Der Tanzabend „Begegnungen“ mit zwei Choreographien von Royston Maldoom ist auch eine Zeitreise in die 90er Jahre, denn beide Stücke waren damals bereits beim Europäischen Jugendtanzfestival in der alten Mercatorhalle zu sehen. Nun entwickeln sie bei der Aufführung im Theater der Stadt durch die Beteiligung von jugendlichen Flüchtlingen auch ihre integrierende Kraft.
Der Tanzabend „Begegnungen“ mit zwei Choreographien von Royston Maldoom ist auch eine Zeitreise in die 90er Jahre, denn beide Stücke waren damals bereits beim Europäischen Jugendtanzfestival in der alten Mercatorhalle zu sehen. Nun entwickeln sie bei der Aufführung im Theater der Stadt durch die Beteiligung von jugendlichen Flüchtlingen auch ihre integrierende Kraft.
Erstaunlich ist die Zeitlosigkeit beider Stücke: In „Verklärte Nacht“ thematisiert Maldoom die Beziehung der Geschlechter, in „Tryst“ zeigt er Bilder von Gewalt und Ausgrenzung. Die Einstudierung übernahmen Ulla Weltike und Mia Sophia Bilitza. Zu erleben ist ein großes Ensemble aus Tänzern, die schon vor 25 Jahren dabei waren, Mitgliedern der Jugendtanzcompany „Missed in Action“ sowie jungen Flüchtlingen, Individuen also.
In „Verklärte Nacht“ zur Musik von Arnold Schönberg versuchen Frauen und Männer, in Kontakt zu kommen. Da gibt es aber auch Momente, in denen eine Frau von den Männern bedrohlich umkreist wird. Eine homoerotische Annäherung zweier Männer wird von den Frauen unterbunden. Das gut halbstündige Schönberg-Stück wird von einem Streichsextett der Duisburger Philharmoniker mit Tonio Schibel an der ersten Geige schwelgerisch und spannungsvoll musiziert.
„Tryst“ zur Musik von James McMillan zeigt zu Beginn ein starkes Bild des Zusammenhaltes: Alle 51 Tänzer haben eine menschliche Pyramide gebildet, aus der eine Frau mit emporgereckter Faust herausragt. Doch die Gemeinsamkeit währt nicht lange. Die Gruppe zerfällt, und es entwickeln sich Szenen von Kampf und Ausgrenzung. Zu schrillen Holzbläserakkorden entstehen dann Bilder eines Gefangenen- oder Flüchtlingslagers.
Die Umsetzung solcher Szenen dürfte für die Flüchtlinge nicht immer einfach gewesen sein. Doch der Tanz schafft auch die Möglichkeit einer Überhöhung und Verarbeitung der Realität durch die Kunst. Dabei entstehen Momente großer Sogwirkung, wenn das ganze Ensemble umherläuft und springt oder die ganze Gruppe alltägliche Bewegungen vollzieht, die durch das Kollektiv eine ungeahnte Wucht bekommen. Trotz einiger Momente, in denen Umarmungen Trost spenden, gönnt Maldoom dem Stück kein Happy End. Einhelliger Jubel für die Tänzer und Royston Maldoom.