Mitte. . Arne Buschmann will eine Gemeinde gründen, die näher am Alltag von jungen Leuten ist. Gottesdienst im Kino oder in der Kneipe geplant.

Wie bekommt man junge Erwachsene dazu, sich für Glauben und Kirche zu interessieren? Arne Buschmann gründet selbst eine. Der 29-Jährige ist als Kind von seinen Eltern, die sich in einer Freien evangelischen Gemeinde engagieren, in Gottesdienste mitgenommen worden. Als Teenager ließ er sich taufen, später kam ihm die Idee, selbst Pfarrer zu werden. Mit Verlaub: Wie ein typischer Kirchenvertreter wirkt der junge Mann in Turnschuhen, der zumeist noch Mütze oder Kappe trägt, nicht unbedingt. Muss auch nicht: Kirche soll dort stattfinden, wo die Menschen sowieso sind. Buschmann stammt ursprünglich aus Aachen, die Idee der Gründung ist vom Bundesverband Freier Evangelischer Gemeinde (FEG) an ihn herangetragen worden. Er war begeistert und zog deshalb nach Duisburg. Nun sucht er Mitstreiter.

Wie ist Ihr erster Eindruck von Duisburg?

Die Leute sind super offen und gehen auf einen zu. Ich habe in den ersten Wochen erst einmal Kontakte geknüpft und möchte auch mit den anderen Kirchen in Duisburg zusammenarbeiten. Viele sind erstaunt und positiv überrascht, wenn ich ihnen sage, dass ich Pfarrer bin. Die meisten werden dann neugierig, was wir vorhaben.

Tragen Sie als Pfarrer beim Gottesdienst eigentlich Talar?

Nein. Ich war zum Beispiel neulich Gastprediger bei der FEG in Wanheimerort, da hatte ich ein Hemd an. Wenn ich ein Paar traue, trage ich natürlich einen Anzug. Aber grundsätzlich soll es so sein, dass man in jedem Outfit einen Gottesdienst halten kann.

Wenn man sich als Jugendlicher für Kirche engagiert, gilt man doch wahrscheinlich als Freak, oder?

Also ich habe meine Jugend genossen, habe viel Zeit mit Freunden verbracht und war auch feiern, obwohl ich dann sonntags in die Kirche gegangen bin. Meine Schule lag allerdings in einem anderen Stadtteil, und es war in der Tat so, dass ich mich manchmal entscheiden musste, mit wem ich etwas unternehme und beides parallel lief. Deshalb ist es mir auch ein Anliegen, dass der Glaube zum Alltag passt. Es soll keine Hemmschwelle zum Mitmachen geben.

Was macht für Sie Glaube aus?

Glaube ist für mich vor allem ein Getragensein, mich von Gott geliebt wissen. Das bestimmt meinen Wert und es führt dazu, dass ich Gott vertraue und er mein Leben prägen darf. Das kann dann bedeuten, mutige Schritte zu gehen, wie in eine fremde Stadt zu ziehen und eine Gemeinde zu gründen.

In welchen Räumen treffen Sie sich?

Momentan dient meine Neudorfer Wohnung als Headquarter für unsere Teamtreffen. Wir verständigungen uns erst einmal über Werte und was uns wichtig ist. Künftig werden wir uns an öffentlichen Orten treffen, zum Beispiel in Cafés. Vielleicht wird es aber auch Andachten und Gottesdienste in der Kneipe oder im Kino geben. Erst einmal wird es aber kein eigenes Gebäude geben.

Wie finanziert sich die Gemeinde?

Freie evangelische Gemeinden werden aus den Spenden der Mitglieder finanziert, das ist anders als bei den evangelischen und katholischen Kirchen. Für den Anfang bekommen wir Geld vom Bundesverband, der unsere Gründung unterstützt. Von dort wird auch meine Stelle bezahlt. Nach drei Jahren wird dann geprüft, ob sich die Gemeinde trägt.

Bei den anderen Kirchen ist es eher so, dass Gebäude geschlossen werden. Gibt es nicht schon genug Gemeinden?

Natürlich gibt es viele Gemeinden, in denen gute Arbeit geleistet wird. Der Vorteil bei einer Neugründung ist, dass man ganz neue Ideen einbringen und etwas Neues aufbauen kann. Das ist manchmal einfacher als in bestehenden Strukturen. Und dass die Leute darauf Lust haben, sieht man an den vielen Rückmeldungen.

>>>Treffen für alle Interessierten im „Passione“

Arne Buschmann bietet am Freitag, 16. März für alle Interessierten einen Info-Abend in der Espresso-Bar „Passione“ an. Ab 19 Uhr können sich alle, die sich vorstellen können, sich im Team zu engagieren, kennen lernen und mehr über die Ideen von Arne Buschmann erfahren. Nähere Infos gibt’s auch im Netz: www.fegduisburgcity.de.