Duisburg. . Wegen Mietrückständen hat die Gebag den Pachtvertrag gekündigt und sucht einen neuen Mieter. Eventuell das Filmforum für einen dritten Kinosaal?
Dunkle Wolken über dem Kultur-Veranstaltungshaus „Grammatikoff“ am Dellplatz: Sieben Jahre nachdem der Nachfolger der „Kulturzentrale HundertMeister“ mit Theater, Comedy, Kabarett sowie mit Partys, Musik und einer Kneipe für neues, kulturelles Leben im Quartier gesorgt hat, droht jetzt auch dieser Unternehmung das vorzeitige Ende.
Seit dem 24. Januar hält Grammatikoff-Pächter Rolf Stanietzki zu seiner eigenen Überraschung die fristlose Kündigung eines Pachtvertrages in der Hand, der eigentlich eine Laufzeit von 2011 bis 2031 haben sollte. Der Absender der Kündigung: Die städtische Baugesellschaft Gebag. Der Grund der fristlosen Kündigung: Beachtliche Mietrückstände, so sagt auf Anfrage der Redaktion Gebag-Chef Bernd Wortmeyer.
Kann nicht sein, sagt Stanietzki, Mietrückstände (zuletzt mehr als 15.000 Euro) habe es auch in der Vergangenheit durch Ausfälle von Veranstaltungen laufend gegeben, diese seien dann immer nachträglich beglichen worden. Dieses Verfahren sei jahrelang zwischen ihm und der Gebag eine „geübte Praxis“ gewesen.
„Politisch nicht mehr gewollt!“
Er vermutet hinter dem Kündigungs-Coup etwas ganz anderes: „Mitarbeiter der Gebag haben mir deutlich zu verstehen gegeben, dass die Fortsetzung dieses Mietvertrages aus politischen Gründen schlicht nicht mehr erwünscht sei, und dass hier im Veranstaltungssaal des Grammatikoff ein dritter Kinosaal für das direkt benachbarte Filmforum entstehen soll.“
Seit drei Monaten, so der Pächter, werde er von der Gebag mit widersprüchlichen Mitteilungen wie „fristlose Kündigung“, „neuer, befristeter Nutzungsvertrag“ , „unbefristeter Nutzungsvertrag, aber mit Kündigungsvorbehalt“, Kaufangebot für das ganze Haus, definitiver Rückzug von Nutzungsangeboten mürbe gemacht und regelrecht weichgeklopft.
Im Ergebnis: „Der Pachtvertrag ist fristlos gekündigt, obwohl ich den Rückstand sofort komplett ausgeglichen habe, ich kann aber jetzt mit Künstlern keine langfristigen Verträge mehr abschließen und kann keine neuen Einnahmen generieren.“ Er würde sehr gerne weitermachen mit dem guten Ort „Grammatikoff“, aber er würde auch sehr gerne wissen, woran er denn eigentlich ist: Will die Stadt das Grammatikoff loswerden? Muss er dem Expansionswunsch seines Nachbarn Filmforum weichen, auf die linke Tour? Stanietzki: „Ich bin wütend. Was läuft da im Hintergrund? Warum legt die Stadt nicht einfach die Karten auf den Tisch?“
Für Gebag-Chef Bernd Wortmeyer steckt in dem ganzen Vorgang indes nichts Geheimnisvolles oder gar eine Verschwörung gegen das Grammatikoff: „Es ist ganz einfach. Der Pächter hat mit einer nie dagewesenen hohen Summe an Mietrückständen den Bogen überspannt. Das hat uns verunsichert. Deshalb haben wir ihm fristlos gekündigt und suchen jetzt einen solventen Ersatzmieter.“ Einfach jemanden, der die Pacht zuverlässig bezahlen könne.
Ob dies das kommunale Filmforum sei, das ja schon länger auf der Suche nach einem weiteren Standort für einen dritten Kinosaal sei, oder ob jemand anderes mit Kulturprogramm antrete, müsse sich zeigen. Der Gebag-Chef gab sich zurückhaltend, ob sich die Stadt die Erweiterung des Filmforums tatsächlich werde leisten können. Von Kulturdezernent Thomas Krützberg war auf Nachfrage dazu keine Auskunft zu erhalten.
Schluss mit verstecktem Sponsoring
Klar sei aber, sagt Wortmeyer, die lokale Politik habe mit dieser fristlosen Kündigung nichts zu tun. Niemand habe ihn dazu beauftragt: „Im Gegenteil, wenn ich nicht gekündigt hätte, dann wäre es politisch gewesen, denn dann wäre es ein verstecktes Sponsoring für das Grammatikoff geworden.“
Und der Pachtvertrag, den noch seine Vor-Vorgänger abgeschlossen hätten, so Wortmeyer, sei zu allem Überfluss auch noch einer von jenen Altlasten, die nicht kostendeckend seien. Aber mit ihm seien in Duisburg „diese Zeiten von verstecktem Sponsoring durch die Gebag“ endgültig aus und vorbei.
Das Café „Steinbruch“ an der Lotharstr. 318 in Neudorf , Café, Kneipe, Biergarten, das ebenfalls von Rolf Stanietzi betrieben wird, bleibt nach dessen Angaben von den Problemen mit dem „Grammatikoff“ unberührt.