Wie Weihnachten
Wenn ich früher mit meinen Fußballkollegen zweimal pro Saison zum Auswärtsspiel zur benachbarten Kegelbahn geradelt bin, erlebte ich stets ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Mein persönliches Motto auf der Jagd nach dem Bestwert „Alle Neune“ lautete nämlich: „Kling, Glöckchen, klingelingeling“. Denn wer auf dieser betagten Bahn die Kugel zu spät aus der Wurfhand ließ, der berührte ein aufgespanntes Gummiseil, an dem eine Glocke hing. Und wenn die erklang, war auch dem angetrunkensten Königsmörder klar, dass hier ein Regelverstoß vorlag. Zur Strafe musste ich einen Schnaps trinken. Mein Fahrrad musste ich nach dem Kegeln übrigens immer stehen lassen...
Altherren-Charme punktet
Ehrlich gesagt, habe ich Kegeln immer mit alternden Herren verbunden, die biertrinkend in verrauchten Kellerkneipen hocken. Bis wir vor elf Jahren mit unserer Jugendredaktion den Test „Bowling versus Kegeln“ veranstalteten. Schnell stellten wir fest, dass der Ballsport zwar bevorzugt unter der Erde stattfindet, sich deswegen aber nicht zu verstecken braucht. Im Gegenteil: Das Kugelschubsen machte richtig Spaß. Und mit den älteren Herren auf der Bahn nebenan („Ach du grüne Neune“) verstanden wir uns am Ende so gut, dass wir gemeinsam unter den vergilbten Lampenschirmen mit Bier anstießen. Kegeln kennt eben keine Altersgrenzen. Welche „Kugelart“ am Ende im Test gewonnen hat, können Sie sich denken...
Der Kegeljunge
Kegeln wurde mir geradezu in die Wiege gelegt. Schließlich habe ich als Schüler, in den 70ern, in der alten „Societät“ in Neudorf Kegel aufgestellt – für stattliches Salär, quasi auch als Gefahrenzulage. Denn die Herren holzten kräftig. Linker Bauer, rechter Bauer, auch der Kranzanwurf, das rollt seitdem recht passabel. Alle vier Wochen donnerstags wird in der „Lindenwirtin“ gekegelt. Ganz locker, ohne Clubnamen. Die Kasse füllt das alljährliche Weihnachtsgansessen. Eigentlich wären wir heute dran, aber weil Vatertag ist, fällt’s aus – pudelverdächtige Untat.
>>GEBEN SIE IHRE GEBOTE AB!
Kegelclubs können in unserem Serienspezial ab sofort ihre Gebote abgeben. Sind Sie Mitglied in einer Truppe, die schon sehr lange miteinander kegelt? Oder hat sich Ihr Club gerade erst gegründet?
Dann schreiben Sie uns bitte eine E-Mail mit ein paar Infos und dem Stichwort „Kegeln“ an redaktion.duisburg@waz.de oder rufen Sie uns mit Ausnahme von Feiertagen montags bis freitags ab 11 Uhr unter 0203/99 26-3164 an.