Duisburg. . Unter dem Motto „Tarif deluxe“ fordern Beschäftigte im öffentlichen Dienst mehr Geld. Es steht im Gegensatz zu den ernst gemeinten Forderungen.

Schrill ertönten Trillerpfeifen auf dem Burgplatz. Ziemlich viele Trillerpfeifen. Schon aus größerer Entfernung machte die Menschenmenge vor dem Rathaus auf sich aufmerksam. Nicht nur die Geräuschkulisse sorgte dafür – auch die bunten Fahnen im Verdi-Rot-Weiß oder die Kombination von Weiß und Pink auf den Fahnen der Komba Gewerkschaft zogen viele Blicke auf sich.

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Etwa 1000 Menschen hatten sich nach Angaben der Veranstalter gestern um 10 Uhr zur Protestkundgebung vor dem Rathaus versammelt. Denn der öffentliche Dienst streikte. Bus- und Bahnfahrer, Angestellte der Sparkasse Duisburg oder der Stadt – gemeinsam nutzten sie die Gelegenheit, um ihre Unzufriedenheit und ihre Lohnforderung kund zu tun.

Nach Ostern wieder Streiks?

Auf der Bühne formulierte unter anderem Mona Henkel von der Verdi-Jugend die Forderung vieler im öffentlichen Dienst: Gute Arbeit müsse auch vernünftig entlohnt werden. Es sei enttäuschend, dass die Arbeitgeberseite bislang nicht ansatzweise reagiert habe. Die Streikenden gehen zudem davon aus, dass wenn ein Angebot an die Angestellten im öffentlichen Dienst gerichtet wird, dies zu gering ausfallen werde. Deshalb sei nach Ostern mit weiteren Streiks zu rechnen. Mona Henkel arbeitet für die Stadtverwaltung und hat 2016 ihre Ausbildung beendet. „Ich vertrete die Interessen der Azubis, die ich selbst in meiner Ausbildung kennengelernt habe“, sagte sie. Ziel der Kundgebung sei es, den Forderungen nach 100 Euro mehr Lohn für Auszubildende und 30 Urlaubstagen im Jahr Nachdruck zu verleihen.

„Streik unsere einzige Lobby“

„Durch das satirische Motto und die Übertreibung, die in ‘Tarif deluxe’ steckt, wollen wir die nötige Aufmerksamkeit bekommen“, sagt Mona Henkel. Der Streik sei die einzige Lobby, die Angestellte im öffentlichen Dienst hätten. Und die Führungsebenen hätten ja auch was von einer Lohnerhöhung, schließlich käme die auch bei ihnen selbst an. „Übrigens hat heute auch die Führungsebene im Rathaus getagt. Die haben sicher mitbekommen, was hier unten heute los war“, schiebt Henkel noch nach.

Aber nicht nur auf der Bühne werden die Forderungen formuliert. Richtete man gestern seinen Blick nach unten, konnte man vereinzelt die Streitpunkte möglicher Tarifverhandlungen entdecken, die auch wieder satirisch verpackt wurden.

Dort stand in roter und grüner Farbe geschrieben: „Alles Bling Bling!!!“, „Gönn ich mir!!!“, „Weniger ist Wahnsinn“ oder „Ihr könnt uns mal...übernehmen“, in Anlehnung an die meist befristeten Verträge, die vielen nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung angeboten werden.

Laut und bunt und zornig

Der Geschäftsführer der Verdi Duisburg/Niederrhein, Thomas Keuer, zeigte sich zufrieden mit dem Warnstreik: „Einige Betriebe wurden heute bestreikt und wir hatten 1000 Leute auf dem Rathausplatz. Man konnte sehen, dass die Wut der Arbeitnehmer wächst – der Streik war also erfolgreich.“ Für die kommenden Tage und Wochen war er aber wenig optimistisch was den weiteren Verlauf der Tarifverhandlungen betrifft: „Zunächst einmal wäre es schön, wenn die Arbeitgeber endlich verhandeln würden. Davon sind sie zurzeit weit entfernt. Solange das so ist, müssen wir weiter Druck machen und dazu gehören eben auch Warnstreiks.“

Die weiteren Verhandlungen entscheiden also darüber, ob es auf dem Burgplatz bald wieder voll, laut und bunt und zornig wird.