Duisburg-Duissern. . Der dänische Bäcker David Kropp und die Café-Gruppe „Copenhagen Coffee Lab and Bakery“ haben die Bäckerei Lufen übernommen .

„Haben Sie auch etwas für Veganer?“ – es herrscht neugierige Stimmung in der Verkaufsstube der Duisserner Bäckerei Lufen. Immer wieder schauen Stammkunden hinein, begutachten die Leckereien. „Ehemalig“, müsste es aber heißen, denn im Schaufenster an der Moltkestraße steht zwar noch der alte Brotwagen des Bäckerbetriebs von Klaus und Annegret Lufen als schmuckes Ausstellungsstück. Doch hinter der Ladentheke der vertrauten Stube steht ein neuer Besitzer: der dänische Bäcker David Kropp und die Café-Gruppe „Copenhagen Coffee Lab and Bakery“. Der 34-Jährige mit dem smarten Flat Cap will künftig manches anders machen, eines aber soll bleiben: das Bäckerhandwerk.

Das zeigt sich schon im Interieur, das – im modernen „Gebraucht-Stil“ aus viel gebeiztem Holz und Metall – das Alte mit dem Neuen verbindet. Und um die Eingangsfrage zu beantworten: Vegane Produkte wie die Kartoffelpizza gibt es hier, „wir verzichten aber generell auf Zusatzstoffe und verwenden möglichst wenig Hefe für unsere Backwaren“, verspricht Kropp. Der Sauerteig muss daher länger ruhen, „deshalb ist für uns die Infrastruktur der Bäckerei Lufen mit verschiedenen Räumen für die Vorbereitung bis zum Verkauf ideal“.

David Kropp ist Bäckermeister und zog der Liebe wegen nach Deutschland.
David Kropp ist Bäckermeister und zog der Liebe wegen nach Deutschland. © Christoph Wojtyczka

Seit vergangenem Dienstag ist Lufen nun Teil der Copenhagen Coffee Lab and Bakery. Die Bezeichnung „Café-Kette“ hört Kropp aber nicht so gerne, obwohl das dänische Unternehmen mehrere Standorte in Lissabon und Düsseldorf betreibt: „Wir wollen nicht so groß werden, sondern lieber kleinere und qualitativ hochwertige Cafés betreiben, wo man dem Brot noch ansieht, dass es eine Bäckerhand geformt hat“, will sich Kropp vom Standard abgrenzen. Mehrmals am Tag wird daher an der Moltkestraße gebacken und auch zum Café in Düsseldorf geliefert: „Unsere Kunden sollen auch um 16 Uhr noch ein frisch gebackenes Brot bekommen.“

Kaffee getrocknet in Hängematten

Selbst die Kaffeemischungen werden von eigenen Barristas in Kopenhagen entworfen. „Das Besondere ist die Trocknung in Hängematten, weil sie damit nicht so stark geröstet werden müssen und der Kaffee nicht bitter wird.“ Dafür schmecken die Kopenhagener Kaffeemischungen etwas fruchtiger und säuerlicher als viele Kaffeetrinker es vielleicht gewohnt sind.

Seine Bäckerlehre machte David Kropp übrigens mit 17 Jahren in Dänemark. Die Liebe zu seiner Frau verschlug ihn nach Deutschland, und seit elf Jahren ist er mit Bäckermeister Oussama El-Hamadi befreundet, der die Backwaren im hinteren Bereich frisch herstellt. Er lernte sein Handwerk unter anderem bei Kronenbrot und Malzers.

