Duisburg. . Der Entwurf der neuen Nutzungsordnung sei ausgrenzend, bemängeln islamische Studierenden-Verbände. Universität: Kein Platz für religiöse Rituale.

„Räume der Stille“ sollen Rückzugsorte sein für Studenten, die im hektischen Uni-Alltag Ruhe suchen. Lange wurde um diese gerungen und diskutiert. Denn bis vor zwei Jahren hatte es noch einen Gebetsraum am Campus Essen gegeben, der von islamischen Gruppen für Gebete und religiöse Rituale genutzt wurde. Die Uni Duisburg-Essen schloss den Raum 2016 und versprach an beiden Standorten zwei neue, neutrale Räume zu eröffnen. Nun üben muslimische Studenten Kritik an den Planungen.

Container für Duisburg geplant

Im Juli 2017 richtete Prorektorin Prof. Dr. Evelyn Ziegler einen „Runden Tisch“ ein, um gemeinsam ein Nutzungskonzept für die Räume zu erarbeiten. An diesem sitzen Vertreter der AStA sowie aller religiöser Gruppen an der UDE. Der Islamische Studierendenbund (ISB) Essen und der Islamische Studierendenverein (ISV) gründeten die „Initiative für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ (IfiiD), die ebenfalls am Runden Tisch teilnahm. Nun üben sie jedoch Kritik am Entwurf der Nutzungsordnung. Sie sehen einen „Ausschluss von religiösen Menschen, areligiösen Menschen oder Menschen mit anderen friedlichen Bekenntnissen“.

Zudem äußern die muslimischen Studenten, dass ihr ausgearbeitetes Konzept kaum Beachtung beim Runden Tisch gefunden habe. „Die Organisation der Kommunikation am Runden Tisch basierte nicht auf Konsens, Teilhabe und Mitsprache der Studierenden, sondern es wurde dabei lediglich die Meinungen der Beteiligten eingeholt ohne die Möglichkeit diese miteinander abzustimmen“, so die Kritik. Sie fordern eine „Wiederaufnahme der Gespräche sowie des Runden Tisches“. Bei der letzten Sitzung Anfang Februar sei von der Prorektorin ein stark veränderter Entwurf einer Nutzungsordnung vorgelegt worden, zu dem am Runden Tisch deutliche Kritik geäußert wurde. „Dennoch wurde die Nutzungsordnung vom Rektorat einseitig als ‘guter Konsens’ beschlossen.“

Ausrollen von Gebetsteppichen bleibt untersagt

An der Uni sieht man die Sache anders. „Bei der Konzeption handelt es sich um einen demokratischen Prozess, bei dem die Vertreter der Verbände sich sehr wohl einbringen konnten“, sagt Uni-Sprecherin Beate Kostka. Jedoch sei man zu dem Konsens gelangt, dass die neuen Räume stille Rückzugsorte sein sollen. „Wenn dort jemand beten oder meditieren möchte, kann er das gerne tun“, stellt Kostka klar. Jedoch dürfen dort keine religiösen Rituale stattfinden. Das Ausrollen von Gebetsteppichen bleibt also untersagt. Die Uni sei eben ein Ort der Wissenschaft und Forschung und kein Platz für religiöse Rituale. „Dafür gibt es Kirchen oder Moscheen.“ Diese Regelung gefalle nicht allen, sei aber letztlich anzuerkennen.

Wegen laufender und künftiger Sanierungsarbeiten sind für die Räume der Stille in Duisburg und Essen zunächst Übergangslösungen geplant, bis in ein paar Jahren die endgültigen Standorte bezogen werden können. In Duisburg ist an Container gedacht, für etwa vier Jahre unter dem Rundbau MG. Später soll der Raum der Stille dauerhaft im Erdgeschoss der heutigen Zentralmensa (MM) entstehen, so Kostka. Die aktuelle Planung erstreckt sich zunächst über vier Jahre in Duisburg und über drei Jahre in Essen.

>>>> Weder Politik noch rituelle Handlungen

Im neuen Raum der Stille ist es außerdem nicht gestattet, Smartphones oder Tablets zu nutzen. Auch das Essen, Trinken, Sprechen, Tanzen, Singen, Musizieren, Schlafen und Arbeiten seien Tabu, so Beate Kostka. „Die Nutzer verpflichten sich zudem zu einem respektvollen, anerkennenden und rücksichtsvollen Miteinander.“

Verboten sind außerdem das Auslegen oder Aufhängen von Plakaten oder Flyern, rituelle Waschungen in und in der Umgebung des Raums der Stille sowie jegliche Form kollektiver, auch kollektiv-ritueller Handlungen und Veranstaltungen, etwa politische Aktivitäten.