Duisburg. Manfred Berns, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, spricht im Interview über Marxloher Probleme und Potenziale.

Manfred Berns hat sich jahrelang beruflich und privat erfolgreich mit Stadtentwicklung beschäftigt. Als Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes kennt er Hürden, die in Stadtteilen wie Marxloh von Bildungseinrichtungen genommen werden müssen. Berns weiß: Ohne Bildung haben Brennpunkt-Stadtteile keine Chance.

In Marxloh stehen Sie mit allen Bildungsakteuren in Kontakt. Was braucht Marxloh, um wieder zu einem gesunden Stadtteil zu werden?

Manfred Berns: Marxloh ist ein sehr vitaler und kinderreicher Stadtteil mit anspruchsvollen Hürden, die bewältigt werden wollen. So leben zu viele Eltern mit ihren Kindern in äußerst angespannten, auch armen Lebensverhältnissen. Bestmögliche Bildung und Erziehung sind die Schlüssel, um sich aus prekären Situationen zu befreien. Bildung ist der Königsweg aus Armut und Verzweiflung. Dafür sind, wegen der besonderen Umstände, innovative Bildungskonzepte notwendig und natürlich auch leidenschaftlich arbeitendes Personal und Geld.

Wo sehen Sie das Hauptproblem für Marxloh?

Berns: Dunkle Lebensverhältnisse lassen sich oft nicht wie mit einem Lichtschalter in ein anderes Licht setzen. Es braucht folglich Beharrlichkeit und den gemeinsamen Willen zur Veränderung. In Marxloh gibt es zahlreiche engagierte Akteure, auch große Stadtentwicklungsmaßnahmen der Stadt und doch ist klar, dass notwendige Veränderungen eines koordinierten Zusammenspiels aller bedürfen.

Die Bildungsträger werden ein gemeinsames Konzept entwickeln müssen, das mit Maßnahmen der Stadt und der freien sozialen Träger bestmöglich abgestimmt ist. Komplexe Kooperation auf Augenhöhe ist nicht einfach, hier allerdings tatsächlich alternativlos. Aktuell ist Marxloh auf einem guten Weg.

Gibt es einen Weg raus aus dem Bildungs-Dilemma? Wo könnte Potential für Marxloh bestehen?

Berns: Der Erfolgsfaktor in Marxloh liegt zunächst in gelingender Kommunikation und belastbaren Arbeitsbeziehungen aller Akteure. Da ist Marxloh mit der MarxlohKonferenz und dem MarxlohForum auf einem guten Weg. Dann braucht es kluge und zeitnahe Investitionen in Bildung. Nehmen wir als Beispiel die Rütli-Schule in Berlin-Neukölln. Die Stadt hörte zu, erkannte damals das Problem an der sozial schwer zerrütteten Einrichtung und investierte. Heute ist sie ein Modell dafür, wie vernetzte Schulbildung funktionieren kann und verhilft durch ihr gutes Image dem Stadtteil zu mehr sozialer Stabilität.