Bäcker erläutert Kunden die Inhaltsstoffe

Ein Fahrer und zwei Aushilfen, die Kropp im Verkauf von der ehemaligen Bäckerei Lufen übernommen hat, arbeiten ebenso im Geschäft. Dass der Bäckermeister auch mal nach vorne kommt, um den Kunden die Inhaltsstoffe des Gebäcks zu erläutern, ist ohnehin Teil des Konzepts, das auf Transparenz setzen will. „Wir sehen, dass immer mehr Kunden auf Qualität achten und wissen wollen, was drin ist und woher es kommt.“

Frischen Kaffee, der teils eigens für David Kropp geröstet wird, bekommt man natürlich auch an der Moltkestraße.
Frischen Kaffee, der teils eigens für David Kropp geröstet wird, bekommt man natürlich auch an der Moltkestraße. © Christoph Wojtyczka

Mit Dinkel- und Vollkornbrot mit gekochten Roggenkörnern, Brötchen, die typisch dänischen gehaltvollen Croissants, Brownies, aber auch herzhafte Sandwiches und Kartoffelpizzen will Kropp in der neuen Nachbarschaft punkten. „Wir werden die Palette langsam erweitern.“ Dazu gibt es mehr Platz zum Kaffeetrinken und Plaudern als noch im ehemaligen Geschäft, das quasi über Nacht den Besitzer wechselte. Kropp: „Wir haben uns lange umgeschaut, in der Regel findet man nur Verkaufsfilialen. Für uns ist der Ort mit seiner Infrastruktur und der schönen Lage ideal – da waren wir uns schnell einig. Jetzt sind wir neugierig auf unsere Kunden.“

Eine Institution verabschiedet sich in Rente

Quasi über Nacht wurde aus der Duisserner Bäckerei Lufen das dänische Copenhagen Coffee Lab and Bakery. Über der Eingangstür hängt noch das alte Schild mit dem Namen. Annegret und Klaus Lufen sind jedoch keinesfalls wehmütig über den Wechsel: „Wir haben seit einiger Zeit über den Ruhestand nachgedacht – dass wir in nur 14 Tagen das Haus und den Laden verkaufen konnten und eine Wohnung in Duissern gefunden haben, ist für uns wie ein Sechser im Lotto“, sagt Annegret Lufen.

Natürlich blicken die ehemaligen Besitzer gerne auf die Zeit in der Bäckerei zurück. Schließlich war sie eine Institution im Viertel: 1951 hatte sie der Vater von Klaus Lufen eröffnet 1985 übernahm der Sohn das Geschäft, nachdem er hier 1967 in der Lehre war und seinen Meister gemacht hatte. „Mich hat das Bäckerhandwerk sehr gereizt, denn ich kann immer das fertige Produkt sehen, das ich hergestellt habe.“

Während das Handwerk vielerorts durch „Billigbäcker“ und Industriebrote im Lebensmittelhandel unter Druck geraten ist, spürt Lufen seit zwei Jahren eine leichte Trendwende: „Das Handwerk ist wieder im Kommen. Gerade junge Leute achten auf die Qualität, sie fragen, woher die Zutaten kommen, wie sie hergestellt wurden.“ Auch in der Ansprache und den persönlichen Kontakt sieht der Bäckermeister Pluspunkte für „die Kleinen“.

Dass Lufen reichlich Pluspunkte gesammelt hat, erlebt man am Dienstagvormittag zur Eröffnung des neuen Cafés. Stammkundin Anna Kirsten hat hier früher gerne Müsli- und Omega-Brötchen abgeholt, jetzt muss sie das neue Sortiment erst einmal testen. Einer anderen Kundin gefällt die Einrichtung und „es ist gut, dass es eine Nachfolge gibt – bei allen Tränen, dass die beiden aufhören.“

Abschied mit Kunden, Kaffee und Sekt

Und was war der schönste Augenblick in den gut dreißig Jahren vor Ort? „Mir wird der letzte Arbeitstag am vergangenen Samstag in Erinnerung bleiben“, sagen die Lufens unisono: „Wir waren überwältigt, wie viele Menschen unsere Arbeit anerkannt und mit uns bei Kaffee und Sekt gefeiert haben.“

Für die Aushilfen wie Andrea Kroker – seit 25 Jahren im Geschäft – geht es indes weiter, sie wurden von dem neuen Chef übernommen. Für den neuen Besitzer David Kropp ein Gewinn, „denn sie kennen das Viertel und die Kunden genau“. Kroker freut sich auf den Neustart: „Viele Kunden kenne ich von klein auf, Lufen ist für mich wie eine zweite Heimat.“