In den vergangenen Monaten war er immer wieder mit seinem Motorrad unterwegs. Aus seinen Begegnungen ist ein Buch geworden.

Duisburg. Tom Waschat war schon viel in der Welt unterwegs: Er kochte für das niederländische Königshaus oder wurde von Promis gebucht, um für sie exquisite Speisen zu zaubern. Sein professionelles Handwerk lernte er bei Mölleckens in Mülheim. Noch viel früher fing er an, zu Hause zu kochen.

Waschats Mutter war alleinerziehend. Um ihr zu helfen, brutschelte er selbst in der Küche. Seine Wurzeln hat der 50-Jährige nie vergessen: „Gutes essen muss nicht teuer sein“ lautete seine Devise, als er eine Kochschule in Bruckhausen eröffnete, um Kindern beizubringen, wie man Essen zubereitet. In der Innenstadt betrieb der Spitzenkoch zuletzt eine Suppenküche. In den vergangenen Monaten stand Waschat eher selten am Herd. Mit seinem Motorrad riss er tausende Kilometer ab. Im Gespräch mit WAZ-Redakteurin Fabienne Piepiora plaudert er über Reisen, Begegnungen, das Kochen und sein neues Buch „Tom Waschat unterwegs“.

Parallel als Koch und Fensterputzer gejobbt

Erinnern Sie sich noch? Warum sind Sie damals eigentlich Koch geworden?

Ich hab’ damals eine Ausbildung zum Fenster- und Gebäudereiniger gemacht. Um mir etwas hinzu zu verdienen, habe ich hinter dem Theater im Don Camillo als Spülhilfe gejobbt. Allerdings war der Koch ständig bekifft und kam zu spät, da musste ich dann einspringen. Irgendwann hat der Chef das mitbekommen und mich gefragt, ob ich dort meine Ausbildung zum Koch machen möchte. Ich habe dann im Don Camillo und Novotel gelernt. Später im Zollhaus in Mülheim hat mir Thomas Möllecken beigebracht, wie man akribisch in der Küche arbeitet. Zwischendurch hatte ich trotzdem noch Jobs als Fensterputzer, um mir mein Gehalt aufzubessern. Am Ende hatte ich 3400 Mark gespart.

Was haben Sie mit dem Geld gemacht?

Das habe ich in meine erste große Reise investiert – in ein Flugticket nach Myanmar. Dort habe ich bei einer Konditorei Sacher-Torten für Diplomaten hergestellt. Es war eine tolle Zeit. Irgendwann habe ich mich dann in Nathalie verliebt. Sie war Französin und hatte große Brüste. Ich bin ihr verliebt nach Kanada gefolgt...

Bei ihrer Reise fürs Buch sind Sie vielen Menschen begegnet. Waren das geplante Treffen oder Zufallsbekanntschaften?

Momentan arbeitet Tom Waschat als Coach.
Momentan arbeitet Tom Waschat als Coach. © Gerd Hermann

Sowohl als auch. Mit einigen bin ich zufällig ins Gespräch gekommen. Man sieht sich, man begegnet sich. Ich habe sie dann immer nach ihren Lieblingsrezepten gefragt oder welche Gerichte für die Region typisch sind. Die meisten haben sie mir gerne gegeben.

Waren Sie eigentlich immer allein unterwegs?

Einmal habe ich meine Tochter nach Dublin mitgenommen. Die stand in Englisch nicht so gut. Das Wochenende hat Spaß gemacht, Dublin ist eine tolle Stadt. Meine Tochter ist dort gelobt worden, wie gut ihr Englisch sei.

Island war bisher das beeindruckendste Reiseziel

Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Auf Island. Alles kam mir so bekannt vor. Ein imposantes, einzigartiges Stück Erde.

Und wie schmeckt Ihre Heimat, das Ruhrgebiet?

Deftig, wenn man zum Beispiel an Rinderroulade, Mettbrötchen und typische Hausmannskost denkt. Ich mag die Küche, esse aber auch gerne pure Lebensmittel wie Obst, und Gemüse. Außerdem mag ich stilles Wasser.

Wann haben Sie das letzte Mal beruflich gekocht?

Das war 2017 in Australien. Allerdings bin ich dort von einem Auto angefahren worden und musste einen Folgejob in Hongkong absagen. Momentan arbeite ich eher als Autor und Coach. Ich habe das Gefühl, dass ich den Menschen noch mehr mitgeben kann, als nur gute Rezepte und Essen.

Hilfe für Stotterer ist die Erfüllung eines Jugendtraums

Wen coachen Sie?

Ich möchte Stotterern helfen, davon habe ich als kleiner Junge geträumt. Es ist eine Mischung aus Technik und psychologischen Aspekten. Ich schätze Logopäden, weiß aber als ehemaliger Betroffener besser, worauf es ankommt.

Möchten Sie noch einmal ein Restaurant eröffnen?

Ich könnte mir gut vorstellen, vielleicht in zehn Jahren wieder ein kleines Restaurant mit zehn, zwanzig Plätzen zu eröffnen und auf Top-Niveau zu kochen. Momentan möchte ich es lieber langsamer angehen lassen. Ich war im vergangenen Jahr schwer krank und es ist ein Wunder, dass es mir wieder so gut geht. Die schnelle BMW habe ich gegen einen Chopper getauscht, mit dem ich jetzt gemütlicher durch die Landschaft cruise.

Wohin geht die nächste Reise?

Ich möchte gerne nochmal nach Grönland oder Finnland. Ich liebe diese kleinen bunten Ministädtchen in Grönland. Die Mentalität der Menschen dort ist etwas Besonderes.