Duisburg. . Ein schrecklicher Busunfall 1955 mit 18 Toten in Höchstenbach führte zum Bau eines Duisburger Schullandheims in der Gemeinde im Westerwald.

Die Geschichte des Duisburger Schullandheims in Höchstenbach beginnt mit einem schrecklichen Unglück. 40 Mitglieder der evangelischen Frauenhilfe in Asterlagen setzen sich am 1. Juni 1955 in zwei Busse, um sich im Westerwald einen schönen Tag zu machen. In Höchstenbach versagen bei einem Bus die Bremsen, er kommt von der Straße ab, fährt vor einen Baum und fängt Feuer. 16 Frauen sind sofort tot, zwei weitere erliegen kurz darauf ihren Verletzungen. 51 Kinder verlieren ihre Mütter. 22 Personen werden teils schwer verletzt. Die Gemeinde in Rheinland-Pfalz kümmert sich um sie, steht lange unter Schock – und stellt Rheinhausen in der Folge aus Verbundenheit ein Grundstück zur Verfügung. Lange wusste die damals noch eigenständige Stadt nicht, was sie damit machen soll, bis die Idee eines Schullandheims zahlreiche Befürworter findet.

Anfangs 5500 Mitglieder

„Ein Schullandheimverein wurde 1959 gegründet“, erzählt Walter Burchgardt (67) aus Rumeln-Kaldenhausen, der damals noch ein kleiner Junge war und später der letzte Vorsitzende werden sollte. „Die meisten Eltern haben bei der Einschulung ihrer Kinder das Anmeldeformular für den Verein gleich mitunterschrieben. Es gab anfangs 5500 Mitglieder.“

© Daniel Elke

So kann auch mit Hilfe von Landeszuschüssen ein Neubau für gut 90 Schüler auf dem Grundstück in Höchstenbach finanziell gestemmt werden. Bis die ersten dort einziehen, vergehen allerdings noch einige Jahre. Am 8. Januar 1964 fahren schließlich die ersten Mädchen und Jungen, von den Schulen Werthauser und Dahlingstraße, für acht Tage in das neue Schullandheim oder „in den Wintersport“, wie es ein Schüler damals formuliert.

Feuer brach nachts aus

Das Heim besuchen in den Folgejahren vor allem, aber nicht nur Schüler aus Rheinhausen. Im Mai 1973 sind 84 Viertklässler der Grundschule „Auf dem Berg“ aus Bergheim vor Ort, als einige von ihnen eines Nachts Alarm schlagen. Ein Feuer hat sie aus dem Schlaf geschreckt. Alle Schüler eilen zum Glück noch rechtzeitig ins Freie, müssen aber mitansehen, wie ein Großteil des Gebäudes und ihrer Sachen – nur die Schuhe waren im Keller verstaut – in den Flammen aufgehen.

Wieder zeigen sich die Menschen in Höchstenbach sehr hilfsbereit, verteilen Kleidung, Tee und Kuchen an die Kinder, die in einer Schule in der Gemeinde untergebracht werden. „Erst rund ein Jahr später konnte das Heim wieder eröffnen“, sagt Walter Burchgardt, früherer Leiter der Marienfeldschule in Rumeln-Kaldenhausen.

Freiluftgottesdienste

Er wird 1988 Vorsitzender des Trägervereins. „Wir haben dort die Natur ganz bewusst erlebt, Karneval gefeiert und Theaterstücke gespielt“, so der 67-Jährige. „Mit den Höchstenbachern wurden einige Traditionen gepflegt. Die Väter-Fußballmannschaft der Marienfeldschule nahm zum Beispiel an Altherrenturnieren teil.“

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Er erinnert sich aber auch an Freiluftgottesdienste zu den Jahrestagen des schrecklichen Unglücks von 1955. „Es ist nach diesem Drama damals, eine schöne Idee gewesen, Platz für lachende Kinder zu schaffen“, sagt Burchgardt, der aber auch nicht verhindern kann, dass das Heim schließen muss. „Die Belegungszahlen gingen zurück. Es gab immer wieder finanzielle Schwierigkeiten. Wir hatten das Heim bereits ab 2008 an den Verein für Behindertensport in Hachenburg verpachtet.“

2015 wird das Heim endgültig für einen symbolischen Euro an die Gemeinde Höchstenbach übergeben. „Mittlerweile lebt eine Flüchtlingsfamilie dort“, so Burchgardt. „Es wird aber auch für Hochzeiten und andere Events genutzt.“

>>ERINNERUNGEN AN HÖCHSTENBACH UND CO.

Nach Antweiler, Hollerath, Udenbreth und Wiesemscheid ist nun Höchstenbach in unserer Serie über Schullandheime an der Reihe. Haben Sie auch noch Erinnerungen an dieses oder andere Duisburger Heime wie Ruppichteroth, Marienhagen oder Aremberg?

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